30 Jahre FHP:
Die Dienstältesten im Gespräch

Marion Hardel, Patrizia Reicherl und Matthias Schreckenbach stehen auf der Mensawiese der FH Potsdam. Im Hintergrund sind die alten Hochschulgebäude zu sehen.
© Nikolas Ripka

Anlässlich des 30. Jubi­läums der FH Potsdam werfe ich einen Blick auf die Geschichte der Hoch­schule. Drei Mitarbeiter:innen, die seit Beginn der 1990er Jahre an der Hoch­schule sind, erzählen, wie sie die neu gegründete FH damals erlebt haben, was für sie „typisch FH“ ist und welche Wünsche sie für die Zukunft haben.

Sie gehören zu den Mitarbeiter:innen mit dem höchsten Dienstalter an der FHP. Können Sie sich kurz vorstellen?

Mat­thias
Mein Name ist Mat­thias Schre­ckenbach und ich bin in dieser Runde der Dienst­äl­teste, seit dem 1. März 1992 an der Hoch­schule. Ich bin Sozi­al­ar­beiter und Sozi­al­ma­nager und habe ver­schie­denste Auf­gaben hier in der Hoch­schule gehabt. Bei dem Her­fahren heute habe ich daran gedacht, dass ich damals der erste aka­de­mische Mit­ar­beiter im Senat war, weil es einfach außer mir keinen gab! (lacht)

Und dann über die ver­schie­densten Ämter, vom Stu­di­en­gangs­leiter Soziale Arbeit online bis jetzt hin zum Stu­di­en­gangs­leiter Soziale Arbeit Präsenz und zum Stu­di­en­dekan. Ich war immer mal wieder Mit­glied im Senat, Fach­be­reichs­rats­vor­sit­zender war ich zwi­schen­durch mal, habe also diverse Funk­tionen in der Hoch­schule durch. Inhaltlich ver­trete ich den Bereich der Hilfen zur Erziehung; alles was mit Familie zu tun hat im Sozi­al­ar­bei­te­ri­schen, und alles was mit Führung und Leitung zu tun hat im Sozialmanagement-Masterstudiengang.

© Nikolas Ripka

Patrizia
Warst du 1992 nicht auch schon Praktikumsbeauftragter?

Mat­thias
Stimmt, das war ich tat­sächlich. Inzwi­schen heißt es ja nicht mehr Prak­tikum, sondern Transfer. Das hat inhalt­liche Gründe, es ist also tat­sächlich nicht nur eine Label-Änderung. Aber da mache ich nicht mehr ganz so viel, es sind eher die Kolleg:innen, die es in den letzten Jahren über­nommen haben.

Marion
Mein Name ist Marion Hardel und ich arbeite seit dem 1. Oktober 1992 hier, zuerst in der dama­ligen Abteilung Stu­den­tische Ange­le­gen­heiten. Dort habe ich als Sach­be­ar­bei­terin begonnen und auch Stu­die­rende mit ein­ge­schrieben und Rück­mel­dungen erledigt. Und im Jahr 1994 kris­tal­li­sierte sich dann die Arbeit im Prü­fungsamt heraus. Ich war dort die Haupt­sach­be­ar­bei­terin, habe fach­be­reichs­über­greifend gewirkt und auch die Fach­be­reiche Design und Bau­in­ge­nieur­wesen betreut.

Und dann kam im Jahr 2004 noch die Betei­ligung an der Gre­mi­en­arbeit mit dazu, also die Betei­ligung an Geneh­mi­gungs­ver­fahren für Studien- und Prü­fungs­ord­nungen, Aus­wahl­satzung, Praktika und so weiter. Und momentan bin ich Haupt­sach­be­ar­bei­terin vom Prü­fungs­service. Ich betreue wei­terhin den Fach­be­reich Design und vom Fach­be­reich Bau­in­ge­nieur­wesen jetzt momentan nur die Mas­ter­stu­die­renden. Zwi­schen­zeitlich habe ich auch noch den usbe­ki­schen-deut­schen Mas­ter­stu­di­engang betreut und auch rus­sische Zeug­nisse geschrieben.

Patrizia
Ich bin Patrizia Rei­cherl und seit dem 1. August 1994 hier. Ich kam damals von der FH Bran­denburg, an der ich als erste Pres­se­spre­cherin einer bran­den­bur­gi­schen Fach­hoch­schule vom Mai 1993 bis Juli 1994 tätig war. Die Fach­hoch­schulen wurden damals ohne Stellen für Öffent­lich­keits­arbeit gegründet, die Stelle war im Stel­lenplan einfach nicht vor­ge­sehen. Es hat sich aber schnell her­aus­ge­stellt, dass das doch not­wendig war.

Und nachdem die FH Bran­denburg eine Stelle für Pres­se­arbeit ein­ge­richtet hatte, hat die Fach­hoch­schule Potsdam nach­ge­zogen. Dann bin ich prak­tisch zum August 1994 an die FH Potsdam gewechselt. Aktuell bin ich Geschäfts­füh­rerin des Senats, der Stän­digen Kom­mission für Studium und Lehre und für Gre­mi­en­wahlen und kümmere mich darum, dass die Amt­lichen Bekannt­ma­chungen auf dem aktu­ellen Stand sind und den Normen entsprechen.

Sind Sie sich in den letzten dreißig Jahren überhaupt begegnet?

Marion
Ja, wir hatten dienstlich mit­ein­ander zu tun.

Mat­thias
Andauernd eigentlich, oder? In den unter­schied­lichsten Funk­tionen auf den unter­schied­lichsten Ebenen. Mal sehr formal, mal sehr kol­legial-freund­schaftlich. Mal schna­ckend, mal läs­ternd … (lacht)

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Wie sind Sie zur FH gekommen?

Patrizia
Na ja, ich weiß jetzt gar nicht, ob man das offi­ziell sagen sollte, aber es gab 1994 im April den ersten gemein­samen Mes­se­auf­tritt einiger bran­den­bur­gi­schen Fach­hoch­schulen auf der Han­nover-Messe. Und da hat mich Herr Knüppel (Grün­dungs­rektor der FH Potsdam, Anm. d. Red.) ein­ge­laden, mich auf die Stelle der Öffent­lich­keits­arbeit zu bewerben, da sich die FH Potsdam auch ent­schieden hatte, eine Stelle für Presse- und Öffent­lich­keits­arbeit ein­zu­richten. Und dann bin ich gewechselt.

Damals besuchte der Rektor also noch Messen.

Patrizia
Ja klar, für die bran­den­bur­gi­schen Fach­hoch­schulen war es damals unglaublich wichtig, sich zu prä­sen­tieren und über­haupt deutlich zu machen, dass sie da sind. Sowohl die FH Potsdam als auch die FH Bran­denburg hatten ja in dem Sinne keine Vor­gänger, und Bran­denburg an der Havel war ja auch noch nie Hoch­schul­stadt gewesen. Anfang der 1990er hatten die tech­nisch-ori­en­tierten Stu­di­en­gänge ziem­liche Schwie­rig­keiten, Stu­di­en­in­ter­es­sierte zu finden. Deshalb wurde an der FH Bran­denburg auch die Stelle für Öffent­lich­keits­arbeit eingerichtet.

„für die bran­den­bur­gi­schen Fach­hoch­schulen war es damals unglaublich wichtig, sich zu prä­sen­tieren und über­haupt deutlich zu machen, dass sie da sind“

Da ging es tat­sächlich darum, über­haupt die Fach­hoch­schule als existent bekannt zu machen, ihr Profil zu ver­deut­lichen und vor allem Stu­di­en­in­ter­es­sierte in den tech­ni­schen Fächern zu gewinnen. Dabei ging es auch darum, im Westen Kon­takte aufzubauen.

Marion
Ich musste mich nach der Wende beruflich umori­en­tieren. Ich hatte stu­diert und habe zum dama­ligen Zeit­punkt gehofft, dass es Par­al­lelen gibt, wenn man sich an einer Hoch­schule bewirbt. Das ist dann im Grunde auch so gewesen, mit dem Stu­di­en­alltag war ich ver­traut. Und dann hat mir die Arbeit einfach Spaß gemacht, also der Kontakt zu den Stu­die­renden und mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können. Und dann bin ich halt hier geblieben.

© Nikolas Ripka

Was haben Sie davor beruflich gemacht?

Marion
Ich habe Tech­no­logie des elek­tro­ni­schen Gerä­tebaus stu­diert. Vorher hatte ich Elek­tronik-Fach­ar­beiter mit Abitur gelernt, dann das Elek­tronik-Studium abge­schlossen und in Teltow in einem Groß­be­trieb gear­beitet. Aber diese sind dann mit der Wende geschlossen worden, und dann war es leider vorbei. Es war nicht so schön, aber man musste ja irgendwie nach vorne blicken. Und das hat auch geklappt.

„Es war nicht so schön, aber man musste ja irgendwie nach vorne blicken. Und das hat auch geklappt.“

Mat­thias
Ich glaube, ich bin mehr durch Zufall hier gelandet. Während der Grün­dungszeit hier war die Kol­legin Henke die Grün­dungs­de­kanin des Fach­be­reichs Sozi­al­wesen. Und die hatte Unter­stützung von einem ASH-Kol­legen bekommen, also der Sozi­al­ar­beits-Aus­bil­dungs­stätte in West­berlin. Ich hatte mit dem Kol­legen damals zusammen Wei­ter­bil­dungen in Jugend-Frei­zeit­ein­rich­tungen in West-Berlin gemacht. Und just als ich aus einem Urlaub wie­derkam, hatte er einen Zettel auf meinen Tisch gelegt: Kannst du dir nicht vor­stellen, an der Fach­hoch­schule Potsdam zu arbeiten? Ich war da gerade 30 geworden und dachte: das über­fordert dich jetzt alles, was sollst du da und was willst du da eigentlich und überhaupt?

„Ich war da gerade 30 geworden und dachte: das über­fordert dich jetzt alles, was sollst du da und was willst du da eigentlich und überhaupt?“

Walter hat mir dann aber gut zuge­redet. Und eigentlich ist das ein bisschen tra­gisch: der Hin­ter­grund war, es gab hier drei Kol­le­ginnen, die aus der ehe­ma­ligen Gelbke-Schule kamen, also der Für­sor­gerin- oder Sozi­al­ar­beits-Schule hier in Potsdam. Eine Kol­legin ist tat­sächlich leider sehr früh­zeitig ver­storben und dadurch war eine Stelle vakant. Und dann hieß es: Okay, schauen wir mal, ob wir jemanden haben, der Lust darauf hat, Pra­xis­transfer und Pra­xis­theorie zusammenzubringen.

Und dann war ich just auf einmal in der Hoch­schule. Und dachte: guckst du dir den Laden mal fünf Jahre an. Und jetzt sind nach fünf Jahren irgendwie 30 ver­gangen und ich gucke sie mir immer noch an. (lacht) Ich hätte mir das nicht vor­stellen können, tat­sächlich. Ich war gerne in der Praxis und da glaube ich auch ganz gut. Ich habe damals ein Gemein­we­sen­zentrum geleitet und viele kleine prak­tische Sachen nebenher gehabt; war Pfle­ge­vater. Und Hoch­schule war mir eigentlich ganz fern. Dann kam der Ein­stieg doch relativ flott und so ist es dann geblieben.

Du sagtest, Marion, dass du ost-sozia­li­siert und auf Job­suche warst. Eine große Her­aus­for­derung für mich war es, als ich ankam und die Stu­die­renden gesagt haben: „Ihr Bes­ser­wessis!“. Den Fach­be­reich Sozi­al­wesen und Soziale Arbeit gab es in der Form in der ehe­ma­ligen DDR nicht. Und ich hatte am Anfang viele Kon­fron­ta­tionen mit Stu­die­renden, die natürlich auch mit Ost-Sozia­li­sation hier ankamen.

Es gab nur zwei Kol­le­ginnen, die haupt­amtlich in der Lehre waren und auch aus der ehe­ma­ligen DDR kamen, plus die beiden Kol­legen, mit denen ich arbeitete. Und da gab es am Anfang viele Aus­ein­an­der­set­zungen und Rei­be­reien. Wenn wir über Jugend­arbeit erzählt haben, sagten einige: Ihr habt keine Ahnung von dem, wie es uns in unserem System erging, was wir mit­ge­bracht haben und so weiter. Das war schon eine ganz wilde, aber trotzdem unfassbar span­nende Zeit. Wir waren ein kleiner, über­schau­barer Kreis an Kolleg:innen, mit viel Aus­tausch und unfassbar viel Dynamik, auch was unseren Fach­be­reich betraf.

Patrizia
Wenn man in einen anderen Kul­tur­kreis fährt und zum Bei­spiel dann die Sprache nicht kann, dann ist auch klar, dass man vieles nicht ver­steht. Aber da wir ja vor­der­gründig die gleiche Sprache gesprochen haben, war es oft unglaublich schwer fest­zu­stellen, dass wir eigentlich über völlig unter­schied­liche Dinge gesprochen haben. Es gab ganz viele Ver­stän­di­gungs­pro­bleme. Das war anstrengend und total spannend. Es prallten unglaublich viele, sehr unter­schied­liche Vor­kennt­nisse und Lebens­hal­tungen auf­ein­ander und das ist das, woran man heute immer noch irgendwie mit Schmunzeln denkt.

Aber es war tat­sächlich schon so ein Annä­he­rungs­prozess, der gerade für die Kol­le­ginnen aus der abge­wi­ckelten DDR total schwierig war, denn die Fach­hoch­schule Potsdam war so ein Bei­spiel für die „West­über­nahme“. Das hatte schon ziem­liches Kon­flikt­po­tenzial, vor allem im Stu­di­engang Soziale Arbeit, weil der größte Teil der Stu­die­renden eine Ost-Sozia­li­sation hatte. Aber auch die Kolleg:innen der meisten Fach­be­reiche, also die Dekanatsmitarbeiter:innen und Verwaltungsmitarbeiter:innen, waren aus der Region, während die Professor:innen zu bis zu 80 Prozent aus dem Westen kamen. Da knallten schon viele unter­schied­liche Lebens­vor­stel­lungen, viele unter­schied­liche Nor­ma­li­täten aufeinander.

„Da knallten schon viele unter­schied­liche Lebens­vor­stel­lungen, viele unter­schied­liche Nor­ma­li­täten aufeinander.“

Marion
Und dann wurde es auch als not­wendig gesehen, dass die Ossis ange­passt werden. Es gab dann soge­nannte Anpas­sungs-Fort­bil­dungen für die Lauf­bahnen des mitt­leren Dienstes. Mit­unter musste man dann schon schlucken, was einem da offe­riert wurde. Denn grund­sätz­liche Dinge gab es bei uns auch, die waren nicht anders. Aber es wurde so suggeriert.

Mat­thias
Es gab aber schon sprach­liche Unter­schiede. Ich wusste zum Bei­spiel nicht, was ein Broiler ist. (lacht)

Marion
Ja, aber das ist sogar in Deutschland ins­gesamt sehr unter­schiedlich. Ich habe nun in Sachsen stu­diert, und habe nicht ver­standen , als mir meine Kommiliton:innen erzählt haben: „Wir können noch Erper essen“. Wie bitte? Kar­toffeln! Ja, kannte ich auch nicht. Das war und ist auch regional sehr unterschiedlich.

Mat­thias
Völlig klar. Manchmal musste man aber etwas schmunzeln.

Patrizia
Das waren aber die offen­sicht­lichen Sachen. Pro­ble­ma­tisch war das, was eben nicht offen­sichtlich war.

Mat­thias
Ja, vor allem das Nicht­wahr­nehmen. Bei unseren Stu­die­renden waren wir nicht in der Lage, mit unserem West­blick bestimmte Dinge zu wissen. Wir sind also nicht durch eine Pio­nierzeit gegangen oder sons­tiges, sondern hatten keine Ahnung von dem und haben mit unseren Theorien an einer Lebenswelt ange­setzt, die für die Ost-Stu­die­renden gar nicht zutraf. Und dann diese Nach­qua­li­fi­zie­rungs-Nummer, die du gerade gesagt hast, für ehe­malige Erzieher:innen, Heimerzieher:innen und so weiter, die nach­qua­li­fi­ziert werden mussten oder wollten oder sollten. Da hieß es: „Sind wir dafür bereit?“. Es gab viele heftige Aus­ein­an­der­set­zungen. Aber irgendwie haben wir uns berappelt.

„Es gab viele heftige Aus­ein­an­der­set­zungen. Aber irgendwie haben wir uns berappelt.“

Was war die FHP damals für ein Ort?

Patrizia
Ein Ort des Wahn­sinns-Aktio­nismus. (lacht) Der größte Teil von uns hat gefühlt rund um die Uhr gear­beitet, weil ein neues Projekt das nächste jagte. Und uns bis 1996, als die Kon­so­li­die­rungs­de­batte anfing, wirklich über­schlagen haben. Es wurden innerhalb von ein paar Jahren sämt­liche Stu­di­en­gänge ein­ge­richtet und zig Per­sonal ein­ge­stellt mit Beru­fungs­ver­fahren und Stel­len­be­set­zungen … Es war ja alles im Aufbau. Das fing an mit den 144 Stu­die­renden, die aus der Gelbke-Schule kamen, und mit einem Per­sonal, das man an zwei Händen abzählen konnte: der Grün­dungs­rektor, der Grün­dungs­kanzler, ihre Mit­ar­bei­te­rinnen, dann die drei Professor:innen und die zwei Mitarbeiter:innen im Sozialwesen.

Und daraus wurde in null­kom­manix, also innerhalb von zwei Jahren, eine bestehende Ver­waltung. Da gab es fünf Fach­be­reiche und auch die ganzen anderen Pro­jekte. Es gab Ver­suche, bestimmte Stu­di­en­gänge ein­zu­richten, die zum Teil geglückt sind, wie die Kul­tur­arbeit, oder eben auch irgendwann ad acta gelegt wurden, wie der Stu­di­engang Öffent­lich­keits­arbeit. Es gab immer Akti­vi­täten im Transfer, der Kontakt in die Region musste auf­gebaut werden, und das alles gleich­zeitig. Und das mit einem Grün­dungs­rektor mit einer unglaub­lichen Power und einer unglaub­lichen Dynamik.

Mat­thias
Und einer unfass­baren poli­ti­schen Durch­set­zungs­kraft, dass muss man schon sagen. Das hat die Hoch­schule am Anfang schon sehr gestärkt.

Marion
Und er kannte jede:n und konnte jede:n mit Namen ansprechen. Es war beeindruckend.

Mat­thias
Wir haben aus dem Vollen geschöpft am Anfang. Man hatte den Ein­druck, es gibt keine Begrenzung. Man hat zwar geahnt, dass nicht alles so auf­gehen wird, wie es einmal erzählt worden ist. Aber trotzdem war am Anfang eine Menge möglich.

© Nikolas Ripka

Patrizia
Und was mich damals an der FH Potsdam fas­zi­niert hat, war schon dieser inter­dis­zi­plinäre Ansatz, der Hoch­schule unter einem Dach. Den gemein­samen Ort hatten wir zwar erst 2017, als die letzten Fach­be­reiche von der Friedrich-Ebert-Straße auf den Campus gezogen sind. Aber ich meine vor allem die Inter­dis­zi­pli­na­rität, den Aus­tausch unter­ein­ander und den Versuch, fach­liche Grenzen aus­zu­testen und gesell­schaft­liche Fra­ge­stel­lungen aus unter­schied­lichen fach­lichen Per­spek­tiven gemeinsam anzu­gehen. Und damit die Vor­stellung, dass die Stu­die­renden lernen, sich selbst so zu ver­stehen, dass ihre fach­lichen Fragen nie nur aus ihrer Per­spektive zu sehen sind.

Viele sagen, diese Inter­dis­zi­pli­na­rität war auf­ge­setzt und dass es sie eigentlich gar nicht gab. Aber aus meiner Sicht gab es sie von Anfang an. Der Grün­dungs­rektor hat es immer am Bei­spiel der Stadt deutlich gemacht: es geht nicht nur darum, eine Stadt zu ent­werfen, wie es die Architekt:innen machen, oder um sie zu bauen, wie es die Bauingenieur:innen machen, sondern es geht eben auch darum, die ent­spre­chenden poli­ti­schen, sozialen, öko­lo­gi­schen Fra­ge­stel­lungen mit zu beinhalten, wie es dann die Sozialarbeiter:innen mit ein­bringen. Und es geht auch darum, das Wissen zu kul­ti­vieren und zu archivieren.

So wurde die Fach­hoch­schule von Anfang an dar­ge­stellt und das hat auch viele schon sehr stark ange­sprochen, auch wenn es in der Rea­li­sierung immer schwierig war und oft auch die Ver­suche, wie zum Bei­spiel gemeinsame Ring­vor­le­sungen zu machen, schwie­riger waren an dieser Hoch­schule als zum Bei­spiel an der TH Bran­denburg. Aber das war eine tech­nisch-wirt­schaftlich ori­en­tierte Hoch­schule, wo der Aus­tausch auch ein­facher war. Hier war es schon kom­pli­zierter. Denn diese Vielfalt, die die FH Potsdam an Stu­di­en­gängen und Dis­zi­plinen hat, ist relativ unge­wöhnlich. Und war es damals auf jeden Fall.

„diese Vielfalt, die die FH Potsdam an Stu­di­en­gängen und Dis­zi­plinen hat, ist relativ ungewöhnlich“

Es war eine inhaltlich, orga­ni­sa­to­risch und struk­turell total dyna­mische Zeit. Wir leiden immer noch unter bestimmten Sachen, die damals an Grund­lagen gelegt wurden, nämlich an der Struktur. Aber damals hatten wir einfach über­haupt keine Zeit, darüber nach­zu­denken, wie man das Ganze kon­so­li­diert. Das kam dann so ab 1995, da ging dann ganz stark der Ruf auch von den Fach­be­reichen aus: Stopp, stopp, stopp! Jetzt lasst uns doch erst mal Zeit, uns anzu­schauen, was wir hier über­haupt auf­gebaut haben und fest­stellen, was wir dafür brauchen; ob das so funk­tio­niert. Zeit, den Unterbau über­haupt zu fes­tigen, bevor uns dann das alles weg­bricht, während wir immer weiter und schneller eilen …

Mat­thias
Ich hatte den Ein­druck, dass man ver­sucht hat, bei den inhalt­lichen Dis­kus­sionen, bei der Ent­wicklung eines Cur­ri­culums, bei der Benennung von Pro­fes­suren, wirklich inno­vativ zu sein. Und Dinge, die über 30 Jahre vorher gemacht worden sind, zu reflek­tieren, um sie hier anders zu machen. Ich meine, wo hast du das denn, dass du plötzlich eine Hoch­schule kom­plett neu gründest? Die anderen leiden viel­leicht unter ihren Tra­di­tionen und hier hast du einen völ­ligen Neu­anfang gehabt. Der aber auch vieles unfassbar kom­pli­ziert gemacht hat, da du auf nichts zurück­greifen konntest und alles aus­handeln musstest.

„Ich meine, wo hast du das denn, dass du plötzlich eine Hoch­schule kom­plett neu gründest?“

Ich muss heute manchmal schmunzeln, wenn die Kolleg:innen in der Fach­be­reichs­rat­sitzung sagen: wir sind jetzt schon 3 Stunden hier, es ist schon 17:30 Uhr. Wir haben damals locker bis 1 Uhr gesessen und haben Dinge aus­ge­handelt, weil in den Anfangs­zeiten alle mit dieser Euphorie hier rein­ge­gangen sind. Ich habe bis heute das Gefühl, dass wir uns ein bisschen das Unkon­ven­tio­nelle und das nicht ganz so starre auch erhalten haben. Und das macht es anstrengend manchmal, aber irgendwie auch lebendig. Ich merke manchmal, als Kollege, der schon 30 Jahre hier ist: Ah, die Debatte hörst du jetzt zum 410. Mal, bitte nicht! Aber gerade das ist es auch. Und wir gestatten uns das auch immer wieder. Insofern finde ich, wir, haben uns ein ganzes Teil gerettet, was gut ist.

Patrizia
Ich denke auch, so viel uns an Struktur auch immer gefehlt hat, wurde es durch diesen inten­siven Aus­tausch aus­ge­glichen – der natürlich nicht so zu halten ist, umso größer man wird. Aber trotzdem ist genau dieses Unkon­ven­tio­nelle, dieses Lebendige dadurch erhalten geblieben. Wenn ich jetzt jüngere Kolleg:innen erlebe, die neu her­kommen und vieles an dieser Unstruk­tu­riertheit dann auf­stößt, weil sie nicht ver­stehen, warum was wie funk­tio­niert, denen gefällt auch die Leben­digkeit und der Umgang unter­ein­ander. Das ist eigentlich das, was uns ganz stark aus­macht und was auch immer wieder die inhalt­lichen Dis­kus­sionen befördert. Und weil eben diese Leben­digkeit, die so schwer zu fassen ist, einfach da ist.

Könnte man sagen, dieses Unkonventionelle, Lebendige, Dynamische ist „typisch FH“?

Patrizia
Ich finde schon, dass es uns aus­macht, und zwar stärker als andere Hochschulen.

Mat­thias
Bis dahin, dass wir so eine Iden­tität haben. Ich bin so froh darüber, dass wir uns das Label „Fach­hoch­schule“ erhalten haben, gegen alle Strö­mungen. Das ist so ein typi­sches Bei­spiel, zu sagen: Nein, das sind wir. Und da kommt schon auch eine Menge Selbst­be­wusstsein her, zu sagen: Das können wir und das ist unser Pfund, mit dem wir hier auch arbeiten. Da ist die Inter­dis­zi­pli­na­rität das Fun­dament, das sehe ich ganz stark so, auch wenn die an vielen Stellen ganz schwierig umzu­setzen ist. Gegen den Main­stream zu sagen: wir bleiben mit dem Label Fach­hoch­schule, weil das unsere Iden­tität ist – das macht uns aus.

„Gegen den Main­stream zu sagen: wir bleiben mit dem Label Fach­hoch­schule, weil das unsere Iden­tität ist – das macht uns aus.“

Patrizia
Wir haben ja selbst immer wieder ver­sucht, uns umzu­be­nennen. Noch lange, bevor die Dis­kussion um die „Hoch­schulen für ange­wandte Wis­sen­schaften“ gab. Es ging schon in den 1990ern los. „Fach­hoch­schule Potsdam“: was soll das für eine Iden­tität sein? Sollen wir uns nicht irgendwie einen anderen Namen geben? Dann gab es Namens­wett­be­werbe: min­destens zwei, wenn nicht sogar dreimal. Und die endeten jedes Mal damit, dass wir gesagt haben: Nein. Das Label Fach­hoch­schule Potsdam macht uns aus. Irgendeine Per­sön­lichkeit zu nehmen wird unserer Vielfalt einfach nicht gerecht. 

Fach­hoch­schule ver­bindet eben immer noch ganz stark diese Anwen­dungs­ori­en­tierung mit dem Studium. Und das sind wir. Irgendwann wurde die Fach­hoch­schule Potsdam ergänzt durch den eng­li­schen Zusatz „Uni­versity of Applied Sci­ences“. Und das ist ja eigentlich der Name der Hoch­schule. Ich glaube, das wird in diesen Dis­kus­sionen auch immer wieder klar, des­wegen sind wir dann auch bei Fach­hoch­schule Potsdam geblieben, als sich alle in ange­wandte Wis­sen­schaften umbe­nannt haben. Die FHP hat sich ihren Ruf auf­gebaut und das ist auch gut so.

Sie haben viel über die Anfänge in den 1990ern gesprochen. Wie erleben Sie die FH Potsdam 30 Jahre später? Was läuft besser, was weniger gut?

Marion
Ganz deutlich: die Digi­ta­li­sierung ist fort­ge­schritten. Wir haben ange­fangen, die ersten Zeug­nisse noch mit Schreib­ma­schine zu schreiben. Das hat sich ja schon wirklich massiv geändert. Inzwi­schen haben wir auch ein Prü­fungs-Ver­wal­tungs­system, wo dann die Noten ver­ar­beitet werden und auch die Ergeb­nisse her­aus­ge­zogen werden für die Zeug­nisse. Das ist schon eine massive Ver­än­derung – und unbe­dingt zum Positiven.

Mat­thias
Ich weiß das gar nicht so genau, wenn man die Jahre so mit­ge­macht hat, dann ist man natürlich auch die Ver­än­derung mit­ge­gangen. Manche hat man ange­stoßen, manche fand man gut, manche weniger gut. Wir sind ja inzwi­schen eine relativ große Fach­hoch­schule im Ver­hältnis zu dem, wie wir mal ange­fangen haben. Ich glaube zwar schon, dass die Kolleg:innen, die hier arbeiten, auch ein Selbst­ver­ständnis für diese Fach­hoch­schule haben. Ich würde aber nicht so weit gehen zu sagen, da ist tat­sächlich so eine Iden­tität, wie wir sie am Anfang hatten. Daran könnten wir noch arbeiten.

Die Inter­dis­zi­pli­na­rität wird heute von vielen eher wie ein Appendix gesehen, als dass sie uns tat­sächlich aus­macht – als wirklich das Bin­dende zwi­schen unseren ganzen Fach­be­reichen. Das ist wahr­scheinlich auch Zeichen der Zeit, dass die Eigen­in­ter­essen der Fach­be­reiche, die Eigen­in­ter­essen der ein­zelnen Kolleg:innen, die hier arbeiten, eine stärkere Rolle spielen. Und es hat etwas damit zu tun, wie die Zugänge heute sind, dass du Professor:in an der Fach­hoch­schule wirst, was du alles liefern muss, das hat sich alles ent­wi­ckelt in 30 Jahren. Und insofern sind wir inzwi­schen, glaube ich, ein ganz funk­tio­nales System. Uns ist gelungen, trotz alledem zu zeigen: Wir sind hier eine Hoch­schule auf dem gemein­samen Campus, mit kurzen Wegen und Absprachen. Und besonders gut gefällt mir, dass die Sta­tus­gruppen so gut zusam­men­ar­beiten; dass es ein gemein­sames Her­an­gehen ist.

„Die Inter­dis­zi­pli­na­rität wird heute von vielen eher wie ein Appendix gesehen, als dass sie uns tat­sächlich ausmacht“

Was die Her­aus­for­derung der nächsten Jahre sein wird, ist zu schauen, wie viel Auto­nomie und Eigen­stän­digkeit die Fach­be­reiche nach wie vor haben werden. Wer speist eigentlich wen? Speisen die Fach­be­reiche die Hoch­schule? Oder ist die Hoch­schule für die Speisung der Fach­be­reiche ver­ant­wortlich? Da bin ich gespannt, wie sich das in den nächsten Jahren, die ich hier noch bin, ent­wi­ckeln wird.

Patrizia
Ich sehe es ähnlich wie Mat­thias und habe auch den Ein­druck, dass wir umso größer wir werden, auch umso mehr zer­fasern. Das ist ja auch logisch und hat auch was Gutes. Aber was ich wirklich ver­misse, schon seit Jahren, ist die Dis­kus­si­ons­kultur. Ich finde, wir sind so ein bisschen in so eine Sprach­lo­sigkeit ver­fallen, die ich manchmal auch im Senat fest­stelle, wo dann eben nicht über Inhalte dis­ku­tiert wird, sondern sich die Dis­kussion dann an For­malia fest­beißt, die man eigentlich auch anders regeln könnte. Ich denke, manche sind ganz zufrieden damit, dass man über For­malia dis­ku­tiert, weil man sich dann nicht inhaltlich aus­ein­an­der­setzen und in die Debatte gehen muss. Ich finde die Dis­kus­si­ons­kultur ist ins­gesamt nicht so, wie ich sie mir eigentlich vor­stelle und wünsche und wie ich sie auch für not­wendig halte, um die inhalt­liche, fach­liche, inter­dis­zi­plinäre Ent­wicklung voranzubringen.

Und was ich auch ganz pro­ble­ma­tisch finde, ist die Über­for­derung der Hoch­schulen ins­gesamt, wenn man überlegt, was es jetzt alles an Zusatz­auf­gaben gibt. Klar waren Wei­ter­bildung und Transfer und ange­wandte For­schung immer schon Auf­gaben der Fach­hoch­schulen oder zumindest der neu gegrün­deten Fach­hoch­schulen. Aber wir werden so über­rannt von diesem und jenem. Und dann ist oft die Lösung: na ja, dann machen wir halt Beauf­tragte dafür und Kom­mis­sionen dafür. Und dann hetzen wir dem hin­terher und jenem hin­terher, statt einfach mal still zu sein und sich zu fragen: brauchen wir das jetzt eigentlich wirklich? Oder ist das wirklich der Weg? Aber das sind jetzt Fragen an die Hoch­schul­po­litik der Bun­des­re­publik oder Europas und weniger an die Fach­hoch­schule Potsdam.

© Nikolas Ripka

Mat­thias
Das ist ja der Punkt, es sind nicht alle Dinge haus­ge­macht. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe manchmal das Gefühl, wir werden von Politik, auch von regio­naler Politik, stärker ein­ge­schnürt als noch vor 20 oder 30 Jahren. Das ist viel­leicht ein sub­jek­tiver Ein­druck, aber es sind immer mehr Vor­gaben, die erfüllt werden müssen, mehr Dinge, wo ich finde, dass in die Hoch­schul­au­to­nomie durch die Politik ein­ge­griffen wird und wo wir dann in einer Umset­zungsnot sind.

Marion
Ja, das Minis­terium greift schon ziemlich massiv ein, in unsere Ord­nungen zum Bei­spiel. Das sind so Dinge, wo wir um Ver­ständnis ringen, aber mit­unter ist es nicht erfolgreich.

Mat­thias
Oder bei der Frage der Besetzung von Pro­fes­suren, wie starr inzwi­schen Beru­fungs­ver­fahren sind. Die Vor­aus­set­zungen dafür haben sicherlich zum Teil ihre Berech­tigung, zum Teil wird aber zu wenig auf die inhalt­lichen Not­wen­dig­keiten innerhalb der Fach­be­reiche geschaut. Etwas über­spitzt: Was nützt mir im Bereich Sozial- und Bil­dungs­wis­sen­schaften eine aka­de­mische Kar­riere mit 1,0‑Promotion und ohne Praxis? Um hier anzu­kommen, brauchst du zwar schon eine bestimmte wis­sen­schaft­liche Kar­riere, aber da stimmen manchmal die Ver­hält­nis­mä­ßig­keiten nicht. Wir haben viele Dinge, die von außen kommen und die ich als Ein­griffe emp­finde, die man sein lassen könnte und den Hoch­schulen mehr Auto­nomie zuge­stehen müsste.

Patrizia
Nicht nur bei uns ist die Ein­führung der Bachelor- und Mas­ter­stu­di­en­gänge sehr auf Struk­tu­rierung und For­ma­lismen redu­ziert worden. Und ich will gar nicht sagen, dass das an dem System liegt, sondern eher daran, wie es umge­setzt wurde – sodass wir uns jetzt oft durch die Struktur, in die wir ver­meintlich gepresst werden, uns selbst behindern. Wir hatten nicht umsonst immer die „Stu­di­en­reform“ in den Begriffen, also die frühere Kom­mission für Studium und Lehre hieß früher Kom­mission für Studium, Lehre und Stu­di­en­reform. Denn ein Zeichen der Hoch­schulen ist ja die per­ma­nente Inno­vation und Weiterentwicklung.

Und dazu braucht man aber auch einen Freiraum, den ich nicht unbe­dingt mit 5 ECTS in die Modul­struktur pressen kann, weil das den Freiraum sprengt. Wir haben es aber noch nicht ver­standen, diese Struk­turen, die uns auf­erlegt werden, wirklich so umzu­setzen, dass sie auch den Ansprüchen der inno­va­tiven Ent­wicklung gerecht werden. Da beschränken wir uns selber oft, werden aber auch ein bisschen eingeschränkt.

Mat­thias
Ich arbeite gerne für die Hoch­schule, denn mich speist sie mit Iden­tität. Durch meine Jobs habe ich auch andere Hoch­schulen in anderen Bun­des­ländern ken­nen­lernen dürfen und in der einen oder anderen möchte ich nicht tätig sein. Das weiß ich ganz genau. Insofern ist es schon nach wie vor etwas beson­deres hier.

Wie sollte die FHP in den nächsten 30 Jahren aussehen?

Mat­thias
Schwierige Frage.

Patrizia
Das einzige, was mir gerade spontan in den Kopf schoss, war „wider­spenstig“.

Mat­thias
Wider­spenstig im Sinne von Stärkung von Auto­nomie? Ja, durchaus. Aber ich würde mir auch wün­schen, dass die Expertise und Erfahrung, die von den älteren Kolleg:innen da ist, wert­ge­schätzt wird. Sagt man bei Hochschul-Mitarbeiter:innen auch „Alum­ni­arbeit“ oder wie nennt man das? (lacht) Also dass dieser Kontakt stärker gemacht wird. Ich glaube, wenn man so viele Jahre in so einer Insti­tution war, dann ist schwer, von einem Tag auf den anderen zu sagen: Ich habe hier nichts mehr zu tun. Die, die das für sich wollen, die können das ja machen. Aber auch das Wissen von denen mit­zu­bringen, die viele Jahre hier waren, fände ich schon irgendwie so eine Kleinigkeit.

Marion
Ich würde es auch wichtig finden, dass es wieder ein Mit­ein­ander gibt von vielen Sta­tus­gruppen. Ich habe den Ein­druck, dass dieses Mit­ein­ander in der letzten Zeit doch gelitten hat. Es ist nicht mehr der Zusam­menhalt wie in den Anfangs­jahren, sicherlich auch noch bedingt dadurch, dass wir viele mehr geworden sind. Aber es könnte besser sein.

Mat­thias
Und bitte nicht alles digital! Ich möchte keine Fern­hoch­schule werden, wir brauchen die Präsenz. Wir hätten auch dieses Gespräch locker im digi­talen Raum machen können. Und trotzdem bin ich viel mehr inspi­riert, wenn ich die Kol­le­ginnen sehe und was zum Naschen auf dem Tisch habe. Wie wun­derbar ist das alles! Das müssen wir uns erhalten, auch im Sinne von Schaffung von neuen Dis­kus­si­ons­räumen, Räumen, in denen es Aus­tausch gibt. Ganz nach Hannah Arendt: wo Politik betrieben wird, im Plu­ralen und nicht im Ein­zelnen. Das ist ganz wichtig.

Marion
Und das ist genau das, was ich auch von den Stu­die­renden jetzt immer wieder gesagt bekomme: Wir sind so froh, dass wir wieder zu Ihnen kommen können.

Schönes Schlusswort. Vielen Dank!