In der neuen Folge unserer Podcastreihe „7 Fragen an“ unterhalte ich mich mit der studentischen Vizepräsidentin der FH Potsdam.
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge „7 Fragen an“. Ich bin Niko und sitze heute mit Elena Langner hier, der studentischen Vizepräsidentin der Fachhochschule Potsdam. Sie wird sich jetzt einmal selbst kurz vorstellen.
Hallo, ich bin Elena. Ich studiere im 7. Semester Archiv im Fachbereich Informationswissenschaften. Ich wohne in Potsdam und komme auch aus Brandenburg. Ich freue mich, heute hier zu sein.
Was hat dich nach Potsdam gebracht?
Mein Studium. Das war schon ausschlaggebend, dass man irgendwo angenommen wird. Und ich dachte, das ist das richtige Studium für mich. Ich fand Archiv sehr spannend.
Schon ziemlich früh in deinem Studium hast du begonnen, dich nebenbei in Projekten zu engagieren. Wie kam es eigentlich dazu? Und was hast du alles gemacht in der Zeit?
Ich habe in meinem ersten Semester damit angefangen, als ich das Semikolon-Redaktionstreffen in der Cafeteria besucht habe. Ich wollte nämlich wissen, wieso das Magazin Semikolon heißt. Denn das Semikolon hat ja auch noch eine andere Bedeutung, und da wollte ich wissen, ob es eine ähnliche ist.
Welche andere Bedeutung denn?
Triggerwarnung: Erwähnung eines Erkennungssymbols von Suizid.
Manche Leute lassen sich das Semikolon tätowieren. Das steht dafür, dass man versucht hat, das eigene Leben zu nehmen oder darüber nachgedacht hat, es aber nicht getan hat. Und dafür stand das Semikolon an der Hochschule nicht, sondern weil das FHP-Logo auch ein Semikolon drin hat, um „FH“ von „P“ zu trennen.
Ich war dann im Redaktionstreffen und dachte, wenn ich schon mal da bin, kann ich auch noch nach den Baustellen am Campus fragen. Ich weiß nicht, ob ich das gehört hatte oder ob einfach neugierig war, was mit der Campusmitte los ist. Als es diese Brachfläche gab und immer Schutt und Abfälle da war. Die Redaktion sagte zu mir: Recherchiere doch mal, hier sind die Leute, die du fragen kannst. Und dann habe ich angefangen, für meinen ersten richtigen Artikel zu recherchieren, ein Beitrag zu den Baumaßnahmen.
Noch davor war mein allererster Artikel über die Vollversammlung gewesen, ein Kommentar eines Erstis über die Vollversammlung der Studierendenschaft. Und damit bin ich dann so ein bisschen in die Gremienarbeit reingerutscht und das hat mich angefangen zu interessieren. Auf der Vollversammlung hat dann Rike, eine Kulturarbeiten, damals auch Erstsemester, ein Projekt vorgestellt: das Konterfei-Festival (damals hieß es noch „Krawalle und Liebe“), welches im Sommer 2019 stattgefunden hat. Und ich bin da irgendwie als die Quoten-Archivarin (alle anderen waren Kulturarbeiter:innen) reingerutscht und habe es mitorganisiert, weil ich voll Bock hatte mitzumachen.
Und irgendwie bin ich im Sommersemester, also in meinem zweiten Semester, noch in den zentralen Wahlvorstand gekommen, weil es eine studentische Vertretung brauchte. Das war mein erstes Gremium. Und danach bin ich zwei Jahre im AStA gewesen. Im zweiten AStA-Jahr war ich dann auch noch im Fachbereichsrat im Fachbereich Informationswissenschaften. Zwischendurch war ich beratendes Mitglied bei meinem StuRa. Und danach wurde ich studentische Vizepräsidentin.
Ganz schön viel. Du bist jetzt die siebte studentische Vizepräsidentin der FH Potsdam. Und gewählt wurdest du letztes Jahr in der Vollversammlung der Studierendenschaft und danach im Senat – in einem Verfahren, welches du selbst ins Leben gerufen hat, als du im AStA warst.
Das klingt gerade, als hätte ich das super lang geplant, dass ich Vizepräsidentin werden möchte. Aber das habe ich erst letzten Sommer entschieden. Zum Verfahren: Früher haben die Präsident:innen vom AStA erwartet, dass sie jemanden vorschlagen. Studierende, die gremienpolitisch aktiv sind, wussten, wie das funktioniert und dass der AStA diesen Vorschlag macht. Und dann meinten einige Studierende: Wir finden es unfair, dass der AStA das alleine entscheidet, wer studentische:r Vizepräsident:in wird.
Und dann war der AStA so: Okay, wir machen das Verfahren transparenter. Das war mein erstes AStA-Jahr, und da ich damals auch im zentralen Wahlvorstand war und damit schon die Wahlregelungen der Hochschule kannte, war ich so: ich mach das! Und dann habe ich da geschrieben und mich abgesprochen und schließlich wurde diese „Richtlinie über den Vorschlag für das Amt der:des studentische:n Vizepräsident:in an den:die Präsident:in“ in der Vollversammlung beschlossen. Wir haben einen ganz langen Titel genommen, damit das bloß korrekt ist. Denn eigentlich müssen Vizepräsident:innen vorher nicht gewählt werden, sondern werden im Senat direkt von der Präsidentin vorgeschlagen. Aber bei den Studierenden ist jetzt ein ganzer Prozess dahinter. Es war sehr anstrengend.
Wie kam es dazu, dass du Vizepräsidentin geworden bist? War das einfach der nächste logische Schritt nach deinen zwei Jahren im AStA?
Ja. Also ich wusste, ich will nicht noch einmal AStA machen. Die Regelstudienzeit meines Studiums beträgt sieben Semester und wenn man sich die Statistiken anguckt, ist der Fachbereich 5 und besonders Archiv ein Vorbild, was Regelstudienzeit betrifft. Wenn man uns mit den Designer:innen vergleicht, sind wir richtig Streber:innen, was das betrifft. Ich hatte zwar nie den Anspruch in Regelstudienzeit zu studieren, aber ich wusste, noch ein Jahr AStA mache ich nicht, denn ich wollte meine Bachelorarbeit schreiben.
Doch dann ging es darum, wer wird neue:r studentische:r Vizepräsident:in? Und dann war ich so: wieso eigentlich nicht? Weil ich über die Jahre das Wissen angesammelt habe. Durch meine verschiedenen Gremien und durch das Festival habe ich ganz viel gelernt. Und durch Semikolon kennt man die Leute. Also ja, es war der nächste logische Schritt, ich wollte einfach mein Wissen anwenden. Und es ist noch mal etwas anderes, ob man wie jetzt nur beratendes Mitglied im AStA ist und den Leuten beratend zur Seite steht oder ob man richtig im AStA ist und eine Meinung vertreten muss. Es ist eine andere Position, die man einnimmt.
Und was genau ist deine Position als Vizepräsidentin? Du bist ja eine Vermittlerin zwischen der Studierendenvertretung, also dem AStA zum Beispiel, und eben der Hochschulleitung.
Ja, Vermittlung und Kommunikation. Ganz viel Kommunikation. Ich sage immer: „Formuliert euch nett und freundlich“, weil das auf der gegenüberliegenden Seite denn entsprechend ankommt, wenn man etwas nicht freundlich formuliert, sondern irgendwie passiv-aggressiv ist. Also ich mache das auch mal gerne, Dinge passiv-aggressiv aufzuschreiben, dann hat man es raus. Danach kann man es neu schreiben.
Inzwischen bist du schon über vier Monate im Amt. Wie fühlst du dich in deiner Rolle? Und bereust du es eigentlich schon?!
An manchen Tagen schon. Wenn Sachen von einem erwartet werden, wo man sich so denkt … Wieso fragst du mich jetzt? Kannst du nicht selbst googeln? Es gibt das Internet! Ich weiß, die Website ist nicht gut, aber man findet die Dinge trotzdem. Ab und zu ist man schon frustriert. Aber es gibt auch andere Dinge, wo man Freude hat, wie wenn man im Casino mit Menschen sitzt und einfach Dinge bequatschen kann. Ich spiele auch gerne Billard nach den AStA-Sitzungen.
Was konntest du in dieser Zeit bereits anstoßen? Und was hast du noch vor?
Als ich wusste, ich mache dieses Amt, hatte ich immer eine Notizseite auf meinem Handy offen und habe eigene Ideen und Anregungen von Freund:innen aufgeschrieben. Sogar von meiner damaligen Chefin, als ich noch in einem Archiv gearbeitet habe, bevor ich Vizepräsident wurde. Und sie hat Ideen gegeben, was man so auf dem Campus machen könnte.
Zum Beispiel wäre es sehr nett, einen eigenen Honig zu haben, weil wir ja den Campusgarten haben und auch die grüne Ecke rund um Haus 17 entstehen soll. Andere Hochschulen haben auch Campusbienen und einen Campushonig. Das klingt vielleicht ganz naiv, aber das ist nur ein Beispiel aus dieser Liste von Dingen. Und wenn ich mir denke, was kann ich gerade mit meinem Amt machen, schaue ich auf die Liste und suche mir irgendwas raus. Und ich hatte mir auch vorgenommen, mich um das Thema E‑Mails zu kümmern, also dass es so viele E‑Mails gibt. Glücklicherweise steht das Thema auch im STEP …
… dem Struktur- und Entwicklungsplan der Hochschule …
Korrekt. Ein Papier, das die Vorhaben der nächsten fünf Jahre in allen möglichen Bereichen der FH plant, also in Forschung, Studium und Lehre, in der Verwaltung, in der Technik, in der IT, in den Baumaßnahmen. Und darin steht eben auch das Thema mit den E‑Mails und die neue Website. Ich habe mit der Hochschulkommunikation einmal gesprochen, dass weniger E‑Mails an die Studierenden geschickt werden sollen. Ich dachte, das ist ein kleines Problem und ich schaffe das ganz schnell. Aber ich hatte im Oktober und November mit so vielen Dingen und Veranstaltungen zu tun, dass ich gar keine Zeit für meine eigenen Projekte hatte.
Und das andere war noch das Thema studentischer Raum, was ich von meinem Vorgänger Christopher übernommen habe. Und das passiert auch so peu a peu. Denn etwas großes auf einmal umsetzen geht nicht.
Und wie sieht denn eigentlich dann Alltag aus? Mit wem bist du alles in Kontakt?
Mit dem AStA ganz viel, mit dem bin ich ganz fleißig am Schreiben. Ansonsten, was täglich an E‑Mails reinkommt. Meine Hauptbeschäftigung ist es, Sitzungen vorzubereiten und teilweise noch nachzubereiten. Zu schauen: was steht auf der Tagesordnung? Fürs Präsidium, fürs Präsidialkollegium, für den Senat oder für die Ständige Kommission für Studium und Lehre. Oder zu schauen, was ich für den AStA vorbereiten muss.
Wenn ich mit den StuRas sprechen möchte, schreibe ich ihnen auch, ob sie Zeit haben, dass ich vorbeikomme, um über etwas zu reden. Ich finde es nämlich doof, wenn Leute sagen Hey, können wir uns treffen? Und ich mich frage: Um welches Thema geht es? Muss ich mich auch vorbereiten und vorher mit anderen Studierenden reden?! Ich bin zwar auf eine Art und Weise die Vertretung der Studierenden, aber ich weiß trotzdem nicht, was in allen Studiengängen abgeht und wie sich alle mit irgendwas fühlen.
Es gab zum Beispiel Diskussionen über die dualen Studiengänge der Bauingenieur:innen und da war ich auch so: ich muss vorher mit dem StuRa reden, um irgendwie zu verstehen, wie das überhaupt funktioniert. Ganz viel Kommunikation also. Und dann versuche ich die Studierenden und alle Interessierten über die Hochschule hinaus, auf meinem Instagram-Kanal bei meinen Tagen mitzunehmen, wenn ich auf dem Campus bin. Besonders, wenn wieder Lockdown ist und weniger auf dem Campus passiert, kann ich den Leuten den Campus zeigen.
Das klingt danach, als würde das Amt sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Was machst eigentlich in deiner Freizeit? Kannst du überhaupt abschalten? Schaffst du es zum Beispiel, an den Wochenenden etwas anderes zu tun oder ist die Gremienarbeit immer präsent?
Ich versuche abzuschalten, weil es ist wichtig, einen Ausgleich zu finden. Laut meinem Stipendiumsvertrag sind 15 Stunden die Woche vorgesehen. Das heißt, wenn ich am Wochenende arbeite, mache ich definitiv was falsch. Und wenn das Wetter schön ist, gehe ich gern in die Potsdamer Parks spazieren, nehme mein kleines Notizbuch mit und zeichne irgendwelche Statuen. Oder versuche es zumindest. Ich versuche auch mehr zu lesen, aber irgendwie mich hinsetzen und lesen funktioniert gerade überhaupt nicht.
Nach langen Sitzungstagen gehe ich auch gerne mit meiner Mitbewohnerin spazieren. Der Mittwoch ist der Gremientag, und da sitze ich von 9:30 bis 12:30 im Präsidium. Dann habe ich eine halbe Stunde Mittagspause, wenn es gut läuft, und dann beginnt oft schon die nächste Sitzung. Ab und zu habe ich auch eine Stunde Mittagspause, dann schaffe ich es sogar, was Richtiges zu kochen und zu essen und wieder abzuwaschen. Und dann geht es in die nächste Sitzung. Ob es jetzt der Senat ist oder die SKSL oder irgendein Fachbereichsrat, den ich auch besuchen möchte, weil da ein bestimmtes Thema besprochen wird und ch die Studierenden irgendwie unterstützen kann. Dann sitzt man da bis 18 Uhr und es ist dunkel. Besonders wenn tagsüber die Sonne so richtig schön scheint, ist es schon ärgerlich, dass man nicht raus kann. Im Sommer kann ich dann auf dem Balkon sitzen – mit fetten Kopfhörern, damit man die Störgeräusche nicht hört.
Apropos hören: Gibt es etwas, was du nicht mehr hören kannst?
„Frau Langner“ (lacht). Nein, es ist schon in Ordnung. Was ich aber nicht mehr hören kann, sind meine Kommilitonen, wenn sie mich mit „Frau Präsidentin“ begrüßen. Das ist schon lustig, wenn man das unter sich macht. Aber wenn man im öffentlichen Raum ist und mit „Frau Präsidentin“ angesprochen wird, dann ist es dann schon ein bisschen unangenehm. Das habe ich ihnen aber noch nicht gesagt, dass es mir unangenehm ist. (lacht)
Letztes Jahr hast du wenige Tage nach Beginn deines Amtes die Erstsemester in der Immafeier begrüßt. Auch im Laufe des Semesters hast du immer wieder Veranstaltungen moderiert; vorhin nanntest du deinen Instagram-Account. Wie erreichst du die Studierenden sonst noch und vor allem, wie können sie dich erreichen?
Die Immafeier war ein Erlebnis. Ich durfte eine Rede halten, und die Präsidentin hat vor mir ihre Rede gehalten, und wir haben uns inhaltlich mehrmals widersprochen. Ich weiß, ob es den Erstis aufgefallen ist. Am Anfang meiner Amtszeit habe ich dann ziemlich schnell mein Instagram-Konto gemacht, es war auch so ein Ding, was ich mir vorgenommen hatte. Ich sollte mehr posten, damit ich einen besseren Algorithmus bekomme und mehr Leute meinen Kanal vorgeschlagen bekommen. Also ich weiß nicht, wie Influencer:innen das machen, jede Woche einen Beitrag zu posten. Ich versuche es jetzt gerade wieder mit den Instagram-Stories, um meinen Alltag zu zeigen.
Ich versuche, den Studierenden natürlich keine E Mails zu schreiben, außer wenn es irgendwas gibt, wo der AStA oder die Hochschulleitung sagt: Machen Sie mal, Frau Langner, weil es ein studentisches Thema ist. Ich habe am Anfang meiner Amtszeit immer nach Themen gesucht für so eine Begrüßungs-E-Mail. Aber irgendwie habe ich nie was gefunden, wo ich dachte, das ist jetzt wirklich wichtig. Denn nur die Information: „Hallo, ich bin Elena, ich bin die studentische Vizepräsidentin“ will ich den Studierenden nicht per E‑Mail schreiben.
Ich könnte noch Plakate von mir aufhängen mit dem Spruch: „Hi, folgt mir!“. Ansonsten gibt es meine E‑Mail-Adresse . Und ich habe eine offizielle Telefonnummer, die könnt ihr googeln, wenn ihr mich wirklich anrufen wollt.
Und wenn da jemand anruft, dann klingelt dein Telefon im Büro.
Ich habe es weitergeleitet an meine Handynummer, weil ich nicht die ganze Zeit im Büro sitze und ich mir keine Sprechzeiten geben wollte.
Du hast ein eigenes Büro?
Ich habe einen Tisch, wo das Telefon steht. Und ich habe von unseren Hausmeistern einen Rollschrank angefragt und auch bekommen, der steht im Projektraum der Studierenden im Haus 17. Da habe ich meine Ecke, und das ist im Grunde mein Büro, weil es Raummangel gibt. Ich brauche aber nicht den ganzen Raum, ich sitze auch gerne mit Kommiliton:innen zusammen.
Dein Amt gibt es nur viermal in Deutschland. Kennst du die anderen drei?
Ich kenne Johanna aus Eberswalde, wir waren zusammen in der Jury für den Landeslehrpreis. Dort hatten sich auch verschiedene Lehrende aus unserer Hochschule beworben. Johanna war davor Sprecherin der BRANDSTUVE gewesen, der Brandenburgischen Studierendenvertretung, und ich hatte noch ihre Telefonnummer. Und als ich mir bei dieser Jury dachte, irgendwie läuft das gerade nicht richtig, habe ich Johanna geschrieben. Sie fühlte sich auch so wie ich und wir haben dann zwei Seiten Feedback an das Ministerium geschrieben. Die haben das mit aufgenommen und gesagt, dass sie das beim nächsten Mal besser machen werden. Da muss ich dann im September gucken, ob es wirklich besser läuft, oder es meiner Nachfolge weitergeben.
Die anderen beiden Vizepräsident:innen kenne ich nicht. Ich habe mal rausgesucht, auf welcher Uni die sind und mir vorgenommen, dass ich die mal anschreiben möchte. Es wäre ganz nett, sich einfach mal zu bequatschen. Auf den Landeskonferenzen der BRANDSTUVE war es immer interessant, die Probleme der anderen Hochschulen zu hören. Und wir haben meist die gleichen Probleme. Da hilft der Austausch, um zu erfahren, wie die Hochschulen damit umgehen. Ich hoffe, das in den Semesterferien zu schaffen, dass so ein Austausch im Sommersemester irgendwann vielleicht stattfinden kann.
Ein Treffen aller studentischen Vizepräsident:innen.
Ja, oder man besucht sich auf den gegenseitigen Campus. Ich war noch nie in Eberswalde, da könnte ich vielleicht mal Johanna besuchen. Mal gucken, ob ich es schaffe.
Im Sommersemester stehen wieder die Wahlen für die studentischen Gremien an. Was würdest du Studierenden sagen, die vielleicht mit dem Gedanken spielen, sich an der Hochschule zu engagieren – so wie du es gemacht hast seit deinem ersten Semester?
Überlegt es euch gut. Im AStA bekommt ihr eine Aufwandsentschädigung. Und je nachdem, wie gut du deine Aufgaben im Gremium machen möchtest und wie gut ein Gremium zusammenarbeitet, ist es unterschiedlich anstrengend. Es muss einem einfach bewusst sein und es ist auch nicht schlimm, jederzeit wieder aufzuhören, wenn man merkt, es ist nichts für mich, das funktioniert hier nicht. Das muss man einfach vorher wissen.
Und es ist auch immer gut, bei einem Gremium mitzumachen, wenn man ein konkretes Thema hat, das man angehen möchte. Zum Beispiel die Studierenden mehr vernetzen oder Veranstaltungen zu organisieren. In den studentischen Gremien hast du dann ein kleines Budget und kannst damit Dinge veranstalten für deinen eigenen Fachbereich oder den Studiengang, zusammen mit anderen Menschen, die sich auch engagieren möchten.
Ein Engagement muss aber nicht immer sofort hochschulpolitisch sein. Es ist aber gut, wenn man da ein Auge drauf hat und guckt: was macht mein Fachbereich, was entscheidet er? Und mit den Fachbereichsratsmitgliedern zusammenzuarbeiten, zu gucken, was wird gerade in dieser Ordnung geändert? Da muss man ein bisschen Motivation haben, was zu verändern oder was zu machen, und immer ein offenes Ohr für die Studierenden zu haben. Von denen bekommt man die Probleme mit, zum Beispiel, dass sich Lehrende:r XY sich so und so geäußert oder die Prüfung ist so abgelaufen.
Und dann weiß man als studentische Vertretung wo was steht und mit welchen Leuten man reden kann. Und die Verwaltungsmitarbeiter:innen kennen einen dann als studentische Vertretung und helfen gerne. Sie helfen auch allen anderen Studierenden gern, aber wenn es richtige Ansprechpersonen gibt, ist die Vernetzung meistens noch ein Stückchen besser.
Das klingt aber ziemlich anstrengend. Lohnt es sich überhaupt? Macht es überhaupt Spaß, sich zu engagieren?
Ja, schon. Man hat einen neuen Kreis und bekommt viel mit, besonders im AStA, weil es Studierende aus allen Fachbereichen sind. Wenn man als Archiv-Studentin mit den Leuten vom Design miteinander redet, dann merkt man zum Beispiel, dass man viele Überschneidungen in der Lehre und den eigenen Interessen hat. Da kommen guten Ideen und Projekte zustande, die man zusammen verwirklichen kann. Und dann haben Kulturarbeiter:innen stereotypisch Erfahrung mit der Organisation von Veranstaltungen, Designer:innen werden immer gern die Öffentlichkeitsarbeit aufgebrummt.
Es hat auch einen anstrengenden Faktor, je nachdem, wie sehr man sich da hineinversetzt. Und wenn man ein gutes Gremium hat, macht es mehr Spaß und es ist weniger anstrengend, weil alle miteinander arbeiten. Man kann aber auch Pech haben. Also wenn man die Leute nicht so gut kennt, das ist glaube ich eher das Problem. Man kann sich ziemlich schnell anfreunden, wenn man die Zeit dafür hat, was in der Pandemie jetzt aber wesentlich schwieriger ist. Es ist schon was anderes, wenn man zusammensitzt in einem Raum und nicht vor dem eigenen PC sitzt. Wenn man sich anfreundet und sich ein bisschen besser kennenlernt, dann funktioniert diese gemeinsame Arbeit noch besser. Und dann ist man halt plötzlich in der Mensa und bespricht irgendwelche hochschulpolitischen Dinge, und man kommt auf gute Ideen. Das vermisse ich am meisten, dass die Mensa geschlossen war während der Pandemie.
Wenn man Gremienarbeit macht, sollte man nicht mehr den Anspruch an sich selbst haben, in der Regelstudienzeit zu bleiben. Auch wenn die Lehrenden das drücken und vielleicht das Umfeld auch diesen Druck unterstützt. Damit sollte man sich einfach ein bisschen anfreunden, dass es in Ordnung ist, ein Semester länger zu machen, weil man in der Gremienarbeit aktiv ist. Die studentische Selbstverwaltung ist einfach wichtig.
Dein Amt läuft jetzt bis Ende September dieses Jahres. Was willst du danach machen?
Meine Bachelorarbeit schreiben.
Gibt es sonst noch etwas, was du loswerden willst?
Hinterfragt alles. Was eure Lehrenden tun, was Studierende euch erzählen, was ihr in den E‑Mails bekommt. Wenn ihr euch denkt: ist das wirklich so? Schreibt dem AStA. Der AStA hat ein anonymes Tool auf der Website, wo man Fragen stellen kann, und wenn man sie beantwortet haben möchte, kann man auch eine E‑Mail-Adresse hinterlassen. Oder wenn ihr Sachen bemerkt und euch denkt: so sollte das nicht laufen. Der AStA hat auch eine sensible Sprechstunde, da kann man auch über Dinge reden, die einem an der Hochschule widerfahren.
Für das Meiste gibt es eine Erklärung. Nicht immer ist sie zufriedenstellend, aber es gibt sie. Das beste Beispiel ist die Fassade des Hauptgebäudes. Das erzähle ich immer gerne Erstis: Wieso ist die kaputt und wieso sind die Ecken abgeräumt? Weil die Fassadenteile runtergefallen sind und an den Ecken anscheinend die meiste Spannung ist. Aber die ganze Fassade wurde kontrolliert und es sollte nichts weiter runterfallen und niemand verletzt werden. Deswegen ist es halt so. Aber: das Haus steht noch und das ist die Hauptsache!
Vielen Dank für das Gespräch!