Im dritten Beitrag der Reihe Konserviert und publiziert übernehmen die Kulturarbeiterinnen Laura und Nina das Format „7 Fragen an“, um den Masterstudenten Richard Engel zu interviewen. Er erzählt über seinen Studiengang Konservierung und Restaurierung, wie er dazu kam und was er in Zukunft vorhat.
- Herzlich willkommen zu einer Folge des Semikolon-Podcasts „7 Fragen an“. Wir sind Laura und Nina und sitzen heute hier in der Restaurierungswerkstatt der FHP mit Richard, der Restaurierung im Master studiert. Er wird sich jetzt einmal kurz selbst vorstellen.
- Mein Name ist Richard Engel, ich bin 24 Jahre alt und studiere im ersten Semester den Masterstudiengang Restaurierung und Konservierung von Holzobjekten. Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf im Norden, zwischen Rostock und Stralsund und wohne für das Studium seit dem Jahr 2014 in Potsdam.
- Wie bist du dazu gekommen, Restaurierung zu studieren?
- Ich wollte gerne ein freiwilliges Jahr absolvieren und bin, nachdem ich mich erkundigt hatte, zufällig auf die Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz aufmerksam geworden. Daraufhin bin ich über die Jugendbauhütte Stralsund/Szczecin zum Restaurator Clemens Pawelsky in Greifswald gekommen. Dieser hat mir in einem Jahr sehr viele praktische Tätigkeiten der Restaurierung beigebracht und dadurch habe ich relativ schnell gemerkt, dass dieser Beruf zu mir passen könnte. Anschließend habe ich mich für eine Bewerbung an der Fachhochschule Potsdam für das Studium der Restaurierung entschieden.
- Wie lange dauert das Studium der Restaurierung und wie lange studierst du schon?
- Die Regelstudienzeit im Bachelorstudium beträgt sieben Semester und der anschließende Masterstudiengang dauert noch einmal drei Semester. Den Bachelor habe ich auch bereits an der Fachhochschule Potsdam absolviert und befinde mich gerade im ersten Semester des Masterstudiums. Ungefähr ein Jahr werde ich also mindestens noch in Potsdam bleiben.
- Es gibt ja sicher viele Leute, die sich für das Studium der Restaurierung bewerben. Kannst du ein bisschen was zum Bewerbungsverfahren für den Studiengang Restaurierung an der Fachhochschule Potsdam erzählen?
- Nach der Bewerbung für den Studiengang Restaurierung an der Fachhochschule Potsdam findet eine Eignungsprüfung statt mit verschiedenen Fragen zu den Themen Kunstgeschichte, Naturwissenschaften und Gestaltung. Des Weiteren findet ein persönliches Gespräch mit den Dozenten der jeweiligen Fachrichtung, für die man sich entscheidet, statt.
Wenn man diese Prüfungen besteht und am besten auch schon etwas Vorerfahrung mitbringt, dann hat man eigentlich gute Chancen, einen Studienplatz zu bekommen. Ein Vorpraktikum ist mittlerweile leider nicht mehr Voraussetzung, ich würde allerdings jedem empfehlen, ein solches Praktikum zu absolvieren, da man wissen sollte, worauf man sich einlässt. Außerdem erlernt man praktische Fähigkeiten, deren Vermittlung im Studium nicht in gleichem Umfang geleistet werden kann.
- Gibt es bereits Projekte, die du in der Restaurierung angedacht hast oder vielleicht sogar schon realisiert hast?
- Ich hatte bereits im Bachelorstudium ein Gruppenprojekt mit zwei weiteren Studierenden. Dabei handelte es sich um eine Kommode aus der Epoche des Rokokos, datiert auf die Zeit um 1750. Diese stammte aus dem Schloss Wilhelmsthal, in der Nähe von Kassel und wird dem französischen Ebenisten (Hoftischler) Jean-Pierre Latz zugeschrieben. Das war ein tolles Projekt, da man nicht oft die Möglichkeit hat, ein Objekt dieser Art zu bearbeiten.
Nebenbei habe ich mich auch immer wieder in meiner heimatlichen Dorfkirche engagiert. Dort habe ich bereits einige Wappentafeln von Patronatsfamilien restauriert. Des Weiteren habe ich gemeinsam mit Kommiliton*innen und Freund*innen ein ehemaliges Kastengestühl wieder aufgebaut, welches durch unsachgemäße Lagerung fast unwiederbringlich verloren gegangen wäre. Außerdem stammt aus dieser Dorfkirche in meinem Heimatort ein barocker Pultengel, an welchem ich momentan noch arbeite. Es handelt sich um eine Engelsfigur, welche auf einem Dreifuß sitzt und auf Kopf und Flügeln das Pultbrett trägt, auf dem gelesen wurde.
- Gibt es besondere Vorschiften, an die du dich während des Prozesses der Restaurierung halten musst und wie frei bist du in deiner Arbeit?
- Während der Konservierung und Restaurierung muss man seine Kreativität zurückhalten. Man kann also nicht einfach frei nach der eigenen Fantasie etwas hinzufügen, verändern oder sogar verbessern. Das ist ein absolutes Tabu. Man trifft jedoch bei jedem Objekt auf neue Problemstellungen, die es zu meistern gilt. Da ist natürlich Kreativität gefragt, um einen Umgang mit den Problemen zu finden und schlussendlich auch eine Lösung.
- Ist der Beruf des Restaurators*der Restauratorin ein geschützter Beruf?
- Das ist eine heikle Angelegenheit. In den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gilt der Beruf der Restaurator*in als geschützt. Allerdings gibt es dennoch viele selbsternannte Restaurator*innen, die dann auch dementsprechend arbeiten. Man merkt zum Beispiel schon, wenn auf einem Lieferwagen „Restauration antiker Möbel“ steht, dass die Person keine Ahnung von dem Berufsfeld hat. Das bundesweite Schützen des Berufes ist ein schwieriges Thema, über welches schon viel diskutiert wurde. Leider ist das aber bisher noch nicht geschehen.
- Was ist das Besondere, das dich an der Restaurierung fasziniert?
- Man hat immer wieder mit neuen, alten Objekten zu tun und jedes ist unterschiedlich. Es gibt verschiedene Bereiche, in denen man arbeiten kann und stellt sich immer wieder neuen Herausforderungen, mit denen man umgehen muss. Das finde ich sehr faszinierend. Hinter jedem Objekt steckt auch eine individuelle Geschichte, die man stückweise erfährt, während man daran arbeitet. Das ist sehr schön.
- Hast du denn auch schon Pläne für deine berufliche Zukunft?
- Ein Jahr bin ich mindestens noch in Potsdam und beende meinen Master. Danach zieht es mich wieder an die Küste, wo gute Luft ist. *lacht* Dort gibt es auch eine Menge Aufträge, auch wenn es mit der Finanzierung nicht immer einfach ist. Ich kann mir vorstellen, als selbstständiger Restaurator in einer Werkstatt tätig zu sein und darauf arbeite ich auch hin. Wir werden sehen, wie es läuft.
- Vielen Dank, Richard!
- Ja, sehr gerne! Bitteschön.
Über das Projekt
Dieser Beitrag ist im Kurs „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Restaurierung“ entstanden, eine Kooperation zwischen den Studiengängen Kulturarbeit und Konservierung & Restaurierung unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Glesner und Prof. Dr. Angelika Rauch im Sommersemester 2019.
Mitwirkende
Nina Bauer und Laura Ettlich