Vorweg: Ja, wir haben es geschafft und haben mit 30 Studierenden größtenteils aus dem Fachbereich Bauingenieurwesen (FB3) an der Betonkanu-Regatta teilgenommen. Ja, mit schwimmenden Booten aus Beton. Ja, das geht wirklich.
Aber von Anfang. Der Weg zur Regatta begann im Wintersemester 18/19 mit dem ersten Treffen für das Wahlfach Betonkanu. Ziel war es ein Boot vollständig aus Beton zu bauen, in dem später zwei Personen einen 200 m langen Kurs, inklusive Wende bewältigen können. Die diesjährige Regatta fand in Heilbronn statt und so musste frühzeitig auch der Transport der Boote über 500 km holprige deutsche Autobahn bedacht werden.
Zu Beginn unseres Projekts hatte niemand so recht eine Ahnung von Paddelbooten, aber immerhin hatten wir in unserem Studium von Beton schon einmal etwas gehört. Und da dem Ingenieur ja bekanntlicherweise nichts zu schwör (Anmerkung der Redaktion: „Das ist eine Anlehnung an Düsentriebs Ausspruch: Dem Ingenieur ist nichts zu schör.“) ist, machten wir uns an die Arbeit. Es folgten zwei Semester vollgepackt mit vielen Stunden konstruieren, finanzieren, betonieren, improvisieren und organisieren.
Bei der Planung der Boote standen, typisch für unseren Fachbereich, zunächst einmal Zahlen im Vordergrund. Denn damit ein Boot aus Beton schwimmt, muss es ausreichend Wasser verdrängen, sodass die dadurch entstehende Auftriebskraft ↑ größer ist als seine eigene Gewichtskraft ↓. Neben dem rechnerischen Nachweis getreu dem Motto “quod erat demonstrandum”, muss das Material natürlich auch tatsächlich Wasser verdrängen können. In so einem Fall kommt wasserundurchlässiger “WU”-Beton zum Einsatz, der durch die Zugabe von Braunkohleflugasche und einer Kunststoffdispersion zusätzlich zu den klassischen Betonbestandteilen Zement, Feinsand und Wasser diese Anforderung erfüllt.
Bei der Konstruktion versuchten wir uns an zwei unterschiedlichen Konzepten. Das eine Boot sollte einen bootstypischen runden Rumpf bekommen, folglich musste dafür auch eine runde Schalung hergestellt werden. Da Holz ab einer gewissen Materialstärke aber nicht mehr ganz so leicht in Form zu biegen ist, setzten wir beim zweiten Boot auf eine Konstruktion, die aus lediglich ebenen Flächen zusammengesetzt ist.
Das Resultat unserer Arbeit waren schließlich zwei Boote, die bei einer Wandstärke von durchschnittlich 6 mm schlussendlich 120 kg und 160 kg bei rund 5 m Länge auf die Waage brachten. Zum Vergleich: Das leichteste Boot der TU Dresden wog 2,61 kg je Meter bzw. insgesamt 12 kg. Hier gibt es für das nächste Betonkanu also sicher noch Luft nach oben.
Am 27. Juni – den Donnerstag der letzten Vorlesungswoche – machten wir uns schließlich um halb Acht auf den Weg nach Heilbronn zur 17. Deutschen Betonkanu-Regatta, nur um bereits 10 Uhr das erste mal schlagartig von der Autobahn abzufahren. Eine schlimmere Verschmutzung des Transporterinneren durch Vomitation konnte somit glücklicherweise vermieden werden. Spoiler: In der Disziplin “getränkebasierte Vernetzung” haben wir das gesamte Wochenende in der oberen Liga mitgespielt.
In Heilbronn angekommen hieß es Zeltplatzrevier markieren und die Konkurrenz begutachten, bevor es an den nächsten Tagen auf die Regattastrecke ging. Hier blieben auch die Boote ihren Namen FH;Protzdam und FH;Pöbel treu: Große Klappe, nichts dahinter. Bei hochsommerlichen Temperaturen konnte sich je ein der zwei Teams pro Boot zwar für die Zwischenläufe qualifizieren, mussten dann jedoch schnell feststellen, das die späteren Sieger aus Leipzig, Twente und Weimar das Projekt in jeder Hinsicht “etwas” professioneller aufgezogen hatten.
Dank der 40 zufälligerweise erstandenen Verpflegungsmarken für den Food-Court, ließ sich das Wochenende aber trotzdem noch sehr angenehm gestalten, bevor unsere vier Fahrer*innen am Sonntag eine Horde schlafender Menschen und die zwei Boote sicher zurück nach Potsdam brachten. Ab Montag ging es dann für alle in den Klausuren wieder um die persönliche Bestleistung.
Ein dickes Dankeschön geht raus an das Team und die gesamte Studierendenschaft, die uns in der Vollversammlung die Mittel für die Mietkosten der Transporter bewilligt hat – auch wenn es nicht in allen Transportern für eine Klimaanlage gereicht hat ;). Danke auch an unsere Förderer und an alle Studierenden aus anderen Fachbereichen, die uns mit ihrer Hilfe das ein oder andere mal aus der Patsche geholfen haben. Vielleicht gibt es das nächste mal ja wieder ein InterFlex, damit alle etwas davon haben.
Bis zur nächsten Regatta in drei Jahren bleiben wir so dem, von den Konstanzern etablierten, Schlachtruf treu: Nichts riskieren – betonieren!
P.S.: Wir hätten da noch so ein Boot aus Beton für den Vorgarten im Angebot 😉