Ob hinter uns in der Schlange der Mensa stehend, mit der Kaffeetasse in der Hand an uns vorbei huschend oder gemeinsam mit uns aus der Tram steigend; täglich begegnen wir auf dem Campus den unterschiedlichsten Gesichtern, in denen sich mal Stress, Freude oder auch einfach nur Müdigkeit widerspiegelt. Und obwohl wir uns immer wieder aufs Neue begegnen, erfahren wir doch nie mehr als uns ein kurzes, plötzliches Zusammentreffen des gemeinsamen Blickes verraten kann.
Um nicht alle Geschichten zu verpassen, welche Tag für Tag an uns vorbeiziehen, aber auch um ein wenig die Menschen, mit denen wir unbewusst unseren Alltag verbringen, besser kennenzulernen … die Beitragsreihe Campusgesichter.
Das vierte Gesicht: Levi
Als ich Levi im Fotostudio der Fachhochschule Potsdam antreffe sind er und seine Kommiliton*innen gerade dabei, ihre neu geschaffen Werke abzulichten. Ich staune darüber, wie viele Studierende ich noch an diesem Abend im Studio sehe, doch für Levi ist dies nichts Neues mehr: „Ich fühle mich mittlerweile fast wie zu Hause in den Werkstätten. Ungefähr ab 10 Uhr findet man mich auf dem Campus und gegen 21 Uhr fällt die Werkstatttür hinter mir zu“. Levi lacht: „Theoretisch könnte ich auch direkt hier wohnen bleiben. Es ist einfach von großem Vorteil, wenn man im Studium etwas gefunden hat, das einen begeistert. Da spielt dann die investierte Zeit nur noch eine Nebenrolle und ich bin sehr dankbar, dass ich diese Begeisterung für mich entdecken durfte.“
Levi ist 22 Jahre alt und studiert seit drei Semestern Produktdesign an der Fachhochschule Potsdam. Mit jedem Satz den wir über sein Studienfach und dem damit verbundenen Alltag wechseln, eröffnet mir Levi seinen Enthusiasmus und es ist fast unmöglich sich nicht von seiner Begeisterung inspiriert zu fühlen.
„Ich erhalte hier durch die Lehre enorm viel Wissen und technische Grundlagen. Tagtäglich habe ich das Gefühl in meinem kreativen Denken gestärkt zu werden. Hinzu kommt, dass man eine große Freiheit in den Werkstätten genießt, um Neues auszuprobieren oder seinen Ideen freien Lauf zu lassen. Man lernt sehr viel voneinander durch die gemeinsame Arbeit hier und kommt ständig in Kontakt mit neuen Menschen und Ideen. Die meisten haben Lust auf das was wir machen und das schafft eine einzigartige Atmosphäre und Verbundenheit. Für mich ist das auf jeden Fall ausschlaggebend dafür, dass ich mich im Studium so wohl fühle.“
Nicht nur im derzeitigen Studiumsprojekt, sondern auch in seiner Arbeit als Werkstudent spiegelt sich sein Einsatz und Interesse deutlich wieder. Er entwirft, gestaltet und fertigt Prothesen aus den unterschiedlichsten Materialien an, was unter Produktdesignern nicht gerade häufig vorkommt.
„Mich fasziniert der Ansatz der Bionik. Also die Übertragung von Phänomenen aus der Natur, auf die Technik. Ich kann durch die Kompetenzen, die ich im Studium erlerne, an und vor allem für Menschen arbeiten. In dieser sozialen Komponente des Produktdesigns finde ich immer wieder aufs Neue Inspiration und auch mich selbst wieder.“
Unsere Unterhaltung schließen Levi und ich mit einem kleinen Rundgang durch das Haus D ab. Die Kenntnis und Vertrautheit mit der er einen durch die einzelnen Gänge führt, lassen einen beinahe wirklich glauben, er wäre hier zu Hause.
„Ich kann es selber kaum glauben, wie viel sich bei mir seit dem ersten Semester verändert hat. Zu Beginn war es ein vollkommen neues Erlebnis sich aus seinem alten Freundeskreis raus zu begeben und hier sozusagen von Null anzufangen, also niemanden zu kennen. Auch war ich damals noch nicht so aufgeschlossen und kontaktfreudig, weshalb ich rückblickend betrachtet sehr dankbar bin für die damalige Unterstützung durch unseren StuRa. Sie haben einen nicht hängen lassen und dafür gesorgt, dass man im Studiengang und bei den anderen Studierenden Anschluss findet. Das hat mich persönlich sehr begeistert und mich letztendlich selbst dazu motiviert, mich im StuRa zu engagieren.“
Levi begleitet mich zum Ausgang und verabschiedet sich dann zurück ins Gebäude, zurück zu den Werkstätten, zurück zu neuen Ideen.