Wieso wird die Mensa nicht vergrößert? Wieso baut die FHP nicht ein neues Gebäude? Wenigstens eine Erweiterung mit Container? Unter anderem sind es solche Fragen, die sich viele stellen, aber kaum ein*e Student*in weiß eine Antwort darauf. In diesem Bericht geht es um die hoffentlich bald realisierten und zukünftigen Bauprojekte, sowie einiges, was noch auf dem Campus gemacht werden muss.
Ich habe mich zu einem Gespräch über die bauliche Zukunft unseres Campus mit Herrn Rüdiger Lorenz getroffen, Professor für Bauphysik und Bauklimatik. Er arbeitet seit März 2004 an der FHP und hat dementsprechend schon einige Veränderungen miterlebt. Seit Juni 2016 ist er Vizepräsident für Campusentwicklung. Ihr kennt ihn vielleicht aus den Studiengängen Bauingenieurwesen, Bauerhaltung und Bauen im Bestand, Architektur oder Restaurierung.
Dass die Hochschule ein Platzproblem hat, sollte inzwischen jedem*r Studierenden klar sein. Vorweg schon mal: Ja, es ist bewusst und ja, es wird daran gearbeitet. Aber bauen ist nun mal eine langwierige Sache. Dementsprechend kriegen Studierende, die sieben oder mehr Semester an der FHP verbringen, kaum Veränderungen mit.
Um euch selbst ein Bild darüber machen zu können, wie lange es braucht, bis ein Gebäude tatsächlich realisiert wird, habe ich die Dauer von der Antragstellung bis zur Eröffnung grafisch dargestellt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Gebäude einem unterschiedlichen Bauaufwand unterlagen.
Disclaimer: Ein Bauprojekt-Status kann sich ständig ändern und es kann immer zu anderen Ergebnissen kommen, als folgend beschrieben. Der Bericht soll als allgemeine Information für die Studierenden dienen, was auf dem Campus passiert.
Exkurs: Gründe der Baudauer
Der Prozess eines Antrages, bis er genehmigt wird, kann schon einige Zeit dauern. Einer der Gründe dafür ist, dass die FHP nicht Eigentümerin der Immobilien ist, sondern lediglich die Nutzerin. Das Land Brandenburg ist der Besitzer und stellt die Gebäude zur Verfügung. Die FHP kann somit keine eigene Initiative ergreifen. Die Bedarfsermittlung, Budgetierung und Planung laufen über die folgenden drei Stellen: Die FHP meldet einen Bedarf. Dieser Bedarf wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) bearbeitet und genehmigt; und beauftragt dann das Ministerium der Finanzen (MdF) damit. Das MdF legt das Budget und den zeitlichen Rahmen fes; darüber wird die FHP informiert.
Bauzäune mitten auf dem Campus. © Caroline Riedel-Gitter
Der Auftrag wird an den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) als ausführende Behörde weitergegeben. Diese beauftragt dann die Projektsteuer*innen, Architekt*innen und weitere Fachplaner*innen. Die FHP kann mit den Architekt*innen, um Wünsche oder Bedenken zu äußern, nur in einen informellen Austausch treten, da diese Verträge mit dem MdF und dem BLB hat.
Der BLB ist gegenüber dem MdF und dem Land u. a. für die wirtschaftliche Umsetzung verantwortlich. Bei nachträglichen Änderungswünschen (nach Bauantrag der FHP) muss der BLB daher im wirtschaftlichen Sinne handeln, was bedeutet, dass – solange keine generellen Vorgaben für die öffentlichen Gebäude Brandenburgs gemacht werden oder vorher keine besonderen Gründe dafür formuliert wurden – für die Fachhochschule und ihre Studiengänge keine besonders vorbildlichen ökologischen und nachhaltigen Gebäude realisiert werden.
Nachhaltigkeit und „Neubau V“
„Die Umgebung prägt den*die Studierende*n“. Dies hat Herr Lorenz selbst gemerkt – nicht nur in eigenen Seminaren, die testweise im Design-Gebäude stattfanden, sondern auch an den Veränderungen der Wahrnehmung von Architekt*innen nach dem Umzug aus den Kasernen in das Gebäude A (Annex 2). Ein Grund, wieso Container als langfristige Übergangslösung als nicht sinnvoll erachtet werden.
Herr Lorenz hat sich während seiner Amtszeit im Sinne der Nachhaltigkeit intensiv mit der Notwendigkeit eines Neubaus auseinandergesetzt. Es wurde auf den verschiedensten Formalitätsebenen versucht, den Bedarf gegenüber dem MWFK und dem BLB zu formulieren. Wenn aber auf Seiten der Landesregierung das Interesse an vorbildlichen öffentlichen Bauten gering ist, jegliche Kosten- und Terminrisiken minimiert werden sollen und unsere Hochschule nicht erkennbar in diese Richtung ihr Profil ausbaut, sind derartige Versuche zum Scheitern verurteilt. Die einzige Chance, die Herr Lorenz sieht, ist die intensive Projektvorbereitung: „Wenn man Projekte von Seiten der FHP für die Campusentwicklung vorschlägt, müssen die so gut sein, halt alles bedacht, dass sie dann bestmöglich übernommen werden können. Aus dem Wunsch des selbstbestimmenden Bauens wird sonst nichts.“
So hat Herr Lorenz, zusammen mit Professor Löffler, in zwei Seminaren mit Architekturstudierenden verschiedene Varianten für die weitere Campusentwicklung und den aktuellen „Neubau V“ durchgespielt. Die Student*innen hatten dadurch einen unmittelbaren Praxisbezug. Für die Campusentwicklung konnten Vor- und Nachteile analysiert und damit die notwendigen Argumentationen gegenüber den Ministerien geprüft werden. Wegen des dringenden Raumbedarfs der FHP wird, so der vorläufige Plan, im Sommersemester 2019 begonnen die alte Panzerhalle abzureißen.
Der Neubau würde auch die Aufwertung des Volleyballplatzes vor dem Casino ermöglichen, mit einer Idee aus den entstandenden Studierendenentwürfen: eine neue Tribüne als Sichtschutz zum Parkplatz. Die Konstruktion ist zwar nicht im Bauvolumen enthalten, aber ähnlich wie beim Bau des temporären CasinOtopias, ist ein studentisches Projekt denkbar und es wurde vom BLB eine Unterstützung bei der Fundamentierung zugesagt. Anfang 2021 soll der „Neubau V“ fertig gestellt werden .
Container in der Campusmitte. © Caroline Riedel-Gitter
Ungefähr 200 Schreiben hat es benötigt, um zu bewirken, dass das neue Gebäude nicht direkt an der Kiepenheuerallee (vor dem Parkplatz) gebaut wird, sondern anstelle der Panzerhalle. Neben Haus 17 soll auf 2000 m2 ein Forschungskindergarten (diesen haben vor Jahren der Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften beantragt und durch anderweitige Geldtöpfe finanziert bekommen), weitere Seminarräume, sowie Büros, auf vier Stockwerken entstehen.
Erstmal kann sich leider kein Studiengang für „sein“ neues Gebäude freuen. Höchstwahrscheinlich werden erst die Studierenden und Mitarbeiter*innen aus den alten Kasernen, Haus 1, 2 oder 4 dorthin umziehen, um die notwendigen Erweiterungen und energetischen Sanierungen der Kasernen umsetzen zu können. Denn es wurden weitere 4700 m2 für Neubauten beantragt; das entspricht zwei neuen Gebäuden. Vielleicht wird die Renovierung und Sanierung der alten Kasernen mit eventueller Erweiterung durch einen Anbau das nächste Bauprojekt auf dem Campus – dies ist momentan ab ca. 2023 vorgesehen.
An der FHP wird die Wichtigkeit der Mitbestimmung immer sehr betont. Aber für Herrn Lorenz sind das nur „Lippenbekenntnisse“ wenn es nicht um kurzfristige, effekthaschende Aktionen, sondern um die Beteiligung an Entwicklungsprozessen geht. Wenn sich die Orientierung in Richtung einer nachhaltigen Hochschule entwickelt, dann schwindet die Beteiligungsbereitschaft. Die Initiative „KlimaCampus FHP“ hatte laut Herrn Lorenz keine echte Resonanz.
Unsere Mensa
Der vorläufige (noch nicht angenommene) Plan ist, die Essensausgabe so umzubauen, dass es keine überkreuzenden Schlangen mehr gibt. Der noch größere, zukünftige Plan ist die Erweiterung der Mensa durch einen Anbau (Umsetzung im Idealfall ab 2022) .
Dabei muss die Frage gelöst werden, wie sich die Erweiterung mit der gestalterischen Umsetzung in den Bestand einbinden lässt und wie der Mensabetrieb trotz der erwarteten Bauzeiten aufrecht erhalten werden kann. Und: das Architekturbüro Becher und Rottkamp, welches das Hauptgebäude damals designt hat, könnte sich bei einer Umgestaltung des Hauptgebäudes querstellen, da ihr Gebäude verändert wird.
Faktencheck: Das Gebäude wurde 2009 eröffnet, mit 235 Sitzplätzen in der Mensa. Die Cafeteria hat 105 Plätze. Die Studierendenzahlen sind seitdem um einiges gestiegen, im Wintersemester 2018/19 sind 3.521 Studierende an der FHP immatrikuliert.
Weitere Projekte
oder „was eigentlich auch noch auf dem Campus gemacht werden muss“
Wasserfleck 1 und 2. © Caroline Riedel-Gitter
Im LW-Gebäude, vor dem Hörsaal 201, sind zwei (eigentlich nicht zu übersehende) Wasserflecken entstanden. Die Holzwerkstatt im selbigen Haus funktioniert seit der Inbetriebnahme 2003/2004 nicht.
Die kaputte Fassade des Hauptgebäudes. © Caroline Riedel-Gitter
Am Hauptgebäude, 2008/09 erbaut, fällt seit ein paar Jahren die Fassade an unterschiedlichsten Stellen ab. Aus Sicherheitsgründen wurden an allen Ecken des Hauptgebäudes Zäune angebracht.
Das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) ist aufgrund von Planungs- und Ausführungsfehlern so schimmelbelastet, dass es derzeit nicht bewohnbar ist und grundlegend saniert werden müsste. Hier wird sich demnächst zeigen, ob dies wirtschaftlich möglich ist (schaut doch einfach mal in den Eingangsbereichen der Wohnungen).
Ein voller Parkplatz. © Caroline Riedel-Gitter
Ein weiteres Projekt, das hoffentlich bald in Angriff genommen wird, ist die Parkplatz-Thematik – oder eher Problematik. Derzeit gibt es 90 Parkplätze auf dem Campusgelände. Damals, um 1994/96, waren diese für 1600 Studierende ausreichend. Heute, im Wintersemester 2018/19, sind es mehr als doppelt so viele Studierende; die gewachsene Zahl der Hochschulmitarbeiter*innen und Lehrer*innen hinzuzufügen …
Zurzeit löst sich das Problem durch die frei werdenden Parkplätze der Anwohner*innen in den Wohngebieten in der Umgebung. Eine platzmäßig logische Lösung wäre ein Parkhaus; dieses wird aber als zu teuer angesehen. Deshalb ist zurzeit vorerst ein Kiesparkplatz in Planung. Damit dann hoffentlich, wenn das Geld vorhanden und der Bedarf als nötig erachtet wird, ein Parkhaus neben dem HG an der Kiepenheuerallee gebaut werden kann.
In diesem Zusammenhang ist auch das Thema des Ziels, einen zentralen Campus zu erhalten, aufgekommen. Wenn die Hochschule weiter wachsen will und gleichzeitig der gemeinsame Campusstandort für alle Fachbereiche beibehalten werden soll, wäre neben der Verdichtung auf dem Gelände auch der Ankauf eines benachbarten freien Grundstücks möglich. Leider hat sich in den letzten Monaten herausgestellt, dass in fußläufiger Entfernung keine Erweiterungsflächen mehr zur Verfügung stehen.
Der Solarpavillon. © Caroline Riedel-Gitter
Eine Frage, die sich bestimmt schon viele gestellt haben; Was ist eigentlich das Konstrukt zwischen Hauptgebäude und Casino (Haus 17)? Dieses merkwürdige Gebäude wurde mit Mitteln des Konjunkturpaktes (aufgrund der Immobilienkrise) 2011 gebaut. Leider durfte kein geschlossenes Gebäude aus diesem Geldtopf entstehen – der Glas-Solar-Pavillon entstand. Damit darin Veranstaltungen trotz der unterschiedlichen Witterung stattfinden können, wurden von der FHP selbst die Glasplatten zwischen den Solarpanelen an allen vier Seiten des Pavillons finanziert. Es gehört auch zum Nachhaltigkeitsprinzip des Campus, aber aufgrund der Solarzellenart und deren Ausrichtung ist die gewonnene Energie minimal. Herr Lorenz hat mir empfohlen, die Anzeige die im Inneren hängt einmal abzulesen, um mir ein eigenes Bild zu machen, wie es mit der Effizienz ist. Na ja, sie war nie an als ich vorbeigeschaut habe …
Und jetzt? Dass bauliche Veränderungen und Reparaturen lange im Prozess der Entstehung und Umsetzung dauern, sollte den Leser*innen nun bewusst sein. Das heißt aber nicht, dass man das Interesse verlieren muss, wenn man sich über Zustände von Gebäuden oder nicht funktionierenden Funktionen wundert. Daher: Zeigt Interesse an Veränderungen und bringt euch ein!
Dir ist noch etwas eingefallen, was ich nicht erwähnt habe? Dann teil es doch gerne in den Kommentaren und mit den anderen Leser*innen.
Was auch interessant zu wissen wäre, ist was mit der CampusWiese geplant ist. Ist die Zukunft des CampusGartens gesichert? Was passiert mit der Fläche die bisher noch als Bauhof und Containerstellplatz genutzt wird? Ich hoffe zum Beispiel sehr, dass es eine große CampusWiese wird, die allen zur Verfügung steht und als erweitertes Erholungsgebiet des CampusGartens dienen könnte. 🙂
Ich habe mir versichern lassen, dass der Campusgarten bleiben darf. (bezogen auf den Zeitraum der Bauarbeiten für den Neubau V) Die Campusmitte, die zurzeit als Baufläche genutzt wird, soll soweit ich weiß, als Frei/Grünfläche erhalten bleiben.
Okay, awesome! Das klingt ja erstmal gut 🙂