Die Zukunft des Campus

Im Vordergrund befindet sich ein Zaun, im Hintergrund sind das Haus D und das Hauptgeäude zu sehen.
© Caroline Riedel-Gitter

Wieso wird die Mensa nicht ver­größert? Wieso baut die FHP nicht ein neues Gebäude? Wenigstens eine Erwei­terung mit Con­tainer? Unter anderem sind es solche Fragen, die sich viele stellen, aber kaum ein*e Student*in weiß eine Antwort darauf. In diesem Bericht geht es um die hof­fentlich bald rea­li­sierten und zukünf­tigen Bau­pro­jekte, sowie einiges, was noch auf dem Campus gemacht werden muss.

Ich habe mich zu einem Gespräch über die bau­liche Zukunft unseres Campus mit Herrn Rüdiger Lorenz getroffen, Pro­fessor für Bau­physik und Bau­kli­matik. Er arbeitet seit März 2004 an der FHP und hat dem­entspre­chend schon einige Ver­än­de­rungen mit­erlebt. Seit Juni 2016 ist er Vize­prä­sident für Cam­pus­ent­wicklung. Ihr kennt ihn viel­leicht aus den Stu­di­en­gängen Bau­in­ge­nieur­wesen, Bau­er­haltung und Bauen im Bestand, Archi­tektur oder Restaurierung.

Dass die Hoch­schule ein Platz­problem hat, sollte inzwi­schen jedem*r Stu­die­renden klar sein. Vorweg schon mal: Ja, es ist bewusst und ja, es wird daran gear­beitet. Aber bauen ist nun mal eine lang­wierige Sache. Dem­entspre­chend kriegen Stu­die­rende, die sieben oder mehr Semester an der FHP ver­bringen, kaum Ver­än­de­rungen mit.

Um euch selbst ein Bild darüber machen zu können, wie lange es braucht, bis ein Gebäude tat­sächlich rea­li­siert wird, habe ich die Dauer von der Antrag­stellung bis zur Eröffnung gra­fisch dar­ge­stellt. Dabei ist aller­dings zu beachten, dass die Gebäude einem unter­schied­lichen Bau­aufwand unterlagen.

Dis­claimer: Ein Bau­projekt-Status kann sich ständig ändern und es kann immer zu anderen Ergeb­nissen kommen, als folgend beschrieben. Der Bericht soll als all­ge­meine Infor­mation für die Stu­die­renden dienen, was auf dem Campus passiert.

Exkurs: Gründe der Baudauer

Der Prozess eines Antrages, bis er genehmigt wird, kann schon einige Zeit dauern. Einer der Gründe dafür ist, dass die FHP nicht Eigen­tü­merin der Immo­bilien ist, sondern lediglich die Nut­zerin. Das Land Bran­denburg ist der Besitzer und stellt die Gebäude zur Ver­fügung. Die FHP kann somit keine eigene Initiative ergreifen. Die Bedarfs­er­mittlung, Bud­ge­tierung und Planung laufen über die fol­genden drei Stellen: Die FHP meldet einen Bedarf. Dieser Bedarf wird vom Minis­terium für Wis­sen­schaft, For­schung und Kultur (MWFK) bear­beitet und genehmigt; und beauf­tragt dann das Minis­terium der Finanzen (MdF) damit. Das MdF legt das Budget und den zeit­lichen Rahmen fes; darüber wird die FHP informiert.

Campus der FH Potsdam
Bau­zäune mitten auf dem Campus. © Caroline Riedel-Gitter

Der Auftrag wird an den Bran­den­bur­gi­schen Lan­des­be­trieb für Lie­gen­schaften und Bauen (BLB) als aus­füh­rende Behörde wei­ter­ge­geben. Diese beauf­tragt dann die Projektsteuer*innen, Architekt*innen und weitere Fachplaner*innen. Die FHP kann mit den Architekt*innen, um Wünsche oder Bedenken zu äußern, nur in einen infor­mellen Aus­tausch treten, da diese Ver­träge mit dem MdF und dem BLB hat.

Der BLB ist gegenüber dem MdF und dem Land u. a. für die wirt­schaft­liche Umsetzung ver­ant­wortlich. Bei nach­träg­lichen Ände­rungs­wün­schen (nach Bau­antrag der FHP) muss der BLB daher im wirt­schaft­lichen Sinne handeln, was bedeutet, dass – solange keine gene­rellen Vor­gaben für die öffent­lichen Gebäude Bran­den­burgs gemacht werden oder vorher keine beson­deren Gründe dafür for­mu­liert wurden – für die Fach­hoch­schule und ihre Stu­di­en­gänge keine besonders vor­bild­lichen öko­lo­gi­schen und nach­hal­tigen Gebäude rea­li­siert werden.

Nachhaltigkeit und „Neubau V“

„Die Umgebung prägt den*die Studierende*n“. Dies hat Herr Lorenz selbst gemerkt – nicht nur in eigenen Semi­naren, die test­weise im Design-Gebäude statt­fanden, sondern auch an den Ver­än­de­rungen der Wahr­nehmung von Architekt*innen nach dem Umzug aus den Kasernen in das Gebäude A (Annex 2). Ein Grund, wieso Con­tainer als lang­fristige Über­gangs­lösung als nicht sinnvoll erachtet werden.

Herr Lorenz hat sich während seiner Amtszeit im Sinne der Nach­hal­tigkeit intensiv mit der Not­wen­digkeit eines Neubaus aus­ein­an­der­ge­setzt. Es wurde auf den ver­schie­densten For­ma­li­täts­ebenen ver­sucht, den Bedarf gegenüber dem MWFK und dem BLB zu for­mu­lieren. Wenn aber auf Seiten der Lan­des­re­gierung das Interesse an vor­bild­lichen öffent­lichen Bauten gering ist, jeg­liche Kosten- und Ter­min­ri­siken mini­miert werden sollen und unsere Hoch­schule nicht erkennbar in diese Richtung ihr Profil ausbaut, sind der­artige Ver­suche zum Scheitern ver­ur­teilt. Die einzige Chance, die Herr Lorenz sieht, ist die intensive Pro­jekt­vor­be­reitung: „Wenn man Pro­jekte von Seiten der FHP für die Cam­pus­ent­wicklung vor­schlägt, müssen die so gut sein, halt alles bedacht, dass sie dann best­möglich über­nommen werden können. Aus dem Wunsch des selbst­be­stim­menden Bauens wird sonst nichts.“

So hat Herr Lorenz, zusammen mit Pro­fessor Löffler, in zwei Semi­naren mit Archi­tek­tur­stu­die­renden ver­schiedene Vari­anten für die weitere Cam­pus­ent­wicklung und den aktu­ellen „Neubau V“ durch­ge­spielt. Die Student*innen hatten dadurch einen unmit­tel­baren Pra­xis­bezug. Für die Cam­pus­ent­wicklung konnten Vor- und Nach­teile ana­ly­siert und damit die not­wen­digen Argu­men­ta­tionen gegenüber den Minis­terien geprüft werden. Wegen des drin­genden Raum­be­darfs der FHP wird, so der vor­läufige Plan, im Som­mer­se­mester 2019 begonnen die alte Pan­zer­halle abzureißen.

Der Neubau würde auch die Auf­wertung des Vol­ley­ball­platzes vor dem Casino ermög­lichen, mit einer Idee aus den ent­stan­denden Stu­die­ren­den­ent­würfen: eine neue Tribüne als Sicht­schutz zum Park­platz. Die Kon­struktion ist zwar nicht im Bau­vo­lumen ent­halten, aber ähnlich wie beim Bau des tem­po­rären Casi­nO­topias, ist ein stu­den­ti­sches Projekt denkbar und es wurde vom BLB eine Unter­stützung bei der Fun­da­men­tierung zugesagt. Anfang 2021 soll der „Neubau V“ fertig gestellt werden .

Container stehen mitten auf dem Campus der FH Potsdam
Con­tainer in der Cam­pus­mitte. © Caroline Riedel-Gitter

Ungefähr 200 Schreiben hat es benötigt, um zu bewirken, dass das neue Gebäude nicht direkt an der Kie­pen­heu­er­allee (vor dem Park­platz) gebaut wird, sondern anstelle der Pan­zer­halle. Neben Haus 17 soll auf 2000 m2 ein For­schungs­kin­der­garten (diesen haben vor Jahren der Fach­be­reich Sozial- und Bil­dungs­wis­sen­schaften bean­tragt und durch ander­weitige Geld­töpfe finan­ziert bekommen), weitere Semi­nar­räume, sowie Büros, auf vier Stock­werken entstehen.

Erstmal kann sich leider kein Stu­di­engang für „sein“ neues Gebäude freuen. Höchst­wahr­scheinlich werden erst die Stu­die­renden und Mitarbeiter*innen aus den alten Kasernen, Haus 1, 2 oder 4 dorthin umziehen, um die not­wen­digen Erwei­te­rungen und ener­ge­ti­schen Sanie­rungen der Kasernen umsetzen zu können. Denn es wurden weitere 4700 mfür Neu­bauten bean­tragt; das ent­spricht zwei neuen Gebäuden. Viel­leicht wird die Reno­vierung und Sanierung der alten Kasernen mit even­tu­eller Erwei­terung durch einen Anbau das nächste Bau­projekt auf dem Campus – dies ist momentan ab ca. 2023 vorgesehen.

An der FHP wird die Wich­tigkeit der Mit­be­stimmung immer sehr betont. Aber für Herrn Lorenz sind das nur „Lip­pen­be­kennt­nisse“ wenn es nicht um kurz­fristige, effekt­ha­schende Aktionen, sondern um die Betei­ligung an Ent­wick­lungs­pro­zessen geht. Wenn sich die Ori­en­tierung in Richtung einer nach­hal­tigen Hoch­schule ent­wi­ckelt, dann schwindet die Betei­li­gungs­be­reit­schaft. Die Initiative „Kli­ma­Campus FHP“ hatte laut Herrn Lorenz keine echte Resonanz.

Unsere Mensa

Der vor­läufige (noch nicht ange­nommene) Plan ist, die Essens­ausgabe so umzu­bauen, dass es keine über­kreu­zenden Schlangen mehr gibt. Der noch größere, zukünftige Plan ist die Erwei­terung der Mensa durch einen Anbau (Umsetzung im Ide­alfall ab 2022) .

Dabei muss die Frage gelöst werden, wie sich die Erwei­terung mit der gestal­te­ri­schen Umsetzung in den Bestand ein­binden lässt und wie der Men­sa­be­trieb trotz der erwar­teten Bau­zeiten auf­recht erhalten werden kann. Und: das Archi­tek­turbüro Becher und Rottkamp, welches das Haupt­ge­bäude damals designt hat, könnte sich bei einer Umge­staltung des Haupt­ge­bäudes quer­stellen, da ihr Gebäude ver­ändert wird.

Fak­ten­check: Das Gebäude wurde 2009 eröffnet, mit 235 Sitz­plätzen in der Mensa. Die Cafe­teria hat 105 Plätze. Die Stu­die­ren­den­zahlen sind seitdem um einiges gestiegen, im Win­ter­se­mester 2018/19 sind 3.521 Stu­die­rende an der FHP immatrikuliert.

Weitere Projekte

oder „was eigentlich auch noch auf dem Campus gemacht werden muss“



Was­ser­fleck 1 und 2. © Caroline Riedel-Gitter

Im LW-Gebäude, vor dem Hörsaal 201, sind zwei (eigentlich nicht zu über­se­hende) Was­ser­flecken ent­standen. Die Holz­werk­statt im sel­bigen Haus funk­tio­niert seit der Inbe­trieb­nahme 2003/2004 nicht.

Die kaputte Fassade des Hauptgebäudes
Die kaputte Fassade des Haupt­ge­bäudes. © Caroline Riedel-Gitter

Am Haupt­ge­bäude, 2008/09 erbaut, fällt seit ein paar Jahren die Fassade an unter­schied­lichsten Stellen ab. Aus Sicher­heits­gründen wurden an allen Ecken des Haupt­ge­bäudes Zäune angebracht.

Das Inter­na­tionale Begeg­nungs­zentrum (IBZ) ist auf­grund von Pla­nungs- und Aus­füh­rungs­fehlern so schim­mel­be­lastet, dass es derzeit nicht bewohnbar ist und grund­legend saniert werden müsste. Hier wird sich dem­nächst zeigen, ob dies wirt­schaftlich möglich ist (schaut doch einfach mal in den Ein­gangs­be­reichen der Wohnungen).

Ein Parkplatz voller Autos an der FH Potsdam
Ein voller Park­platz. © Caroline Riedel-Gitter

Ein wei­teres Projekt, das hof­fentlich bald in Angriff genommen wird, ist die Park­platz-The­matik – oder eher Pro­ble­matik. Derzeit gibt es 90 Park­plätze auf dem Cam­pus­ge­lände. Damals, um 1994/96, waren diese für 1600 Stu­die­rende aus­rei­chend. Heute, im Win­ter­se­mester 2018/19, sind es mehr als doppelt so viele Stu­die­rende; die gewachsene Zahl der Hochschulmitarbeiter*innen und Lehrer*innen hinzuzufügen …

Zurzeit löst sich das Problem durch die frei wer­denden Park­plätze der Anwohner*innen in den Wohn­ge­bieten in der Umgebung. Eine platz­mäßig logische Lösung wäre ein Parkhaus; dieses wird aber als zu teuer ange­sehen. Deshalb ist zurzeit vorerst ein Kies­park­platz in Planung. Damit dann hof­fentlich, wenn das Geld vor­handen und der Bedarf als nötig erachtet wird, ein Parkhaus neben dem HG an der Kie­pen­heu­er­allee gebaut werden kann.

In diesem Zusam­menhang ist auch das Thema des Ziels, einen zen­tralen Campus zu erhalten, auf­ge­kommen. Wenn die Hoch­schule weiter wachsen will und gleich­zeitig der gemeinsame Cam­pus­standort für alle Fach­be­reiche bei­be­halten werden soll, wäre neben der Ver­dichtung auf dem Gelände auch der Ankauf eines benach­barten freien Grund­stücks möglich. Leider hat sich in den letzten Monaten her­aus­ge­stellt, dass in fuß­läu­figer Ent­fernung keine Erwei­te­rungs­flächen mehr zur Ver­fügung stehen.

Der Solarpavillon der FH Potsdam
Der Solar­pa­villon. © Caroline Riedel-Gitter

Eine Frage, die sich bestimmt schon viele gestellt haben; Was ist eigentlich das Kon­strukt zwi­schen Haupt­ge­bäude und Casino (Haus 17)? Dieses merk­würdige Gebäude wurde mit Mitteln des Kon­junk­tur­paktes (auf­grund der Immo­bi­li­en­krise) 2011 gebaut. Leider durfte kein geschlos­senes Gebäude aus diesem Geldtopf ent­stehen – der Glas-Solar-Pavillon ent­stand. Damit darin Ver­an­stal­tungen trotz der unter­schied­lichen Wit­terung statt­finden können, wurden von der FHP selbst die Glas­platten zwi­schen den Solar­pa­nelen an allen vier Seiten des Pavillons finan­ziert. Es gehört auch zum Nach­hal­tig­keits­prinzip des Campus, aber auf­grund der Solar­zel­lenart und deren Aus­richtung ist die gewonnene Energie minimal. Herr Lorenz hat mir emp­fohlen, die Anzeige die im Inneren hängt einmal abzu­lesen, um mir ein eigenes Bild zu machen, wie es mit der Effi­zienz ist. Na ja, sie war nie an als ich vor­bei­ge­schaut habe …

Und jetzt? Dass bau­liche Ver­än­de­rungen und Repa­ra­turen lange im Prozess der Ent­stehung und Umsetzung dauern, sollte den Leser*innen nun bewusst sein. Das heißt aber nicht, dass man das Interesse ver­lieren muss, wenn man sich über Zustände von Gebäuden oder nicht funk­tio­nie­renden Funk­tionen wundert. Daher: Zeigt Interesse an Ver­än­de­rungen und bringt euch ein!

Dir ist noch etwas ein­ge­fallen, was ich nicht erwähnt habe? Dann teil es doch gerne in den Kom­men­taren und mit den anderen Leser*innen.

3 Kommentare

  1. Was auch inter­essant zu wissen wäre, ist was mit der Cam­pus­Wiese geplant ist. Ist die Zukunft des Cam­pus­Gartens gesi­chert? Was pas­siert mit der Fläche die bisher noch als Bauhof und Con­tai­ner­stell­platz genutzt wird? Ich hoffe zum Bei­spiel sehr, dass es eine große Cam­pus­Wiese wird, die allen zur Ver­fügung steht und als erwei­tertes Erho­lungs­gebiet des Cam­pus­Gartens dienen könnte. 🙂

    1. Ich habe mir ver­si­chern lassen, dass der Cam­pus­garten bleiben darf. (bezogen auf den Zeitraum der Bau­ar­beiten für den Neubau V) Die Cam­pus­mitte, die zurzeit als Bau­fläche genutzt wird, soll soweit ich weiß, als Frei/Grünfläche erhalten bleiben.

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