Ein Stück Normalität

© Elena Langner

Ich bin seit dem Herbst 2020 min­destens einmal die Woche auf dem Campus, um diversen Gre­mi­en­ar­beiten für den AStA nach­zu­gehen, die ich nicht von zu Hause erle­digen kann (oder will, manchmal brauche ich auch einfach einen anderen Arbeits­platz). Ein Pri­vileg, was durch die Pan­demie nur wenige haben – ich kann mich in Haus 17, dem Haus der Stu­die­ren­den­schaft, frei bewegen. Da ist „mein“ AStA-Büro, der Gremien- und Pro­jektraum oder der Co-Working Space. Je nachdem was ich erle­digen will, breite ich mich woanders aus. Manchmal treffe ich noch andere Stu­die­rende, die an ihren Pro­jekten arbeiten oder auch einfach nur ein Wohn­zimmer suchen, wo sie sich gegen­seitig moti­vieren können, zu lernen und ihren Vor­le­sungen zu folgen. 

Darum gehts hier aber nicht.

Ich war fertig mit meinen To-Dos in Haus 17 und bin bei der geschlos­senen Cafe­teria vorbei, wo ein kryp­ti­scher Zettel des Stu­den­ten­werks [sic] an der Tür hängt, dass man nicht wisse, wann wieder auf­ge­macht wird.

Auf die Tram wartend sah ich auf dem neuen Platz gegenüber der FHP einen Kom­mi­li­tonen, der kurz zuvor seine Bache­lor­arbeit-Prä­sen­tation gehalten hatte. (Spoiler: Er hat bestanden.)

Eigentlich wollte ich mit der Tram nach Hause, aber nach dem man-sieht-sich-aus-der-Weite-Winken und einem lauten „Sekt?“ ging ich zu der kleinen Gruppe, die mit Abstand um eine der Bänke stand. 

Wer kann zu einem Sekt, der in einer Gruppe getrunken wird, nein sagen? (Rhe­to­rische Frage, es ist in Ordnung zu Alkohol nein zu sagen!) Ein Glas zur Feier der bestan­denen Prüfung, so wie vor der Pan­demie. Daneben lag ein Piz­za­karton und darauf ein Strauß Tulpen.

Dabei standen zwei weitere Studis, die auch ihre Prä­sen­tation der Bache­lor­arbeit gehalten hatten. Diese Gespräche und das Zuhören sind das, was ich unter anderem am Cam­pus­leben so sehr ver­misse. Es geht um Themen wie die Zukunft, ob Master oder nicht. Wohin man dafür geht oder ob es an der FHP möglich ist. Wieso man woanders hingeht, für neue Leh­rende, andere Fach­ge­biete. Wo die Freund:innen (oder Partner:in) hingeht, wie lange diese noch an der FHP stu­dieren werden. Der kurze Abstecher, raus aus der fake Nor­ma­lität, über die Orga­ni­sation der münd­lichen Prü­fungen, wo Stu­die­rende sich selbst ent­scheiden durften, ob sie vor Ort oder digital geprüft werden wollten. Und wo die Bache­lor­arbeit gedruckt wurde, welche Pro­bleme es gab, eine Firma zu finden, die es auch recht­zeitig in aus­rei­chender Qua­lität liefert.

Polaroid mit Sektgläsern und Flasche vor dem Hauptgebäude der FHP, darauf steht zum Teil ein halbvolles Sektglas
© Elena Langner

Da, das mag auch nach Freund:innenkreis unter­schiedlich sein, geht es auch um die Gre­mi­en­arbeit und die Hoch­schul­leitung, und da kommen die besten Reform­ideen zustande. Manchmal wird aus diesen “Flur”gesprächs-Ideen was, manchmal auch nicht. 

Wenn man so mit dem Blick auf den „Cam­pus­eingang“ das Geschehen zwi­schen Haupt­ge­bäude und Annex 1 „Haus D“ beob­achtet, kriegt man die Fluk­tuation von Men­schen mit, die über den Campus laufen. Manche, so sah es aus, geben ihre Bache­lor­ar­beiten ab; andere haben eine Prüfung und die alten Spaziergänger:innen suchen nach einer Toilette.

Nach einer Stunde wurde es mir zu kalt und auf dem kurzen Weg zur Tram­station setze ich mir meine Maske auf. 

Das Gefühl der alten Campus-Nor­ma­lität war wieder verschwunden.