Ich bin seit dem Herbst 2020 mindestens einmal die Woche auf dem Campus, um diversen Gremienarbeiten für den AStA nachzugehen, die ich nicht von zu Hause erledigen kann (oder will, manchmal brauche ich auch einfach einen anderen Arbeitsplatz). Ein Privileg, was durch die Pandemie nur wenige haben – ich kann mich in Haus 17, dem Haus der Studierendenschaft, frei bewegen. Da ist „mein“ AStA-Büro, der Gremien- und Projektraum oder der Co-Working Space. Je nachdem was ich erledigen will, breite ich mich woanders aus. Manchmal treffe ich noch andere Studierende, die an ihren Projekten arbeiten oder auch einfach nur ein Wohnzimmer suchen, wo sie sich gegenseitig motivieren können, zu lernen und ihren Vorlesungen zu folgen.
Darum gehts hier aber nicht.
Ich war fertig mit meinen To-Dos in Haus 17 und bin bei der geschlossenen Cafeteria vorbei, wo ein kryptischer Zettel des Studentenwerks [sic] an der Tür hängt, dass man nicht wisse, wann wieder aufgemacht wird.
Auf die Tram wartend sah ich auf dem neuen Platz gegenüber der FHP einen Kommilitonen, der kurz zuvor seine Bachelorarbeit-Präsentation gehalten hatte. (Spoiler: Er hat bestanden.)
Eigentlich wollte ich mit der Tram nach Hause, aber nach dem man-sieht-sich-aus-der-Weite-Winken und einem lauten „Sekt?“ ging ich zu der kleinen Gruppe, die mit Abstand um eine der Bänke stand.
Wer kann zu einem Sekt, der in einer Gruppe getrunken wird, nein sagen? (Rhetorische Frage, es ist in Ordnung zu Alkohol nein zu sagen!) Ein Glas zur Feier der bestandenen Prüfung, so wie vor der Pandemie. Daneben lag ein Pizzakarton und darauf ein Strauß Tulpen.
Dabei standen zwei weitere Studis, die auch ihre Präsentation der Bachelorarbeit gehalten hatten. Diese Gespräche und das Zuhören sind das, was ich unter anderem am Campusleben so sehr vermisse. Es geht um Themen wie die Zukunft, ob Master oder nicht. Wohin man dafür geht oder ob es an der FHP möglich ist. Wieso man woanders hingeht, für neue Lehrende, andere Fachgebiete. Wo die Freund:innen (oder Partner:in) hingeht, wie lange diese noch an der FHP studieren werden. Der kurze Abstecher, raus aus der fake Normalität, über die Organisation der mündlichen Prüfungen, wo Studierende sich selbst entscheiden durften, ob sie vor Ort oder digital geprüft werden wollten. Und wo die Bachelorarbeit gedruckt wurde, welche Probleme es gab, eine Firma zu finden, die es auch rechtzeitig in ausreichender Qualität liefert.
Da, das mag auch nach Freund:innenkreis unterschiedlich sein, geht es auch um die Gremienarbeit und die Hochschulleitung, und da kommen die besten Reformideen zustande. Manchmal wird aus diesen “Flur”gesprächs-Ideen was, manchmal auch nicht.
Wenn man so mit dem Blick auf den „Campuseingang“ das Geschehen zwischen Hauptgebäude und Annex 1 „Haus D“ beobachtet, kriegt man die Fluktuation von Menschen mit, die über den Campus laufen. Manche, so sah es aus, geben ihre Bachelorarbeiten ab; andere haben eine Prüfung und die alten Spaziergänger:innen suchen nach einer Toilette.
Nach einer Stunde wurde es mir zu kalt und auf dem kurzen Weg zur Tramstation setze ich mir meine Maske auf.
Das Gefühl der alten Campus-Normalität war wieder verschwunden.