Erlebnis Werkschau ‘21

Eine Tasse, auf der ein Stück Klebeband mit der Aufschrift „gebraucht“ geklebt ist.
© Elena Langner

Als Nicht-Desi­gnerin habe ich die Werk­schau immer bestaunt. Allein, dass während des Stu­diums Ergeb­nisse ent­stehen, die aus­ge­stellt werden können (und diese über ein Info­plakat hin­aus­gehen), habe ich beneidet. Ich möchte auch, dass meine Familie und Freund:innen die Mög­lichkeit haben, zu einer Hoch­schul­ver­an­staltung zu kommen und meine Stu­di­en­leis­tungen anschauen zu können.

Jetzt bin in am Ende meines Stu­diums, habe immer noch nichts auf der Werk­schau aus­stellen können, aber auf­grund von Kommiliton:innen, Freund:innen und Gre­mi­en­mit­gliedern einen Wind davon bekommen, was es heißt und bedeutet, als Design-Studi der FH;P an der Werk­schau auszustellen.

Stress.

Mein Plan war es, einen netten Beitrag über eine groß­artige Werk­schau zu schreiben – endlich, nach anderthalb Jahren, fand das Aus­hän­ge­schild der Fach­be­reichs Design wieder vor Ort statt. Ich wollte das Team inter­viewen, Fotos bereit­stellen, die Ver­an­staltung begleiten.

Doch nach der Werk­schau bin ich emo­tional geprägt, von dem was, und besonders wie es, pas­siert ist. Ich ver­stehe nicht, wie der Fach­be­reich Stu­die­rende unter ihren selbst gestellten Leis­tungs­druck wei­ter­pusht, sodass diese an einem Punkt ankommen, wo sie kör­perlich zusam­men­brechen. (Ich schreibe das mit der Erlaubnis der Betroffenen.)

Ich, in meinem Amt als stu­den­tische Vize­prä­si­dentin, sowie Gremienvertreter:innen des Fach­be­reichs Design, haben inzwi­schen bei der Leh­ren­den­kon­ferenz (auch: Dienst­be­ratung) und dem Fach­be­reichsrat vor­ge­sprochen und klar gemacht, dass es so nicht wei­ter­gehen kann. Wir sind dabei auf Ver­ständnis bei den anwe­senden Leh­renden gestoßen. Es wird nun eine AG mit Stu­die­renden und Leh­renden geben, die sich dem Thema annimmt und Ideen für eine nach­haltige Werk­schau entwickelt.

Ich war jedoch nicht alleine in meiner Auf­regung. Design-Studi und Redak­ti­ons­mit­glied Niko musste seiner Emotion auch einmal Lauf lassen.

Wie eine zukünftige Werkschau aussehen könnte

Ein Kom­mentar von Niko Ripka

In den letzten Jahren habe ich mehrere Werk­schauen erlebt: in meiner Rolle als Kurs­be­auf­tragter für die Koor­di­nation von Expo­naten, als Teil des Orga­teams der Werk­schau oder einfach nur als Besucher. Sowohl die inhalt­liche Aus­richtung als auch die Größe der Ver­an­staltung waren über die Jahre unter­schiedlich, doch eines hatten alle Werk­schauen gemeinsam: ein kleines Kernteam von Stu­die­renden und Leh­renden waren für die gesamte Orga­ni­sation ver­ant­wortlich und haben sich dabei kaputt gearbeitet.

Eine neue AG soll dies nun angehen. Es ist auch endlich an der Zeit; diese Arbeits­gruppe muss ein ver­nünf­tiges, nach­hal­tiges Konzept mit einer sinn­vollen Orga­ni­sa­ti­ons­struktur erar­beiten, welches nicht davon abhängig ist, dass ein paar wenige Stu­die­rende und Leh­rende dafür ver­brannt werden. Erst wenn dieses Konzept geklärt ist, sollte über­haupt dis­ku­tiert werden, ob und wann eine weitere Werk­schau statt­finden soll – und nicht umgekehrt.

Um einen kon­struk­tiven Beitrag zu leisten, folgen ein paar Anre­gungen, wie eine zukünftige Werk­schau gestalten werden könnte.

1. Ziel­de­fi­nition.
Es würde der Werk­schau guttun, ein paar Schritte zurück­zu­gehen und sich zu fragen: Wofür steht sie eigentlich? Was soll erreicht werden bzw. wer pro­fi­tiert davon? An wen richtet sie sich? Und wer macht mit; ist es aus­schließlich eine Ver­an­staltung des Fach­be­reichs Design, oder sind der Fach­be­reich STADT | BAU | KULTUR und Andere auch dabei? Die Fragen mögen banal klingen, doch die Ant­worten würden helfen, ein klares und ver­bind­liches Ziel vor Augen zu haben und Klarheit für alle Betei­ligten zu schaffen.

2. Orga­ni­sation.
Wenn das Ziel geklärt ist, stellt sich die Frage, wer das Ganze koor­di­niert. Eine Mög­lichkeit wäre es, wieder einen Kurs durch­zu­führen, der sich ein Semester lang (oder länger) um die Orga­ni­sation kümmert. In einem fach­be­reichs­über­grei­fenden InterFlex-Kurs könnten bei­spiels­weise Kulturarbeiter:innen, Architekt:innen und Designer:innen prima zusam­men­ar­beiten. Viel­leicht gibt es aber auch weitere Formate, die Sinn ergeben – Haupt­sache, die Leh­renden, Mit­ar­bei­tenden und Stu­die­renden erhalten etwas für ihre inves­tierte Zeit (Credits, Bezahlung, Lehr­de­pu­tats­re­duktion …) und die Auf­gaben werden ver­nünftig ver­teilt. Zudem ist es längst über­fällig, dass eine Stelle an der Hoch­schule das Projekt über die Jahre koor­di­niert, das Wissen sammelt und weitergibt.

3. Weniger ist mehr.
Der demo­kra­tische Gedanke, dass jede:r etwas aus­stellen kann, ist prin­zi­piell prima. Doch dies führt auch dazu, dass die Werk­schau voll und unüber­sichtlich wird – sowohl für die Besucher:innen als auch für das Orgateam. 2017 hatten bei­spiels­weise ganze 150 Kurse etwas aus­ge­stellt. Als Besucher habe ich mich oft gefragt, wie ich das schaffen soll. Zudem gibt es – vom ein­fachen Plakat bis hin zu inter­ak­tiven Karten – große Unter­schiede in der Auf­ma­chung der Exponate. In einigen Bereichen wie­der­holen sich zudem Inhalte und Formate. Da frage ich mich: muss denn wirklich jeder Kurs etwas aus­stellen? Ein roter Faden (z.B. ein Rah­men­thema), sowie das Kura­tieren von Inhalten nach trans­pa­renten Kri­terien, wären Wege, die große Masse zu redu­zieren und sich auf wenige, wesent­liche Ergeb­nisse zu fokus­sieren, an die man sich auch erinnern kann.

4. Ein ein­ziger Ort.
Damit wäre die Aus­stellung nicht nur deutlich prä­gnanter; wenn die Fach­be­reiche nicht mehr phy­sisch getrennt sind, könnten Archi­tektur-Ent­würfe einfach neben Expo­naten eines Typo­grafie- und eines Restau­rie­rungs­kurses stehen. Besucher:innen würden so auf Inhalte auf­merksam werden, die sie sonst viel­leicht nicht gesehen hätten. Und es würde die Ver­netzung zwi­schen den Fach­be­reichen, vor allem zwi­schen den Stu­die­renden, fördern. Für eine runde Ver­an­staltung könnten schließlich Musik und Stände vor dem Haus sorgen.

Kurz: wenn das Ziel klar ist, die Orga­ni­sation nach­haltig und die Inhalte kompakt, über­sichtlich und qua­li­tativ hoch­wertig sind, dann kann die Werk­schau eine Ver­an­staltung sein, die sowohl von Stu­die­renden, Leh­renden und Mit­ar­bei­tenden gerne vor­be­reitet und durch­ge­führt wird, und eine, die auch von Freund*innen, Fami­li­en­an­ge­hö­rigen und Gäst:innen gerne und wieder besucht wird.


Wer selbst nicht dabei war oder sich erinnern möchte, kann mit unseren Fotos noch einen kleinen Ein­blick in die Werk­schau erhalten; zu sehen sind die letzten Stunden der Vor­be­reitung, die Eröffnung und die Ausstellung.

Alle Fotos sind von © Elena Langner und CC BY-SA.