Als Nicht-Designerin habe ich die Werkschau immer bestaunt. Allein, dass während des Studiums Ergebnisse entstehen, die ausgestellt werden können (und diese über ein Infoplakat hinausgehen), habe ich beneidet. Ich möchte auch, dass meine Familie und Freund:innen die Möglichkeit haben, zu einer Hochschulveranstaltung zu kommen und meine Studienleistungen anschauen zu können.
Jetzt bin in am Ende meines Studiums, habe immer noch nichts auf der Werkschau ausstellen können, aber aufgrund von Kommiliton:innen, Freund:innen und Gremienmitgliedern einen Wind davon bekommen, was es heißt und bedeutet, als Design-Studi der FH;P an der Werkschau auszustellen.
Stress.
Mein Plan war es, einen netten Beitrag über eine großartige Werkschau zu schreiben – endlich, nach anderthalb Jahren, fand das Aushängeschild der Fachbereichs Design wieder vor Ort statt. Ich wollte das Team interviewen, Fotos bereitstellen, die Veranstaltung begleiten.
Doch nach der Werkschau bin ich emotional geprägt, von dem was, und besonders wie es, passiert ist. Ich verstehe nicht, wie der Fachbereich Studierende unter ihren selbst gestellten Leistungsdruck weiterpusht, sodass diese an einem Punkt ankommen, wo sie körperlich zusammenbrechen. (Ich schreibe das mit der Erlaubnis der Betroffenen.)
Ich, in meinem Amt als studentische Vizepräsidentin, sowie Gremienvertreter:innen des Fachbereichs Design, haben inzwischen bei der Lehrendenkonferenz (auch: Dienstberatung) und dem Fachbereichsrat vorgesprochen und klar gemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Wir sind dabei auf Verständnis bei den anwesenden Lehrenden gestoßen. Es wird nun eine AG mit Studierenden und Lehrenden geben, die sich dem Thema annimmt und Ideen für eine nachhaltige Werkschau entwickelt.
Ich war jedoch nicht alleine in meiner Aufregung. Design-Studi und Redaktionsmitglied Niko musste seiner Emotion auch einmal Lauf lassen.
Wie eine zukünftige Werkschau aussehen könnte
Ein Kommentar von Niko Ripka
In den letzten Jahren habe ich mehrere Werkschauen erlebt: in meiner Rolle als Kursbeauftragter für die Koordination von Exponaten, als Teil des Orgateams der Werkschau oder einfach nur als Besucher. Sowohl die inhaltliche Ausrichtung als auch die Größe der Veranstaltung waren über die Jahre unterschiedlich, doch eines hatten alle Werkschauen gemeinsam: ein kleines Kernteam von Studierenden und Lehrenden waren für die gesamte Organisation verantwortlich und haben sich dabei kaputt gearbeitet.
Eine neue AG soll dies nun angehen. Es ist auch endlich an der Zeit; diese Arbeitsgruppe muss ein vernünftiges, nachhaltiges Konzept mit einer sinnvollen Organisationsstruktur erarbeiten, welches nicht davon abhängig ist, dass ein paar wenige Studierende und Lehrende dafür verbrannt werden. Erst wenn dieses Konzept geklärt ist, sollte überhaupt diskutiert werden, ob und wann eine weitere Werkschau stattfinden soll – und nicht umgekehrt.
Um einen konstruktiven Beitrag zu leisten, folgen ein paar Anregungen, wie eine zukünftige Werkschau gestalten werden könnte.
1. Zieldefinition.
Es würde der Werkschau guttun, ein paar Schritte zurückzugehen und sich zu fragen: Wofür steht sie eigentlich? Was soll erreicht werden bzw. wer profitiert davon? An wen richtet sie sich? Und wer macht mit; ist es ausschließlich eine Veranstaltung des Fachbereichs Design, oder sind der Fachbereich STADT | BAU | KULTUR und Andere auch dabei? Die Fragen mögen banal klingen, doch die Antworten würden helfen, ein klares und verbindliches Ziel vor Augen zu haben und Klarheit für alle Beteiligten zu schaffen.
2. Organisation.
Wenn das Ziel geklärt ist, stellt sich die Frage, wer das Ganze koordiniert. Eine Möglichkeit wäre es, wieder einen Kurs durchzuführen, der sich ein Semester lang (oder länger) um die Organisation kümmert. In einem fachbereichsübergreifenden InterFlex-Kurs könnten beispielsweise Kulturarbeiter:innen, Architekt:innen und Designer:innen prima zusammenarbeiten. Vielleicht gibt es aber auch weitere Formate, die Sinn ergeben – Hauptsache, die Lehrenden, Mitarbeitenden und Studierenden erhalten etwas für ihre investierte Zeit (Credits, Bezahlung, Lehrdeputatsreduktion …) und die Aufgaben werden vernünftig verteilt. Zudem ist es längst überfällig, dass eine Stelle an der Hochschule das Projekt über die Jahre koordiniert, das Wissen sammelt und weitergibt.
3. Weniger ist mehr.
Der demokratische Gedanke, dass jede:r etwas ausstellen kann, ist prinzipiell prima. Doch dies führt auch dazu, dass die Werkschau voll und unübersichtlich wird – sowohl für die Besucher:innen als auch für das Orgateam. 2017 hatten beispielsweise ganze 150 Kurse etwas ausgestellt. Als Besucher habe ich mich oft gefragt, wie ich das schaffen soll. Zudem gibt es – vom einfachen Plakat bis hin zu interaktiven Karten – große Unterschiede in der Aufmachung der Exponate. In einigen Bereichen wiederholen sich zudem Inhalte und Formate. Da frage ich mich: muss denn wirklich jeder Kurs etwas ausstellen? Ein roter Faden (z.B. ein Rahmenthema), sowie das Kuratieren von Inhalten nach transparenten Kriterien, wären Wege, die große Masse zu reduzieren und sich auf wenige, wesentliche Ergebnisse zu fokussieren, an die man sich auch erinnern kann.
4. Ein einziger Ort.
Damit wäre die Ausstellung nicht nur deutlich prägnanter; wenn die Fachbereiche nicht mehr physisch getrennt sind, könnten Architektur-Entwürfe einfach neben Exponaten eines Typografie- und eines Restaurierungskurses stehen. Besucher:innen würden so auf Inhalte aufmerksam werden, die sie sonst vielleicht nicht gesehen hätten. Und es würde die Vernetzung zwischen den Fachbereichen, vor allem zwischen den Studierenden, fördern. Für eine runde Veranstaltung könnten schließlich Musik und Stände vor dem Haus sorgen.
Kurz: wenn das Ziel klar ist, die Organisation nachhaltig und die Inhalte kompakt, übersichtlich und qualitativ hochwertig sind, dann kann die Werkschau eine Veranstaltung sein, die sowohl von Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden gerne vorbereitet und durchgeführt wird, und eine, die auch von Freund*innen, Familienangehörigen und Gäst:innen gerne und wieder besucht wird.
Wer selbst nicht dabei war oder sich erinnern möchte, kann mit unseren Fotos noch einen kleinen Einblick in die Werkschau erhalten; zu sehen sind die letzten Stunden der Vorbereitung, die Eröffnung und die Ausstellung.
Alle Fotos sind von © Elena Langner und CC BY-SA.