Labormitarbeiter*innen im Homeoffice

© Elena Langner

Die Zeiten des Prä­senz­not­be­triebs auf­grund der Covid-19-Pan­demie ver­langen allen Hoch­schul­an­ge­hö­rigen so einiges ab. Die Stu­die­renden tau­schen Serien-Marathon gegen Meeting-Marathon, welchen die Leh­renden im Online-Semester durch­führen. Auch die Mitarbeiter*innen der zen­tralen Ver­waltung richten sich best­möglich im Home­office ein, die IT-Abteilung und der Wach­schutz stellen den Not­be­trieb sicher und das Prä­sidium ver­sucht die Hoch­schule zusammenzuhalten.

Was ist aber mit unseren Mitarbeiter*innen, deren Arbeit größ­ten­teils in den Laboren und Werk­stätten statt­findet, die sie nun nicht mehr betreten dürfen?

Wir haben drei von ihnen zu Beginn des Not­be­triebs Ende März gefragt, wie es ihnen mit dem plötz­lichen Umschwung geht, was sie jetzt ohne Labor über­haupt noch machen können, was sie zurück­lassen mussten und welches Gerät der Labor­aus­stattung sie am meisten ver­missen. Hier kommen ihre Berichte, damit auch diese Sta­tus­gruppe nicht ver­gessen wird.

Marcus Richter

Mit­ar­beiter im Bau­stoff­labor im Fach­be­reich Bauingenieurwesen

„Nach einem Auf­enthalt in Öster­reich stand ich per­sönlich erst einmal unter amt­licher Qua­rantäne und habe selbst erlebt, wie schnell sich das Virus aus­breiten kann. Deshalb finde ich die Maß­nahmen in allen Bereichen richtig und not­wendig und habe mich mitt­ler­weile an die Situation gewöhnt. Als Pendler spart man sich derzeit viel Zeit und mein Glück ist, dass ich einen kleinen Garten mit Ter­rasse habe, wo auch Home­office-Tätig­keiten Spaß machen!

Ich kann noch so ziemlich alle Tätig­keiten aus­führen. Im Labor haben wir ver­einbart, dass drin­gende externe Prüf­auf­träge im Alleingang vor Ort erledigt werden. Dann ist natürlich immer nur eine Person vor Ort im Labor. Einzig die prak­tische Lehre mit den Stu­die­renden im Labor ist momentan nicht möglich. Labor­übungen über Online-Kon­fe­renzen wären natürlich auch mal eine Maßnahme …

Schreibtisch mit Laptop, Kamera und Laborinstrumenten
© Elena Langner

Dafür kann ich mich jetzt aber inten­siver in bestimmte Bereiche ein­lesen und Über­le­gungen anstellen, was man dazu in zukünf­tigen Labor­übungen zeigen kann. Auch für die Bear­beitung von Pro­to­kollen ist jetzt etwas mehr Zeit. 

Das Bau­stoff­labor ist ja im wesent­lichen für Bau­stoff­un­ter­su­chungen durch Zer­störung von Pro­be­körpern zuständig. Das heißt die ganze Arbeit, die ins Her­stellen von bei­spiels­weise Beton­würfeln inves­tiert wird, wird in den Prüf­ein­rich­tungen innerhalb von Sekunden zer­stört. Im Moment ver­misse ich ein wenig die Druck­prüf­ma­schine, die hat einfach am meisten Zer­stö­rungs­kraft oder viel­leicht auch die Prüf­ma­schine zum Prüfen der Frost­be­stän­digkeit von Beton. Aber es wird auch wieder andere Zeiten geben, weil ich eigentlich alles gerne mache.

Ich freue mich ein Mit­glied dieser Hoch­schule sein zu dürfen und hoffe, dass diese Krise mit einem blauen Auge mög­lichst nicht erst in zwei Jahren vor­beigeht. Auch hoffe ich, dass die Hoch­schule dadurch noch enger zusam­men­rückt, um danach in wahr­scheinlich schwie­rigen Zeiten wieder auf die Son­nen­seite zu kommen!“

Andreas „Schulle“ Schultz

Mit­ar­beiter im Bau­labor Kon­struk­tiver Inge­nieurbau (BKI)

„Mein Labor ver­misse ich über­haupt nicht. Ich habe meine Wände in der Wohnung mit Foto­tapete beklebt – Labor­motiv natürlich – und aus bestimmten Posi­tionen wirkt es real … Ich arbeite noch daran, aber den Labor­geruch bekomme ich einfach nicht hin. Mein Toaster meint, ich sollte nicht über­treiben, sonst würde ich noch ver­rückt werden.

Tat­sächlich pas­siert bei mir arbeits­tech­nisch nicht viel. Die Situation hat sich so schnell ver­ändert, dass ich mich nicht vor­be­reiten konnte. Mir fallen viele Dinge ein, die man außerhalb der Labore hätte machen können. Dazu wären aber einige Vor­be­rei­tungen im Labor not­wendig gewesen. Jeder der „mein“ Labor – die große Ver­suchs­halle – kennt, kann sich leicht vor­stellen, dass sich in einem nor­malen Haushalt nichts Ver­gleich­bares befindet, was eine Labor­tä­tigkeit erlaubt. Sehr nah kommt nur die Kaf­fee­ma­schine aus der Küche, aber die schafft es nur – im besten Fall – mich zu trösten.

Werkstatt mit Schreibtisch, Werkzeugen und Geräten
© Elena Langner

In der ersten Woche habe ich mir das Schall­emis­si­ons­ana­ly­se­system mit nach Hause genommen (ist nur eine Kiste), welches ich schon ewig nicht mehr benutzt habe. Ich dachte, das ist so kom­pli­ziert, da werde ich eine Weile beschäftigt sein. Tat­sächlich bin ich recht schnell vor­an­ge­kommen und habe dann ein paar Tage sowas wie „Urlaub“ gemacht. Die anderen Geräte sind zu groß, das wären Son­der­trans­porte – das ist mir dann doch zu teuer.

Ich ver­misse mein ganzes Labor … Ich habe schon geträumt, ich alleine ohne Stu­die­rende im LW. Was hätte ich alles her­stellen, auf­bauen, repa­rieren und sons­tiges tun können?! Zwei 10t-Kräne in meiner Wohnung ein­bauen, habe ich schon durch­ge­rechnet – bei den kurzen Spann­weiten macht das Ver­sagen durch Bie­ge­drill­knicken kein Problem. Mein Ver­mieter igno­riert mich aber …

Schade, dass die betriebs­freie Zeit bei Studi-freien Laboren und Werk­stätten vorerst unge­nutzt bleiben muss. In der Zeit könnte man die gesamte Infra­struktur und die Kapa­zi­täten über­ar­beiten, also alles schöner und besser machen, aber viel­leicht kommt die Mög­lichkeit ja noch.“

Tjalda Eschebach

Werk­statt­lei­terin der Stu­di­en­richtung Wand­ma­lerei im Stu­di­engang Kon­ser­vierung und Restau­rierung (KuR)

„Ich komme momentan mit der not­ge­drun­genen Umstellung des Arbeitens im Home­office sehr gut zurecht und finde es spannend, mich mit den Werk­zeugen des digi­talen Mediums, die uns seitens der FH zur Ver­fügung gestellt werden – gerade auch im Dialog mit dem Kol­legium und den Stu­die­renden – aus­ein­an­der­zu­setzen und intensiv zu üben! Es ist in dieser Aus­nah­me­si­tuation aber auch ganz schön, mal zuhause zu sein und sich die Arbeit tages­zei­ten­mäßig selbst einzuteilen.

Mir fehlt aller­dings der eigene Büro-Com­puter im Werk­statt­lei­tungsbüro, wo ich für jeden ansprechbar bin und trotzdem gleich­zeitig den Blick auf das – noch – freie Cam­pus­ge­lände habe. Auch der neu erworbene höhen­ver­stellbare Schreib­tisch, an dem man mal sitzend, mal stehend kon­zen­triert arbeiten kann, fehlt mir in meinem Homeoffice.

Viel­leicht ver­misse ich auch das Gar­ten­ge­stühl auf dem bald wieder wein­be­r­ankten Balkon, wo ich nur allzu gerne pünktlich zu Früh­lings­beginn mittags mit meinem Kol­legium sitzen würde, um neben Pri­vatem auch so manches Fach­liches zu besprechen. Wie wichtig die Gesell­schaft und der damit ver­bundene zwi­schen­mensch­liche Umgang ist, merkt man in der Zeit der Iso­lation deutlich …

Schreibtisch mit Computer und einer Tastatur in Flammen
© Elena Langner

Viel­leicht darf ich an dieser Stelle betonen, wie wohl ich mich hier an der Fach­hoch­schule Potsdam fühle! In meiner Werk­statt – wenn die Absaug­anlage aus­ge­schaltet ist, ist es noch viel ange­nehmer – und auch mit meinem Kol­legium, all den anderen Mitarbeiter*innen an der FH, den Stu­die­renden, meinen Auf­gaben und den span­nenden Projektarbeiten! 

Was in dieser Zeit gar nicht funk­tio­niert, sind die prak­ti­schen Übungen zu den restau­ra­to­ri­schen Ver­fah­rens­weisen und dem Ken­nen­lernen von Material und Methodik des Ein­satzes – wofür, warum, was, wie und womit. Auch die Betreuung der Pro­jekt­ar­beiten der höheren Semester wird schwie­riger. Geplante Kom­pakt­ver­an­stal­tungen sind mitt­ler­weile schon ans Semes­terende verlegt und man darf gespannt sein, wie sehr sich alles zu Semes­terende drängelt, aber … es ist eben einmal Ausnahmezustand!

Es gibt aber auch jetzt genügend zu tun und die Zeit vergeht wie im Fluge! Das Ein­ar­beiten in MS-Teams und das Anlegen der Moodle-Kurse ist nur allzu zeit­in­tensiv. Und man ver­bringt über den Tag ja doch extrem viel Zeit mit der Beant­wortung von Mails und Teams-Nach­richten, um allen wich­tigen Kon­takten in dieser Zeit gerecht zu werden.

Sonst gilt es, die theo­re­ti­schen Ver­mitt­lungen meines Zweit­se­mes­ter­kurses nun als digitale Ver­an­staltung umzu­struk­tu­rieren, dabei suche ich auch nach spie­le­ri­schen und all­ge­meinen Werk­zeugen zur Ani­mation, Auf­lo­ckerung und Auf­mun­terung. Dann arbeite ich als Redak­teurin des Stu­di­en­ganges KuR viel an der Website und schreibe außerdem gerade an einem Artikel über eine sehr span­nende Pro­jekt­arbeit mit dem dama­ligen dritten Semester, der in den Herbst-Heften der Bran­den­bur­gi­schen Denk­mal­pflege erscheinen darf.

Ich bastle auch immer mal wieder an der Erwei­terung eines Filmes über die Geschichte unseres Stu­di­en­ganges KuR und jetzt kann ich außerdem sämt­liche Aktua­li­sie­rungen meiner Lehr­in­halte vor­nehmen, wofür mir während des Semesters meist die Zeit fehlte. So zum Bei­spiel die Geschichte des Mosaiks für den nach­zu­ho­lenden Mosa­ikkurs oder auch die Ver­mittlung antiker Mytho­logie sowie die Iko­no­grafie christ­licher Bild­themen in Kir­chen­räumen. Ich habe also auch außerhalb meiner Wand­ma­lerei-Werk­statt viel zu tun …“

Ein großes Dan­ke­schön geht an alle Mitarbeiter*innen, die sich die Zeit für uns genommen haben und diesen Beitrag möglich gemacht haben! Haltet durch, ein Ende ist – zumindest für euch – in Sicht. Wir freuen uns schon, wenn auch wir euch auf den Campus folgen können.
Soli­da­rische Grüße!