Die Zeiten des Präsenznotbetriebs aufgrund der Covid-19-Pandemie verlangen allen Hochschulangehörigen so einiges ab. Die Studierenden tauschen Serien-Marathon gegen Meeting-Marathon, welchen die Lehrenden im Online-Semester durchführen. Auch die Mitarbeiter*innen der zentralen Verwaltung richten sich bestmöglich im Homeoffice ein, die IT-Abteilung und der Wachschutz stellen den Notbetrieb sicher und das Präsidium versucht die Hochschule zusammenzuhalten.
Was ist aber mit unseren Mitarbeiter*innen, deren Arbeit größtenteils in den Laboren und Werkstätten stattfindet, die sie nun nicht mehr betreten dürfen?
Wir haben drei von ihnen zu Beginn des Notbetriebs Ende März gefragt, wie es ihnen mit dem plötzlichen Umschwung geht, was sie jetzt ohne Labor überhaupt noch machen können, was sie zurücklassen mussten und welches Gerät der Laborausstattung sie am meisten vermissen. Hier kommen ihre Berichte, damit auch diese Statusgruppe nicht vergessen wird.
Marcus Richter
Mitarbeiter im Baustofflabor im Fachbereich Bauingenieurwesen
„Nach einem Aufenthalt in Österreich stand ich persönlich erst einmal unter amtlicher Quarantäne und habe selbst erlebt, wie schnell sich das Virus ausbreiten kann. Deshalb finde ich die Maßnahmen in allen Bereichen richtig und notwendig und habe mich mittlerweile an die Situation gewöhnt. Als Pendler spart man sich derzeit viel Zeit und mein Glück ist, dass ich einen kleinen Garten mit Terrasse habe, wo auch Homeoffice-Tätigkeiten Spaß machen!
Ich kann noch so ziemlich alle Tätigkeiten ausführen. Im Labor haben wir vereinbart, dass dringende externe Prüfaufträge im Alleingang vor Ort erledigt werden. Dann ist natürlich immer nur eine Person vor Ort im Labor. Einzig die praktische Lehre mit den Studierenden im Labor ist momentan nicht möglich. Laborübungen über Online-Konferenzen wären natürlich auch mal eine Maßnahme …
Dafür kann ich mich jetzt aber intensiver in bestimmte Bereiche einlesen und Überlegungen anstellen, was man dazu in zukünftigen Laborübungen zeigen kann. Auch für die Bearbeitung von Protokollen ist jetzt etwas mehr Zeit.
Das Baustofflabor ist ja im wesentlichen für Baustoffuntersuchungen durch Zerstörung von Probekörpern zuständig. Das heißt die ganze Arbeit, die ins Herstellen von beispielsweise Betonwürfeln investiert wird, wird in den Prüfeinrichtungen innerhalb von Sekunden zerstört. Im Moment vermisse ich ein wenig die Druckprüfmaschine, die hat einfach am meisten Zerstörungskraft oder vielleicht auch die Prüfmaschine zum Prüfen der Frostbeständigkeit von Beton. Aber es wird auch wieder andere Zeiten geben, weil ich eigentlich alles gerne mache.
Ich freue mich ein Mitglied dieser Hochschule sein zu dürfen und hoffe, dass diese Krise mit einem blauen Auge möglichst nicht erst in zwei Jahren vorbeigeht. Auch hoffe ich, dass die Hochschule dadurch noch enger zusammenrückt, um danach in wahrscheinlich schwierigen Zeiten wieder auf die Sonnenseite zu kommen!“
Andreas „Schulle“ Schultz
Mitarbeiter im Baulabor Konstruktiver Ingenieurbau (BKI)
„Mein Labor vermisse ich überhaupt nicht. Ich habe meine Wände in der Wohnung mit Fototapete beklebt – Labormotiv natürlich – und aus bestimmten Positionen wirkt es real … Ich arbeite noch daran, aber den Laborgeruch bekomme ich einfach nicht hin. Mein Toaster meint, ich sollte nicht übertreiben, sonst würde ich noch verrückt werden.
Tatsächlich passiert bei mir arbeitstechnisch nicht viel. Die Situation hat sich so schnell verändert, dass ich mich nicht vorbereiten konnte. Mir fallen viele Dinge ein, die man außerhalb der Labore hätte machen können. Dazu wären aber einige Vorbereitungen im Labor notwendig gewesen. Jeder der „mein“ Labor – die große Versuchshalle – kennt, kann sich leicht vorstellen, dass sich in einem normalen Haushalt nichts Vergleichbares befindet, was eine Labortätigkeit erlaubt. Sehr nah kommt nur die Kaffeemaschine aus der Küche, aber die schafft es nur – im besten Fall – mich zu trösten.
In der ersten Woche habe ich mir das Schallemissionsanalysesystem mit nach Hause genommen (ist nur eine Kiste), welches ich schon ewig nicht mehr benutzt habe. Ich dachte, das ist so kompliziert, da werde ich eine Weile beschäftigt sein. Tatsächlich bin ich recht schnell vorangekommen und habe dann ein paar Tage sowas wie „Urlaub“ gemacht. Die anderen Geräte sind zu groß, das wären Sondertransporte – das ist mir dann doch zu teuer.
Ich vermisse mein ganzes Labor … Ich habe schon geträumt, ich alleine ohne Studierende im LW. Was hätte ich alles herstellen, aufbauen, reparieren und sonstiges tun können?! Zwei 10t-Kräne in meiner Wohnung einbauen, habe ich schon durchgerechnet – bei den kurzen Spannweiten macht das Versagen durch Biegedrillknicken kein Problem. Mein Vermieter ignoriert mich aber …
Schade, dass die betriebsfreie Zeit bei Studi-freien Laboren und Werkstätten vorerst ungenutzt bleiben muss. In der Zeit könnte man die gesamte Infrastruktur und die Kapazitäten überarbeiten, also alles schöner und besser machen, aber vielleicht kommt die Möglichkeit ja noch.“
Tjalda Eschebach
Werkstattleiterin der Studienrichtung Wandmalerei im Studiengang Konservierung und Restaurierung (KuR)
„Ich komme momentan mit der notgedrungenen Umstellung des Arbeitens im Homeoffice sehr gut zurecht und finde es spannend, mich mit den Werkzeugen des digitalen Mediums, die uns seitens der FH zur Verfügung gestellt werden – gerade auch im Dialog mit dem Kollegium und den Studierenden – auseinanderzusetzen und intensiv zu üben! Es ist in dieser Ausnahmesituation aber auch ganz schön, mal zuhause zu sein und sich die Arbeit tageszeitenmäßig selbst einzuteilen.
Mir fehlt allerdings der eigene Büro-Computer im Werkstattleitungsbüro, wo ich für jeden ansprechbar bin und trotzdem gleichzeitig den Blick auf das – noch – freie Campusgelände habe. Auch der neu erworbene höhenverstellbare Schreibtisch, an dem man mal sitzend, mal stehend konzentriert arbeiten kann, fehlt mir in meinem Homeoffice.
Vielleicht vermisse ich auch das Gartengestühl auf dem bald wieder weinberankten Balkon, wo ich nur allzu gerne pünktlich zu Frühlingsbeginn mittags mit meinem Kollegium sitzen würde, um neben Privatem auch so manches Fachliches zu besprechen. Wie wichtig die Gesellschaft und der damit verbundene zwischenmenschliche Umgang ist, merkt man in der Zeit der Isolation deutlich …
Vielleicht darf ich an dieser Stelle betonen, wie wohl ich mich hier an der Fachhochschule Potsdam fühle! In meiner Werkstatt – wenn die Absauganlage ausgeschaltet ist, ist es noch viel angenehmer – und auch mit meinem Kollegium, all den anderen Mitarbeiter*innen an der FH, den Studierenden, meinen Aufgaben und den spannenden Projektarbeiten!
Was in dieser Zeit gar nicht funktioniert, sind die praktischen Übungen zu den restauratorischen Verfahrensweisen und dem Kennenlernen von Material und Methodik des Einsatzes – wofür, warum, was, wie und womit. Auch die Betreuung der Projektarbeiten der höheren Semester wird schwieriger. Geplante Kompaktveranstaltungen sind mittlerweile schon ans Semesterende verlegt und man darf gespannt sein, wie sehr sich alles zu Semesterende drängelt, aber … es ist eben einmal Ausnahmezustand!
Es gibt aber auch jetzt genügend zu tun und die Zeit vergeht wie im Fluge! Das Einarbeiten in MS-Teams und das Anlegen der Moodle-Kurse ist nur allzu zeitintensiv. Und man verbringt über den Tag ja doch extrem viel Zeit mit der Beantwortung von Mails und Teams-Nachrichten, um allen wichtigen Kontakten in dieser Zeit gerecht zu werden.
Sonst gilt es, die theoretischen Vermittlungen meines Zweitsemesterkurses nun als digitale Veranstaltung umzustrukturieren, dabei suche ich auch nach spielerischen und allgemeinen Werkzeugen zur Animation, Auflockerung und Aufmunterung. Dann arbeite ich als Redakteurin des Studienganges KuR viel an der Website und schreibe außerdem gerade an einem Artikel über eine sehr spannende Projektarbeit mit dem damaligen dritten Semester, der in den Herbst-Heften der Brandenburgischen Denkmalpflege erscheinen darf.
Ich bastle auch immer mal wieder an der Erweiterung eines Filmes über die Geschichte unseres Studienganges KuR und jetzt kann ich außerdem sämtliche Aktualisierungen meiner Lehrinhalte vornehmen, wofür mir während des Semesters meist die Zeit fehlte. So zum Beispiel die Geschichte des Mosaiks für den nachzuholenden Mosaikkurs oder auch die Vermittlung antiker Mythologie sowie die Ikonografie christlicher Bildthemen in Kirchenräumen. Ich habe also auch außerhalb meiner Wandmalerei-Werkstatt viel zu tun …“
Ein großes Dankeschön geht an alle Mitarbeiter*innen, die sich die Zeit für uns genommen haben und diesen Beitrag möglich gemacht haben! Haltet durch, ein Ende ist – zumindest für euch – in Sicht. Wir freuen uns schon, wenn auch wir euch auf den Campus folgen können.
Solidarische Grüße!