Im vierten Beitrag der Reihe Konserviert und publiziert unterhält sich eine Kulturarbeiterin mit Christian Sindram, einem Studierenden der Konservierung und Restaurierung.
Rike
Guten Morgen! Vielen Dank, dass du dir – trotz Prüfungsstress – Zeit für dieses Interview nimmst. Bitte stell dich doch unseren Leser_innen einmal vor.
Christian
Hallo, ich bin Christian Sindram, 26 Jahre alt und studiere seit 2013 Restaurierung und Konservierung in der Fachrichtung Metall. Ich bin jetzt im dritten Master-Semester, also schon eine ganze Weile hier an der FHP! (lacht)
Rike
Was gefällt dir an deinem Studium bzw. an deiner Fachrichtung?
Christian
Besonderen Spaß macht mir die Erarbeitung wissenschaftlicher Konzepte zur Restaurierung und Konservierung von Objekten aus Metall. Genauer: Die Erstellung von Schadenskartierungen und die Dokumentation, sowie die wöchentlichen Diskussionsrunden über die zu treffenden Maßnahmen, die dann häufig einen Mix aus Frustration und Euphorie in mir hervorrufen.
Rike
Die Frust- und Lust-Momente kennt wohl jede_r Studierende. Hast du dich „damals“ explizit für ein Studium an der FH Potsdam entschieden? Warum?
Christian
Ja, tatsächlich. Die FHP ist nämlich die einzige Fachhochschule deutschlandweit, die die Restaurierung und Konservierung von Objekten aus Metall anbietet. Da war die Entscheidung dann recht schnell klar für mich.
Rike
Gibt es, neben diesem deutlichen Pluspunkt, auch Kritik oder Wünsche deinerseits an die FHP?
Christian
Insgesamt bin ich recht zufrieden. Aber ganz ehrlich? Ich würde mir vor allem eine volle Stelle für unsere Metallwerkstattleiterin Frau Laabs wünschen.
Rike
So ähnlich sahen die Wünsche von Herrn Prof. Dr. Laue, eurem Studiengangsleiter, mit dem ich ebenfalls gesprochen habe, auch aus. Aber da du gerade von Stellen sprichst: Ist es unter den Studierenden üblich, neben dem Studium in einem Nebenjob zu arbeiten oder auf andere Art und Weise Berufserfahrung zu sammeln?
Christian
Also bezüglich der Berufserfahrung ist es bei uns ja ohnehin schon vor Studienbeginn Pflicht, ein langes Praktikum zu absolvieren. Ansonsten arbeiten schon viele bei uns neben dem Studium. Ich arbeite zum Beispiel bei der Autovermietung Europcar in Potsdam und kümmere mich da um die Wagenpflege und die Aufbereitung von Fahrzeugen. Vom Restaurieren ist das aber weit weg … Na ja, so ist das halt. Die Miete zahlt sich ja nicht von selbst, leider.
Rike
Oh ja, ich fühle mit dir. Die Mietkosten sind ja sowohl in Potsdam, als auch in Berlin, nicht ohne. Ich studiere Kulturarbeit und bei uns pendeln viele Studierende aus den verschiedensten Gründen von Berlin nach Potsdam. Wie sieht das bei euch aus? Ist das Pendeln ein wohlbekanntes Phänomen oder wohnt ihr überwiegend in Potsdam?
Christian
Ich würde sagen, wir wohnen alle gut verteilt. Einige wohnen in Potsdam, andere in Berlin, aber es gibt sogar welche, die aus Sachsen-Anhalt und Sachsen kommen.
Rike
Wow, das erfordert dann wohl wirkliche Begeisterung fürs Fach, um von Sachsen aus zu pendeln. Wobei ich den Eindruck habe, dass Restaurierung ohnehin vorwiegend von Liebhaber_innen studiert wird. Anders als BWL zum Beispiel – ein Studium, dass ja von vielen Menschen häufig nur als Mittel zum Zweck gewählt wird. Wobei das jetzt vielleicht auch nur meine Sicht auf die Dinge ist (lacht). Gibt es denn Vorurteile bezüglich des Restaurierungsstudiums, die dich richtig nerven?
Christian
Ja, ein Restaurierungsstudium hat nichts mit einer handwerklichen Tätigkeit zu tun! Es ist absolut legitim und notwendig, dieses Fach zu studieren und sich wissenschaftlich mit den Inhalten zu beschäftigen.
Rike
Und habt ihr wiederum Vorurteile gegenüber anderen Studiengängen?
Christian
Nur die Geläufigen. (grinst)
Rike
So, so. Wo wir schon bei Vorurteilen sind: Wo findet man denn die_den Konservierungs- und Restaurierungsstudi auf dem Campus?
Christian
In unseren Werkstätten, im Labor- und Werkstattgebäude (LW-Gebäude), in der Cafeteria und im Casino.
Rike
Bist du häufig lange auf dem Campus bzw. in den Werkstätten? Oder hast du vielleicht sogar schon mal auf dem Campus geschlafen?
Christian
Da ich direkt neben dem Campus wohne verbringe ich recht viel Zeit dort, ja. Aber geschlafen habe ich auf dem Campus noch nicht. Mein Bett steht ja gleich nebenan (lacht). Soll aber wohl vorkommen, habe ich gehört …
Rike
Könnt ihr denn 24/7 in die Werkstätten?
Christian
Ja, ich habe jederzeit Zugriff auf unsere Werkstatträume. Das ist natürlich super zum Arbeiten.
Rike
Das kann ich mir denken. Gerade in der Prüfungszeit und bei den klassischen Mitternachts-Deadlines kann so eine Nachtschicht dann doch ganz hilfreich sein (lacht). Christian, ich danke dir für dieses Interview. Vielleicht komme ich euch bald mal in den Werkstätten besuchen. Aber natürlich nur nach vorheriger Sicherheitseinweisung.
Christian
Gerne. Oder man sieht sich ganz fachübergreifend zu einem Kaffee im Casino. Bis bald und schöne Semesterferien.
Rike
Danke, dir auch!
Über das Projekt
Dieser Beitrag ist im Kurs „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Restaurierung“ entstanden, eine Kooperation zwischen den Studiengängen Kulturarbeit und Konservierung & Restaurierung unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Glesner und Prof. Dr. Angelika Rauch im Sommersemester 2019.
Mitwirkende
Bastian Braun, Rike van Kleef, Ute Hermann Nkatha, Aylin Peters und Nina Schwarz