Vorweg eine kurze Erklärung. Die Vollversammlung ist das höchste studentische Gremium an der Fachhochschule und auch das wichtigste. Denn hier werden Projekte diskutiert, die Meinungen der Studierenden zusammengetragen und am Ende über hohe Fördersummen und einflussreiche hochschulpolitische Entscheidungen abgestimmt. Klar, dass zu dieser wichtigen Veranstaltung alle Studis kommen …
Als ob. Was man Vollversammlung nennt, ist am Ende eine Veranstaltung, auf die knapp etwas mehr als 100 Studis kommen und wenn am Ende noch 30 da sind, dann ist das ein Erfolg. Dennoch haben wir Sitzfleisch bewiesen und sind bis zum Ende geblieben, um euch von der VV zu berichten. oh wunder, die Autor*innen sind keine AStA-Mitglieder.
Gleich zu Beginn hat uns die studentische Vizepräsidentin Jenni Becker die allgemeinen Handzeichen gezeigt, damit wir uns aktiv an der Versammlung beteiligen können und die Diskussionen nicht ausarten.
Im Nachhinein lässt sich sagen, dass man sich an das Melden gehalten hat, die Schule hat also doch was gebracht.
In dem Zusammenhang muss noch etwas zu ihrem besonderen Posten gesagt werden. Sie ist noch bis Ende März studentische Vizepräsidentin und damit ein beratendes Mitglied des AStAs. Sie hat die Vollversammlung (VV) angeleitet und moderiert.
*Werbung* Wer Interesse hat, ihren Posten im Frühjahr zu übernehmen, kann sich bei ihr melden!
Dann wurde der erste Punkt abgearbeitet: jedes neue, großteilig eher alte AStA-Mitglied hat sich vorgestellt. Danke an Natalie Schreiber, Markus Klöppner, Simon Jacobsen, Paul Klinski, Saskia Miersch, Nina Arlt, Srutee Mootia, Niko Ripka und Julia Ullrich für die Arbeit, die sie auf sich genommen haben um das allgemeine Campus- und Studierendenleben in Potsdam zu verbessern! Sie kommen nur aus den FBs 1, 2 und 4 (Sozial- und Bildungswissenschaften, Stadt | Bau | Kultur, Design). Da noch Nachwahlen für einige Posten und Gremien anstehen (dazu später mehr) kann sich diese doch ungleiche Vertretung noch ändern.
Spannend war auch, was manche Mitglieder vorhaben. Nina ist im Referat für Hochschulpolitik und Antirassismus, setzt sich u. a. für die Antidiskriminierungskommission der FHP und für die studentische Initiative „Fight Racism“ ein. Saskia im Referat für Gleichstellung, Soziales und politische Bildung hat ihre Projektidee vorgestellt, im Sommer eine „Küche für alle“ (KüfA) zu eröffnen, um auf dem Campus gemeinsam zu kochen und zu essen. Was selbst ihr bis zur Suche eines passendes Ortes für die Umsetzung noch unbekannt war; im Keller vom Haus 4 in den Räumlichkeiten des AStAs gibt es wohl einen Herd, der dafür genutzt werden kann.
Ich hoffe ja auf mehr Sitzplätze während der Mittagspause.
Veranstaltungen
Als erstes wurde das Projekt Haus 17 vorgestellt. „Haus 17“ soll die neue Dachmarke der studentischen Selbstverwaltung werden, unter der sich alle Initiativen und Gremien vereinigen. Damit soll die gemeinsame Arbeit vereinfacht und eine bessere Kommunikation geschaffen werden. Wer sich dafür interessiert und mehr erfahren möchte, kann am Do, 13.12.2018 um 13 Uhr im Hörsaal im Haus D der Vorstellung zuhören.
Wie schon oben erwähnt, die ausstehenden Nachwahlen. Bis zum 27.11.2018 (HEUTE) bis 15 Uhr kann man sich noch beim Studien-Info-Service im Hauptgebäude für die einzelnen Posten bewerben: Fachbereichsrat (FB3, FB4, FB5), StuRa (FB1, FB5), AStA und Senat. Die Wahl findet dann am 12./13.12.2018 von 10–15 Uhr in der Mensa statt. Hier auch nochmal ein Aufruf dafür, bewusst hinzugehen und eure Freund*innen oder Mit-Kommilitonen*innen am besten mitzunehmen und darüber aufzuklären!
2017 lag die Wahlbeteiligung durchschnittlich bei 15%!! WTF geht wählen!
Anschließend wurden die weiteren Veranstaltungen von ihren jeweiligen Vertretungen aus den Arbeitsgruppen vorgestellt, was dem jeweiligen Projekt eine eigene Persönlichkeit und Leben gab:
- 28.11.2018 Tag der Lehre wurde angeteasert mit „interessante Diskussionen sind schon dabei aufgekommen, besonders weil man sich auf einer Ebene mit den Professor*innen befindet“
- 01.12.2018 Klima-Kohle-DEMO um 12 Uhr vor dem Kanzleramt in Berlin
- 06.12.2018 Weihnachtsfeier um 16 Uhr vor dem Casino (kostenloser Glühwein!!!!!!!1!)
- 10.12.2018 Campusgarten um 16 Uhr: Adventsfeier mit Kerzenziehen! Die Treffen sind immer dienstags um 17:30 Uhr im Projektraum vom Haus 17
- 19.12.2018 Bye Bye, Binas im Casino ab 16 Uhr bis in die Puppen
Nachtragshaushalt
Dann wurde die Abrechnung des letzten Haushaltsjahres vorgestellt, aus der sich erschloss, dass der Haushaltsplan für 2018/19 aktualisiert werden muss. Der stand zwar schon im Mai fest, muss aber angepasst werden, weil doch mehr Geld zur Verfügung steht als gedacht.
37 Tsd. Euro Überschuss JUHEE!
Wenn man es genau wissen möchte, können alle Unterlagen im AStA eingesehen werden. Weiter ging es mit der ersten Abstimmung über den Nachtragshaushalt. In diesem Haushaltsplan ging es vor allem um den Sozialfonds (mit dem die Kosten für das Semesterticket rückerstattet werden können). Dieser stockt sich nun nicht mehr dank Zinsen von alleine auf. Also wurde mit der Abstimmung beschlossen, dass 34.000 € in den Sozialfonds gesteckt werden. Von 105 anwesenden stimmberechtigten Personen wurde der Antrag mit 88 Stimmen angenommen.
Wenn der AStA bemerkt, dass er auch stimmberechtigt ist, und sich 3 Sek. später auch meldet.
Die zweite Abstimmung entlastete die AStA-Finanzer*innen des letzten Jahres mit 95 Stimmen dafür.
Abstimmung über Pause beantragt; ohne Abstimmung angenommen. LOL
Projektanträge
Die nächste Abstimmung ging über das Campusfestival 2019, das zusammen mit der Werkschau stattfinden soll. Auf der Werkschau werden jedes Sommersemester freiwilig die Seminar- und Abschlussarbeiten präsentiert. Diese und deren zukünftige Umsetzung wurden angeregt, gute 40 Minuten lang diskutiert. Die Werkschau im Sommer 2018 war umfassender geplant worden als die vorigen. Die Veranstalter*innen hatten sich vorgenommen alle fünf Fachbereiche darin präsentieren zu können. Leider stoß dies, so auch lang erklärt, besonders im FB1 auf Desinteresse.
Das Campusfestival soll im Sommer 2019 stattfinden. Geplant ist, das Sommerfest und die Werkschau darin zu vereinen und zu erweitern mit Livemusik. Es hat außerdem das Ziel eine stärkere politische Prägung zu haben und somit das demokratische Bewusstsein zu stärken. Dies soll auch mit Hinblick auf die Brandenburgische Landtagswahl 2019 geschehen. Durch das reiche Angebot kann diese Veranstaltung dann, so geplant, drei Tage (Fr–So) gehen.
Das Campusfestival steckte bei der Vorstellung auf der Vollversammlung noch in den Kinderschuhen. Da man nicht vorhat, in Konkurrenz mit der Werkschau oder dem Sommerfest zu treten, war die Idee, beides zusammenzulegen. Auch weil es dann höchstwahrscheinlich einfacher zu organisieren und gemeinsam zu finanzieren wäre. Der Antrag, über den abgestimmt werden sollte, war die Finanzierung des Campusfestivals für die Ausstellung und die Öffentlichkeitsarbeit. Nach der mehrheitlichen Annahme dessen gab es einen freudigen Applaus.
Auch weil die doch langwierige Diskussionsrunde endlich geschlossen war.
Bei wem jetzt das Interesse geweckt wurde und wer dort gern mit organisieren möchte, meldet sich doch gerne bei Rike unter .
Dann hat sich noch das Projekt Betonkanu vorgestellt. Alle zwei Jahre findet die Betonkanu-Regatta statt, bei der Studierende mit selbst-konstruierten Beton-Kanus gegeneinander ins Rennen stechen. Schon seit 2002 nimmt der Fachbereich Bauingenieurwesen daran teil. Auch dieser Antrag für die Teil-Finanzierung wurde angenommen.
Zukunft des Casinos
Ein Kommentar von Martin Naundorf
Der letzte geplante Tagespunkt war die Zukunft des Casinos. Zuerst wurden die Umfrageergebnisse präsentiert: an der nicht-repräsentativen Umfrage vom 6. bis 8. November 2018 nahmen 347 Personen teil; 300 davon waren Studierende, die restlichen kam aus der Gruppe der Mitarbeiter*innen und Gäst*innen der Hochschule. Das ist schon eine stolze Anzahl, wenn man die Gremienwahlen als Anhaltspunkt nimmt.
Nicht verwunderlich waren die vielen positiven Rückmeldungen, da das Casino ja wirklich ein besonderer Ort studentischen Lebens auf dem Campus ist. Doch umso interessanter waren die Stimmen, die ein konträres Bild zeichneten. 5 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen fühlen sich im Casino unwohl oder eher unwohl. Immer wieder wurden das Rauchen in den Innenräumen oder die dunkle Atmosphäre als Gründe dafür aufgeführt.
Wirklich beunruhigend waren jedoch die Kommentare, die von sexistischen, rassistischen und diskriminierenden Handlungen berichteten. Laut der Antworten kamen diese sowohl von Gäst*innen als auch von den Thekenkräften. Letzteren wurde auch vielfach eine gewaltvolle Sprache unterstellt. Das Casino sollte man dafür jedoch nicht alleinig an den Pranger stellen; auch in anderen Kontexten findet man diese Verhaltensweisen auf dem Campus. Lehrveranstaltungen bilden dabei auch eher die Regel als die Ausnahme. Auch anderswo, wie in der Bibliothek oder Mensa kann man diese verbale Gewalt aufschnappen.
Und bedauerlicherweise hat man sich an die regelmäßigen präsidialen Rhetorik-Fehltrittes schon bereits gewöhnt (und nein, hier ist nicht die Rede von good-old Trump). Und da es sich hierbei nicht um Einzelfälle handelt (jedem, der sich diesem Thema bewusst ist, fallen Beispiele dafür ein) wurde nicht umsonst im vergangenen Jahr die Gründung eines Awareness-Teams beschlossen, die Gruppe Fight Racism gegründet und eine Antidiskriminierungskommission ins Leben gerufen. Gespannt darf man verfolgen, welche Effekte diese Initiativen über neue Plakatkampagnen auf dem Campus hinaus haben.
Fun fact: Der Antrag auf die E‑Mail-Adresse wurde von der Kanzlerin vorerst abgelehnt. Nur mit Einwirken vom Präsidenten durfte diese für drei Monate aktiviert werden und wurde dann wieder abgeschaltet.
Somit ist die Reaktion der Casino-AG-Mitglieder teilweise berechtigt, wenn sie sich gegen eine Generalisierung und Fokussierung auf das Casino wehren. Andererseits kam doch auch bei einigen Aussagen eine gewisse Ignoranz zum Vorschein. „Man kann uns doch ansprechen“ oder „man kann ja in die AG-Sitzungen kommen“ sind keine ausreichenden Rechtfertigungen, um die eigenen Strukturen, Handlungen, Ausschlussmechanismen und diskriminierenden Verhaltensweisen zu entschuldigen. Zwar kam es nach der angeregten gut einstündigen Diskussion nicht zu handfesten Ergebnissen, jedoch ist klar, dass man weiter an und mit der gesamten Hochschule über diese Themen reden muss. Und auch das Casino sollte die eigenen Strukturen unbedingt kritisch hinterfragen und notwendige Veränderungen einleiten – auch mit Hilfe des AStAs.
Fazit
Aus der VV kann man das Fazit ziehen, dass die Allgemeinheit der Student*innen der FHP kein großes Interesse an Hochschulpolitik oder dem Campusleben hat – was auch an der Anwesenheit von ca. insgesamt 120 Personen (nicht nur Student*innen) abzulesen ist. Die geringe Beteiligung an Versammlungen, Gremien, Projektpräsentationen usw. spiegelt sich wider; der Campus ist immer noch eher ein Durchlaufgelände, ein Lernort. Er könnte aber viel mehr sein.
Es ist nicht nur ein fachübergreifendes InterFlex, was eine gemeinsame Arbeit am Campus zwischen den Fachbereichen voraussetzt und fördert. An Projekten wie dem Casino, dem Campusgarten oder jeglicher anderer Veranstaltung auf dem Campus sieht man, dass es Student*innen gibt, die sich dafür einsetzen. Einsetzen, dass es ein gemeinsames Campusleben gibt. Wenn ihr versucht etwas zu erreichen, könnt ihr später in eurem Leben auch davon erzählen. Und nicht nur von eurer langweiligen Studienzeit, an der ihr am Wochenende vielleicht mal in Berlin gefeiert habt.
Lebt euch doch mal aus – ohne dabei andere zu diskriminieren.
Danke für den tollen Kommentar und die freshe Zusammenfassung! Hat Spaß gemacht zu lesen 🙂
Ich habe die Umfrage ausgewertet und dem AStA zur Verfügung gestellt. Ich bin sehr verärgert, wie der AStA die Ergebnisse präsentiert hat, bzw. durch eine starke Betonung der wenigen negativen Kommentare (11!) diese für seine Zwecke missbraucht. Die deutliche Mehrheit aller Kommentare war positiv. Zudem suggeriert Martins Nauensdorf Kommentar, dass im Casino ständig Übergriffe statt finden.
Es ist ein bisschen so, als würde die AfD eine Statistik über Kriminalität präsentieren und von den weniger als 5% Kriminalität durch Migranten darauf schließt, dass alle Migranten kriminell sind.
Lieber Christian,
anders, als es teilweise auf der VV geschehen ist, war es mir sehr wichtig , dass man das Casino und alle, die sich dort engagieren, nicht unter Generalverdacht stellt. Die Themensetzung nach der Präsentation der Umfrage sehe ich auch als nicht unbedingt gelungen. Aber findest du nicht auch, dass 11 negative Kommentare 11 zu viel sind?
Mit deiner Kritik solltest du dich auf jeden Fall an den AStA wenden. Zukünftig würde ich jedoch mit AfD-Vergleichen eher sparsam umgehen, er trägt nicht gerade zu einer angemessenen Debatten- und Kritikkultur bei.
Beste Grüße,
Martin