7 Fragen an Vanessa und Lukas vom Hochschularchiv (Podcast)

Vanessa und Lukas stehen zwischen den Rollregalen und gucken in die Kamera
© Elena Langner

In der neuen Folge erzählen zwei stu­den­tische Mitarbeiter*innen des Hoch­schul­ar­chivs was ein Archiv eigentlich ist, was sie dort tun und welche Relevanz es eigentlich für den Stu­di­engang Archiv hat.

Herzlich will­kommen zu einer neuen Folge des Semi­kolon-Pod­casts „7 Fragen“ an. Ich bin Elena und sitze heute hier mit den zwei stu­den­ti­schen Mitarbeiter*innen des Hoch­schul­ar­chivs. Sie werden sich jetzt einmal kurz selbst vorstellen.
Ich bin Vanessa Scholz und stu­diere Archiv im 6. Semester. 

Ich bin Lukas Heck und ich stu­diere auch Archiv­wis­sen­schaft im 6. Semester hier an der FH.

1. Und jetzt für alle Zuhörer*innen, die nicht im FB5 (Infor­ma­ti­ons­wis­sen­schaften) sind und viel­leicht nicht gerade Archiv stu­dieren. Was ist über­haupt ein Archiv? Was kann man dar­unter verstehen?
Lukas: Wir sind für die Ver­waltung zuständig und wir ver­walten das ganze Schriftgut, was pro­du­ziert wird. Also wenn die Ver­waltung Akten pro­du­ziert, wie zu jedem Studi eine Stu­die­ren­denakte, sind wir dafür zuständig. Wenn Bache­lor­ar­beiten geschrieben werden, archi­vieren wir diese. Wir sind eigentlich generell dafür zuständig was an der Hoch­schule pro­du­ziert wird, für eine längere Zeit auf­zu­be­wahren. Wenn nicht sogar für ewig aufzubewahren.
Wie ist es dazu gekommen, dass ihr hier arbeitet?
Lukas: Wir arbeiten hier, weil es einfach eine gute Pra­xis­er­fahrung ist. Neben dem Studium einfach hier direkt an der Hoch­schule arbeiten zu können, ist ganz prak­tisch. Und macht nebenbei auch noch sehr viel Spaß. Daher passt es ganz gut. 

Vanessa: Und die Erfahrung, die wir hier sammeln können, ist tat­sächlich goldwert.

Das Hoch­schul­archiv ist zurzeit ja immer noch ein Projekt an der FH. Wie kam es dazu und was ver­birgt sich dahinter, dass es nur ein Projekt ist und kein rich­tiges Archiv?
Vanessa: Um ein rich­tiges Archiv zu sein, müssen gewisse Vor­aus­set­zungen gegeben sein. Vor allen Dingen muss ein*e hauptamtliche*r Archivar*in ein­ge­stellt worden sein. Also ver­traglich, mit einer festen Stelle. Und das ist hier einfach nicht gegeben. 

Lukas: Ja, wir kommen im Moment nicht über den Pro­jekt­status hinaus, weil neben der haupt­amt­lichen Stelle viele recht­liche Vor­aus­set­zungen zu erfüllen sind.

Aber es ist in Arbeit? Dass die Hoch­schule ihr eigenes Archiv bekommt?
Vanessa: Also es war in Arbeit, bis wir Ende Mai den Bescheid bekommen haben, dass hier kein End­archiv auf­gebaut wird an der Hochschule.
Büro des Hochschularchives mit vollgestellten Regalen
Im Büro des Hoch­schul­ar­chivs. © Elena Langner
2. Wie oft gibt es den Stu­di­engang Archiv in Deutschland?
Vanessa: Also es gibt ihn als öffent­lichen Stu­di­engang hier in Potsdam einmal. Es gibt einen in München, der fängt aber nur alle zwei oder drei Jahre an und dann das duale Studium in Marburg. 

Lukas: Aber man muss sagen, Potsdam ist er mit ca. 40 Stu­die­renden jedes Jahr der größte Stu­di­engang. Im End­effekt ist es auch fast der einzige Stu­di­engang in Deutschland. Wenn man München aus­nimmt, die pro Jahr fünf Leute aus­bilden und Marburg, die pro Jahr zehn Leute aus­bilden, ist es der Stu­di­engang, der die meisten Absolvent*innen hervorbringt.

Und man kann den Job des*der Archivar*in nicht nur durch eine pure Aus­bildung erlernen?
Vanessa: Es gibt die Aus­bildung zum FaMI, also zum „Fachangestellte*n für Medien und Infor­ma­ti­ons­dienste“ in der Fach­richtung Archiv. Aber die Auf­gaben der*des FaMIs sind eigentlich eher die Erschließung und die Ver­zeichnung der Unter­lagen; was in den Akten drinnen ist sozu­sagen. Alles was darüber hin­ausgeht wie die Bewertung und so sind die Auf­gaben eines*einer Archivar*in. Dafür muss man stu­diert haben. Das darf ein*e FaMI offi­ziell nicht machen.
Seit wann gibt es das Archiv an der FH, an diesem Standort?
Lukas: Den Stu­di­engang Archiv gibt es ja seit 1992 an der FH, erst am Alten Markt und mitt­ler­weile hier am Campus. Und erste Ansätze für ein Hoch­schul­archiv gab es schon 1998, damals noch sehr grobe Ansätze. Die wurden dann 2011 umge­setzt, als das Projekt Hoch­schul­archiv ein­ge­richtet wurde. Seitdem ist es mit Stu­die­renden besetzt.
3. Gibt es etwas, was seit Jahren immer wieder ange­fragt wird?
Lukas: Aus der Ver­waltung werden natürlich Stu­die­ren­den­akten immer wieder ange­fragt, d. h. wenn ein*e Ehemalige*r oder ein*e Absolvent*in z.B. eine Urkunde oder eine Bestä­tigung für die Arbeit braucht. Dann bringen wir diese Akten der Ver­waltung und diese können dann die Zeug­nisse raus­geben. Wei­terhin werden auch öfters mal Fotos ange­fragt, vom Campus oder der Geschichte der FH, um das Born­stedter Feld herum und so weiter. Das sind die regel­mä­ßigen Anfragen.
alte Plakate im Planschrank
Lukas zeigt Plakate im Plan­schrank. © Elena Langner
4. Eure Auf­gaben haben wir ja schon besprochen, aber was sammelt ihr eigentlich, außer Bachelorarbeiten?
Vanessa: Die Per­so­nal­akten bewahren wir auf, Finanz­akten … Im Grunde alles was in der Ver­waltung erstellt wird. Vor allem das nicht amt­liche Schriftgut sollten wir an dieser Stelle nennen. Das umfasst die Poster und Flyer, die von den Gremien erstellt werden. Wir sind tat­sächlich die einzige Stelle, die sie zentral sammelt. 

Lukas: Wei­terhin muss man auch mal erwähnen, dass wir ganz alte Bau­pläne haben, die für andere Fach­be­reiche sehr inter­essant sein können. Wir ver­fügen über die his­to­ri­schen Bau­pläne der FH am Alten Markt in der Ori­gi­nal­aus­führung. Das sind dann mal eben 600 Bau­pläne von dem ganzen Ding, die bei uns lagern und einen sehr hohen his­to­ri­schen Wert haben.

Vanessa: Wir sind da auch die Ein­zigen, wo bekannt ist, dass wir die über­haupt haben.

Kommt da ab und zu ein*e Student*in oder ein*e Dozent*in vorbei, und möchte sie ein­sehen, mit ihnen arbeiten? Also ist ihnen bewusst, dass ihr sie habt?
Vanessa: Als wir sie gefunden haben, als das Gebäude am Alten Markt abge­rissen wurde, kamen tat­sächlich ein paar Anfragen. Das Problem ist, dass diese in einem nicht allzu guten Zustand sind. Wir würden sie erstmal gern digi­ta­li­sieren lassen, bevor wir sie raus­geben. Also wie sie jetzt sind, unge­ordnet und zusam­men­ge­rollt, ist das einfach keine Option.
Was pas­siert mit solchen Doku­menten oder Plänen, wenn sie so einen schlechten Zustand haben?
Lukas: Nor­ma­ler­weise würden wir hier an der FH ein Ver­fahren anstoßen und z.B. mit anderen Fach­be­reichen sprechen, den Restaurator*innen, was sie dazu sagen würden. Im End­effekt würden wir uns dann als Projekt fördern lassen. Was es in der freien Wirt­schaft sehr oft gibt, wie z.B. eine Bestands­er­haltung oder prä­ventive Vor­beugung von Schäden oder so. Und dann würden wir da För­der­mittel ein­holen und den Rest an der FH orga­ni­sieren. Theo­re­tisch würden wir da ein großes Projekt draus machen, aber das bleibt denn auch in der Theorie hängen.
Gibts es einen grö­ßeren Grund? Per­so­nal­mangel, oder?
Vanessa: Ja, dann kommen wir wieder zum Thema Finanzen. Wenn man Dritt­mittel ein­wirbt, ist es tat­sächlich besser, wenn man Ansprechpartner*innen hat. Und wir sind nur Student*innen, uns drückt man mal nicht so eben 50.000 € in die Hand. Selbst wenn es um einen Bestand wie diese Bau­pläne geht.
Rollregale in einem der Magazine des Hochschularchives
Roll­regale im Magazin. © Elena Langner
5. Warum braucht die FHP ein Hochschularchiv?
Lukas: Die FHP braucht ein Hoch­schul­archiv, da es wichtig ist für die Geschichte. Wir sind dazu zuständig, dass alles auf­be­wahrt wird. Das Hoch­schul­archiv ist sozu­sagen das kul­tu­relle Gedächtnis der FHP. Ohne Archiv gibt es keine Geschichte und auch kein Gedächtnis. 

Vanessa: Und zwar könnten wir die Akten auch abgeben an das Bran­den­bur­gische Lan­des­haupt­archiv. Das Problem ist, dass sie viel mehr Akten kas­sieren, also weg­werfen würden, als wir das hier im Hoch­schul­archiv tun. Da sie natürlich auch Bestände von anderen Insti­tu­tionen im Land Bran­denburg bekommen, müssen sie viel mehr ein­lagern und aus Platz­mangel wird dann einfach viel mehr weg­ge­schmissen, als wir das hier tun würden.

6. Wo liegen die Pro­bleme im Projekt Hochschularchiv?
Vanessa: Ein Problem ist die feh­lende Aner­kennung seitens der Hoch­schule. Wir haben zurzeit einfach keine*n Ansprechpartner*in. Das heißt, wenn wir Geld aus­geben wollen, alles was über 500 € geht, geht im Moment einfach nicht, weil sich keine*r für uns zuständig fühlt. Oder eher keine*r für uns zuständig ist, sollte man eher sagen, nachdem die letzte Per­so­nal­leitung, Frau Plaul, die Hoch­schule gewechselt hat. 

Und ein wei­teres Problem ist, dass wir keine*n haupt­amt­lichen Archivar*in haben. Viele archi­va­rische Tätig­keiten dürfen wir als Student*innen eigentlich nicht aus­führen. Vor allem die Bewertung fällt dar­unter, das darf man tat­sächlich nur als fertig stu­dierter Archivar*in. Auch Akten selber weg­schmeißen oder kas­sieren, wie wir das im Fach­jargon sagen. Dadurch sammelt und stapelt es sich ins unseren Magazinräumen.

7. Habt ihr irgend­welche Wünsche an die FH, viel­leicht an die Ver­waltung wie sie euch die Akten über­geben oder an die Stu­die­renden, wie sie an euch rantreten?
Lukas: Stu­die­rende können immer gerne zu uns kommen. Wir sind ein offenes Projekt, was Stu­die­renden gerne Aus­kunft gibt zu allen mög­lichen Themen an der FH. Von der Ver­waltung würden wir uns mehr Aner­kennung wün­schen und mehr Hilfe in gewissen Themen. Dass die Ver­waltung regis­triert, dass das Projekt Hoch­schul­archiv auch ein wich­tiges Projekt ist. 

Vanessa: Vor allem ist das Projekt Hoch­schul­archiv auch ein wich­tiger Bestandteil des Lebens hier an der Hoch­schule. Ich meine, wenn man den Designer*innen oder den Bauings ihre Werk­stätten weg­nehmen – was wäre dann?! Und was die Werk­stätten für die Bauings sind, ist im Grunde das Hoch­schul­archiv für den Fach­be­reich Infor­ma­ti­ons­wis­sen­schaften. Ich meine, wir sammeln hier Erfahrung, wir können hier arbeiten, wir sind auch offen für alle, die einfach mal rein­gucken wollen.

Danke fürs Interview, danke den Zuhörer*innen fürs Zuhören und ich hoffe es war inter­essant und ihr habt die Hoch­schule ein bisschen besser ken­nen­ge­lernt. Und wenn ihr irgend­welche Nach­for­schungen betreiben wollt, wisst ihr, poten­tiell findet ihr da was im Hoch­schul­archiv.

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2 Kommentare

  1. Inter­es­santer Beitrag! Von 1998 bis 2018 habe ich mich für eine Ver­ste­tigung dieses Pro­jektes in der FHP ein­ge­setzt und wir waren schon kurz vor dem Ziel mit einer Zusage seitens der Hoch­schul­leitung für eine halbe Archivars- Stelle uns seitens des Lan­des­haupt­ar­chivs für die not­wendige Aner­kennung. Dass nach meiner Pen­sio­nierung 2018 die FHP kein Interesse mehr an einem haupt­amt­lichen Hoch­schul­archiv haben soll, ist schwer vor­stellbar. Der Fach­be­reich 5 sollte sich mal zusammen mit dem Senat und der Lan­des­fach­stelle darum kümmern.

    1. Danke! Meines Wissens nach war es auch nicht der FB5, der sich dagegen aus­ge­sprochen hat, sondern die Hoch­schul­leitung. Und es soll wohl alles in Vor­be­reitung sein, für die Übergabe ins Lan­des­archiv. Das von den Stu­die­renden betreute Archiv wird dann zum Zwi­schen­archiv. Ver­ant­wortlich sind als Ange­stellte der FHP Herr Kobi und Herr Scholz, meines Wissens nach.

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