Campusgesichter: Nina

© Elias Amler

Ob hinter uns in der Schlange der Mensa stehend, mit der Kaf­fee­tasse in der Hand an uns vorbei huschend oder gemeinsam mit uns aus der Tram steigend; täglich begegnen wir auf dem Campus den unter­schied­lichsten Gesichtern, in denen sich mal Stress, Freude oder auch einfach nur Müdigkeit wider­spiegelt. Und obwohl wir uns immer wieder aufs Neue begegnen, erfahren wir doch nie mehr als uns ein kurzes, plötz­liches Zusam­men­treffen des gemein­samen Blickes ver­raten kann.

Um nicht alle Geschichten zu ver­passen, welche Tag für Tag an uns vor­bei­ziehen, aber auch um ein wenig die Men­schen, mit denen wir unbe­wusst unseren Alltag ver­bringen, besser ken­nen­zu­lernen … die Bei­trags­reihe Cam­pus­ge­sichter.

Das zweite Gesicht: Nina

Es ist eine gewisse Ver­träumtheit, die in ihrer Stimme liegt und neu­gierig macht. Neu­gierig zuzu­hören und mehr zu erfahren, wer hinter dem Klang und den Texten steckt.

Wir finden hinter dieser Stimme Nina. Sie ist Stu­dentin der Kul­tur­arbeit im zweiten Semester und zeigte sich vor zwei Wochen auf dem Cam­pus­fes­tival mit einem Auf­tritt, den man so schnell nicht wieder ver­gisst. Ob sie nicht vor Ner­vo­sität wie ver­rückt zittert, wenn sie auf der Bühne steht und dem Publikum mit ihren selbst­ge­schrie­benen Texten einen sehr per­sön­lichen Ein­blick in ihre Gedan­kenwelt gibt, möchte ich von ihr erfahren.

Nina schmunzelt: „Ja, es ist ein beklem­mendes Gefühl, da man sich irgendwie auch angreifbar und ver­letzlich zeigt. Es erfordert sehr viel Mut diesen Schritt zu gehen und die eigenen Geschichten mit Fremden zu teilen. Doch es bringt auf der anderen Seite eben auch eine Form von Befreiung mit sich. Wenn ich Musik höre oder mache, dann lebe ich im Moment und habe die Mög­lichkeit, alles um mich herum zu ver­gessen. Dieses Erlebnis mit anderen zu teilen und durch die Musik eine Art Ver­bindung zu schaffen ist etwas, dass ich schon auf anderen Kon­zerten als sehr wohl­tuend emp­funden habe und jetzt kann ich dies auch mit meiner eigenen Musik.“

Nina ist fünf Jahre alt, als sie zum ersten Mal im Wohn­zimmer ihrer Kla­vier­leh­rerin die Tasten eines Kla­viers zum Klingen bringt. Bis heute ver­sucht sie sich den Freiraum, den die Musik für sie dar­stellt, zu bewahren. Auch wenn der Alltag sich immer mal wieder ver­sucht dazwi­schen zu drängen.

Nina spielt auf ihrer Gitarre.
© Miglė Vyturytė

„Ganz am Anfang, als ich nach Potsdam gezogen bin, fand ich kaum Zeit um mich ans Klavier zu setzen und auch die neue Lebens­si­tuation machte es erstmal schwierig sich der Musik wieder voll und ganz hin­zu­geben. Aber ich merkte schnell, dass dies nichts ist auf das ich einfach ver­zichten kann. Musik ist mein Ort an dem ich mich auslebe und meinen Gedanken oder Gefühlen eine Sprache ver­leihe. Deshalb ver­suche ich mir heute die Zeit dafür zu nehmen, auch wenn ich sie manchmal eigentlich nicht habe. Da muss der ein oder andere Unitext eben mal liegen bleiben.“

Mit ihren Liedern eröffnete Nina das dies­jährige Cam­pus­fes­tival auf der Casi­no­bühne. Doch sie zählt auch zu den Helfer*innen des Fes­tivals, die hinter den Kulissen im Stillen dafür gesorgt haben, dass alles rei­bungslos funktioniert.

„Ich weiß von anderen Musik­ver­an­stal­tungen wie schwierig es ist so ein großes Projekt zu rea­li­sieren, ohne Frei­willige, die sich bereit erklären ihre Zeit und Kraft zur Ver­fügung zu stellen. Umso schöner ist es zu sehen, dass sich hier doch der ein oder andere Stu­die­rende gemeldet hat, um ehren­amtlich mit anzu­packen und mit­zu­helfen. Das ist keine Selbst­ver­ständ­lichkeit.“ Es ist die Liebe zur Musik, die ver­mutlich nicht nur Nina dazu ange­spornt hat, Men­schen auf dem Fes­tival zusam­men­zu­bringen und ihnen ein gemein­sames Erleben von Musik zu ermöglichen.

Ich will wissen, ob Nina mitt­ler­weile gut ange­kommen ist im Studium und in Potsdam; ob sie sich zu Hause fühlt. Sie ent­gegnet sehr berechtigt: „Wann ist man denn gut ange­kommen? Keine Ahnung, ich weiß es um ehrlich zu sein nicht. Ich freue mich, zurück zur Musik gefunden zu haben und habe das Gefühl mich nach und nach ein­zu­leben, da ich mitt­ler­weile mehr auf dem Campus mit­wirke und dadurch auch die Men­schen um mich herum und den Ort besser ken­nen­lerne. Sagen wir, ich bin einfach zufrieden so wie es im Moment läuft.“

Und ich bin sehr gespannt in Zukunft mehr von dieser Stimme zu hören.

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