Ob hinter uns in der Schlange der Mensa stehend, mit der Kaffeetasse in der Hand an uns vorbei huschend oder gemeinsam mit uns aus der Tram steigend; täglich begegnen wir auf dem Campus den unterschiedlichsten Gesichtern, in denen sich mal Stress, Freude oder auch einfach nur Müdigkeit widerspiegelt. Und obwohl wir uns immer wieder aufs Neue begegnen, erfahren wir doch nie mehr als uns ein kurzes, plötzliches Zusammentreffen des gemeinsamen Blickes verraten kann.
Um nicht alle Geschichten zu verpassen, welche Tag für Tag an uns vorbeiziehen, aber auch um ein wenig die Menschen, mit denen wir unbewusst unseren Alltag verbringen, besser kennenzulernen … die Beitragsreihe Campusgesichter.
Das fünfte Gesicht: Sigrid Redies
In jeder Gemeinschaft, Gruppe oder Institution gibt es einen Menschen, der immer ein offenes Ohr und ein warmes Lächeln bereit hält. Meistens genau dann, wenn man es am dringendsten braucht. Ein Mensch, der Probleme angeht und den Laden eben am Laufen hält. Dieser Mensch ist für die Studierenden der Kulturarbeit Sigrid Redies. Die wirklich gute Seele des Studiengangs.
„Fehlen werden mir vor allem die Studierenden. Jedes Jahr neue Gesichter kennenzulernen und damit auch neue Geschichten … Das hat meiner Zeit hier schon etwas sehr Abwechslungsreiches und Spannendes verliehen.“
Sigrid Redies war 25 Jahre lang Teamassistentin im Studiengangsbüro Kulturarbeit an der Fachhochschule Potsdam. Sie ist die Erste gewesen, die diese Stelle besetzt hat, ist somit seit Gründung des Studiengangs mit dabei gewesen und verabschiedet sich nun in den wohlverdienten Ruhestand.
„Ich hätte selbst nicht gedacht, dass es so viele Jahre werden. Aber hier sitze ich nun und schaue auf die vielen Jahre zurück, in denen ich mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenarbeiten durfte und in denen ich zahlreiche Veränderungen an der Fachhochschule miterlebt habe. Wenn ich mich daran erinnere, was genau mich an diesen Ort gebracht hat, dann war es vor allem die Neugierde: Das Thema des Studiengangs, welches ich so noch nicht kannte. Die Hochschule im Allgemeinen, da ich vorher vor allem an einer Universität gearbeitet habe und der Aspekt, dass ich meine Sprachkenntnisse mit einbringen konnte.“
Frau Redies studierte vor ihrer Zeit an der Fachhochschule Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Mannheim mit dem Schwerpunkt Anglistik und Romanistik. Sie arbeitete mehrere Jahre in der Erwachsenenbildung und war danach als Dokumentationsassistentin am Klinikum Mannheim/Universität Heidelberg tätig. Ihre Faszination für Sprache und Literatur hat sie aber bis heute nicht aufgegeben.
„Tatsächlich habe ich eine gute Freundin, die als Buchhändlerin arbeitet und immer mal wieder jemanden braucht, der neue Leseexemplare für sie liest. Dazu sage ich natürlich nicht nein! Neben anderen Büchern habe ich vor allem eine Vorliebe für Kriminalromane entwickelt. Hier verschlinge ich regelrecht ein Buch nach dem anderen.“ Redies lacht und als ich sie frage, warum es gerade Kriminalromane sind, hält sie kurz inne und antwortet begeistert: „Ich gehe den Dingen gerne auf den Grund. In diesen Büchern werden alle Details nach und nach aufgedeckt, Beziehungsgeflechte enthüllt, und parallel entwickelt man seine eigenen Ausgänge und Theorien dazu. Das ist etwas, was mich schon als Kind fasziniert hat und eine Eigenschaft, die mir vielleicht auch hin und wieder im Beruf geholfen hat. Nicht an der Oberfläche zu bleiben, sondern Problemen auf den Grund zu gehen und Details verstehen zu wollen.“
Die Studierenden haben auf jeden Fall von ihrer Liebe zum Detail profitiert. An der Schnittstelle zwischen Studierenden und Lehrenden sorgte sie für reibungslose Kommunikationsabläufe, für die Lehr- und Raumplanung, Verwaltung der Noten und vielem mehr. Dabei war sie glücklich, dass sie für die Studierenden auf so unterschiedliche Art und Weise da sein konnte, ohne sie je bewerten oder ihre Arbeiten korrigieren zu müssen.
Doch nicht nur der Studiengang Kulturarbeit profitierte von ihrem Einsatz: Sie war auch einige Zeit als Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge Potsdam tätig und war dort wichtige Ansprechpartnerin für Menschen, die beispielsweise Angehörige verloren oder einen schweren Unfall erlebt hatten. Auch wenn sie die meisten Personen immer nur während der ersten Momente des Schocks oder der Trauer begleiten konnte, leistete sie einen wichtigen Beitrag des „Auffangens“ und der Vermittlung: „Ich habe in diesen Momenten viel gelernt. Über die Bedeutung der Seelsorge, über den Menschen, aber vor allem auch über mich selbst. Selbstverständlich war die Arbeit nicht einfach und auch immer wieder kräftezehrend. Aber sie war und ist extrem wichtig.“ – Und das eine oder andere Mal konnte sie mit dieser seelsorgliche Kompetenz auch Studierenden weiterhelfen.
Und welche Wünsche oder Ideen warten jetzt auf Frau Redies, nach ihrem Berufsleben? Sie schmunzelt: „An Ideen mangelt es auf jeden Fall nicht. Ich werde wohl mein ehrenamtliches Engagement in der Kirchengemeinde ausbauen. Auch bleibt mehr Zeit, um meinen Mann stärker bei der Arbeit in unserem Garten zu unterstützen. Unabhängig vom Ruhestand freuen wir uns auf weitere Lockerungen im Kulturbereich. Wir haben im vergangenen Jahr die Oper für uns entdeckt, und liebend gern möchten wir mal ein Konzert in der Elbphilharmonie erleben, sobald dies wieder möglich ist.“
„Und da gibt es auch noch das ein oder andere Hobby, welches wir wieder intensivieren möchten. Zum Beispiel haben wir früher im Verein Standardtänze getanzt, und das wollen wir mit der neu gewonnenen Zeit auch wieder aufgreifen. Tja und sonst? Da gibt es auch noch verschiedene Städte und Länder, die ich sehen möchte. Langweilig wird es, denke ich, in den nächsten Jahren nicht!“
Das kann ich mir auch kaum vorstellen. Ich denke, am liebsten würden wir alle Sigrid Redies mit einer herausragenden Abschiedsfeier und nicht aufhörendem Applaus verabschieden. Aber für den Moment bleibt erst einmal nur das geschriebene Wort:
Wir wünschen Ihnen, liebe Frau Redies, von Herzen nur das Beste und bedanken uns für Ihre Zeit und Arbeit!
Herzliche Grüße an Frau Redies mit den besten Wünschen für den wohlverdienten “Un-Ruhestand”!
So schön, die großartige Frau Redies mit diesem Beitrag zu ehren. Von Herzen wünsche ich ihr alles Gute und bin dankbar für all die Hilfestellungen und netten Momente auf dem Campus!
Danke für die wunderbare Zusammenarbeit in den vielen Jahren meiner Assistenz im Fachbereich. Für den 3. Lebensabschnitt die allerbesten Wünsche!