Seit über einem Jahr hat die Fachhochschule eine weibliche Spitze. Semikolon hat ein Follow-up-Interview mit Eva Schmitt-Rodermund (ESR) geführt und gefragt, ob sie sich schon eingelebt hat und wie sie mit allem klarkommt. ESR erzählt von ihrem Alltag, über die Kommunikation mit den Fachbereichen und wieso eigentlich eine Schale mit Süßigkeiten auf ihrem Sitzungstisch steht. Und über ihre Freude am Fahrradfahren.
Ich habe mich am zweiten Arbeitstag in 2020 mit ESR in ihrem Büro getroffen. Während sie noch eine Mail zu Ende geschrieben hat, habe ich mich umgeschaut. Ihr Büro sieht ein wenig voller … fast eingerichtet aus. Zumindest im Vergleich zum Sommer, als Semikolon Gremienwahnsinn mit ihr gedreht hat. Auf der Kommode stehen Gastgeschenke von Kooperationen im letzten Jahr. Ihr Assistent, Martin Weiße, bringt mir einen Tee.
Haben Sie noch Spaß an Ihrem Job?
Welchen Eindruck haben Sie, wenn Sie mich sehen? (lacht) Ja, habe ich. Ich bin aber auch ein Mensch, der Sachen mit Energie und Spaß anpackt und ganz selten mal die Nase hängen lässt. Ich denke auch, dass sich das oft auf Andere überträgt. Wie es in den Wald hineinschallt, kommt es zurück. Und klar hat man mal einen schlechten Tag, aber wenn man freundlich ist, fühlt sich die Person auch wertgeschätzt.
Wie geht es Ihrem Hund?
Dem geht’s gut. Der ist tagsüber super betreut durch meinen Mann. Ich mache morgens und abends längere Spaziergänge und werfe ihm sein Bällchen, da freut er sich immer und ich habe ein bisschen Bewegung.
Fühlen Sie sich schon heimisch in Potsdam?
Ja, aber noch nicht so wie in Jena. Da musste ich nur vor die Tür gehen und man konnte mit jemanden reden, aber das ist halt so, wenn man 20 Jahre irgendwo gelebt hat. Das ist hier noch nicht, aber das ist ganz angenehm, so kann man auch noch zwanglos sein.
Haben Sie Potsdam schon besser kennengelernt?
Nein, noch nicht. Bis auf den Park und ein paar Ausflüge. Aber auf der Liste steht noch, u. a. das Schloss Sanssouci von innen anzusehen.
Haben Sie einen der vielen Weihnachtsmärkte besucht?
Ja, aber nicht den in der Stadtmitte. Sondern den im Krongut, weil es ganz in der Nähe ist.
Können Sie auch mal abschalten? Was tun Sie, um sich zu entspannen?
Ich kann ganz gut entspannen, beim Spazieren mit dem Hund. Ich bin eh nicht so eine, die sich pausenlos mit Arbeit befasst, die Mails werden dann beantwortet, wie ich geh und steh, damit niemand wegen mir lange warten und ich nicht mehr lange darüber nachdenken muss. Ich kann das nicht, ein volles Postfach zu haben. Ich finde, es ist meine Pflicht, die Sachen schnellstmöglich rauszuhauen.
Wie viele Mails kommen so am Wochenende rein?
Am Wochenende ist es meistens ruhig. Da versuchen die Kanzlerin und ich immer unsere Schreibtische zu leeren.
Mails im Jahr 2019
2019: 220 Arbeitstage. Viele Mails waren in CC.
praesidentin@
Eingang: 6023 Mails
Ausgang: 3430 Mails
schmitt-rodermund@
Eingang: 3760 Mails
Ausgang: 2332 Mails
Das ist aber auch so viel, weil das meiste über Mailverkehr läuft. Es kommt noch Post, aber das sind dann Einladungen, Briefe aus dem Ministerium, Information oder Verträge … alles was eine richtige Unterschrift braucht.
Wie kommen Sie jeden Tag zur FH?
Mit dem Fahrrad.
Und wie viele Fahrräder haben Sie?
Drei.
Und was sind das für Fahrräder?
Also ich fang mal mit dem an, mit dem ich heute gekommen bin. Das ist ein Corratec Sportfahrrad, 16,5 kg mit Ballonreifen, ohne Federung. Das ist mein Alltagsrad, meine Stadtschlampe. Dann habe ich noch ein Reisefahrrad, von der Firma Utopia Fahrradmanufaktur, gebraucht. Unglaublich teuer die Dinger, ich habe es ein bisschen gepimpt mit Gepäckträgern, es kann jetzt 160 kg tragen – wenn es dann zum Zelten geht, muss halt alles mit. Hat auch eine ganz tolle Schaltung.
Dann hab ich noch ein E‑Bike, aus Jena-Zeiten. Jena ist ja in einem Tal und da hatte ich jeden Tag 220 Höhenmeter und ich habe das gehasst. Potsdam ist super dagegen. Der Gegenwind ist auch doof, aber Berge sind schlimmer.
Das hört sich ja nach einem richtigen Hobby an?
Ja schon, ich fahre jedes Jahr im Sommer, alleine, seitdem ich 18 Jahre alt bin. Durch Deutschland und Umland durch, um zuletzt dann oft irgendwo an der Ostsee zu landen. Fahrrad fahren finde ich super. Auch mit Freundinnen und früher mit den Kindern. Mein Mann findet das schrecklich. Er fährt dann immer mit dem Auto zwei, drei Tage später los.
Wenn es um Ihre Anreise zu einer Veranstaltung für die FH geht, haben Sie ja einen (hybriden) Firmenwagen. Studierende fragen sich: wieso muss es ein BMW sein?
Das Auto ist der Arbeitsplatz für den Fahrer und muss damit gewisse Komfortstandards erfüllen, auch auf der Rückbank muss genügend Platz zum arbeiten sein. Deswegen gibt es nur bestimmte Autotypen, die das alles erfüllen. Ansonsten wäre das egal. Für Tesla haben wir kein Geld. (lacht)
Wie oft nutzen sie ihn und für wohin?
In Berlin mache ich alles mit den Öffis und in Potsdam mit dem Fahrrad, wenn es zeitlich geht. Das Auto nutze ich nur bei Anschluss-Terminen oder wenn ich ordentlich angezogen sein muss. Dann bleiben noch Termine wie in Stralsund oder Wernigerrode, die nicht so gut zu erreichen sind. Der Fahrer ist in erster Linie beim HGP und hält den Campus mit in Ordnung. Das Auto steht mehr, als es läuft.
Wenn Sie ein zweites Studium an der FH anfängen müssten, welchen Studiengang würden Sie studieren?
Oh, das ist eine ganz schwere Frage. Künstlerisch begabt bin ich schon mal gar nicht. Damit scheidet Design aus. Informatik gefällt mir, aber das haben wir nicht. Aber auch der soziale Bereich, weil es nah an meinem früheren Studium ist. Was ich ganz spannend finde ist Konservierung und Restaurierung, weil die Werkstätten so schön sind. Aber dafür bin ich zu sehr Wissenschaftlerin, am knobeln, forschen und weniger die große Handwerkerin. Bei den Bauleuten hätte ich Respekt vor Mathe. Ich hätte jetzt Schwierigkeiten mich zu entscheiden, wenn ich es müsste.
Wie waren die Reaktionen der Fachbereiche zu den Einsparungen?
Wir hatten ja im Mai 2019 darüber informiert, dass Einsparungen nötig sind und wie sie erfolgen sollen. Im Sommer wurde in den Fachbereichen an den Konzepten gearbeitet, die dann im Fachbereichsrat verabschiedet wurden. Die Vorschläge haben wir dann im Herbst erhalten und uns nach und nach zu Gesprächen getroffen. Und jetzt schreibe ich Briefe für jeden Fachbereich, was wir festgehalten haben.
Wir haben alle miteinander das Ziel der 10% nicht erreicht, weder die Fachbereiche, noch die Zentrale, obwohl die Zentrale es noch am ehesten erreicht hätte. Aber alle Fachbereiche haben Vorschläge gemacht, welche Professuren sie einsparen könnten. Ich habe das Gefühl, dass die Fachbereiche sich wirklich Gedanken gemacht haben, in ganz neue Richtungen. Es ist allmählich absehbar, was der Plan ist. Insgesamt finde ich, ist der Prozess der Aushandlungen gut gelaufen.
Wir können uns alle noch ins Gesicht gucken. Klar gab es Auseinandersetzungen, es gab schon Kante, aber wir haben in allen Fällen ganz gute Ideen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Fachbereichen? Gibt es Einzelgespräche mit Profs und/oder Dekan*innen? Wie findet der Austausch statt?
Im Frühjahr 2019 hab ich eine Tour durch alle Fachbereiche gemacht, das ist auch dieses Jahr geplant. Damit man in Kontakt bleibt und die Probleme die es gibt gemeinsam bearbeitet. Die legendäre Baustellenliste mit weit über hundert Punkten haben wir auch gut abgearbeitet, vieles ist aber auch längerfristig. Die schauen wir uns regelmäßig auch wieder an.
Es gab und gibt immer wieder Gespräche, durch das Präsidialkollegium, alle vier Wochen, oder regelmäßig einzeln mit den Dekan*innen, ganz ohne Protokoll. Das ist wichtig, dass man gut im Kontakt bleibt, dass geschaut wird wo es Probleme gibt.
Sie haben ja Entwicklungspsychologie und Wissenschaftsmanagement gelernt … Nutzen Sie mehr Ihre Erfahrungen im Management oder der Psychologie für die Kommunikation an der FH?
Das Management. Meine letzten Berufsjahre in Jena habe ich Veränderungsmanagement gemacht, Das waren eher administrative Aufgaben und die Überlegungen, bei welchen Veränderungen was passieren und gemacht werden muss. Das hat dann aber auch viel mit Psychologie zu tun: Wenn man ein Schiff in ein andere Richtung bringen will, dauert das. Da fließt eine Menge Wasser durch die Havel. Und man muss gut überlegen, was man für die Richtungsänderung tun muss. Am Ende sind es die Menschen, die überzeugt werden wollen.
Es gibt ja den Plan Ihrerseits – oder eher den Versuch Studierende mehr in die Organisation von Festivitäten durch die Verwaltung der Hochschule einzubringen. Wie läufts Ihrer Meinung nach?
Das hat bislang nicht so gut funktioniert, ich weiß selbst nicht wieso. Am Anfang wurde der Beschluss gefasst im Präsidialkollegium, dass die Werkschau in einem neuen Format stattfindet und eine Präsentation der gesamten Hochschule werden soll, mit Beiträgen von allen. Die Dekan*innen fanden die Idee gut. Dann sollten alle Fachbereiche eine Person benennen, die das von der Perspektive der Lehrenden betreuen. Das Kuriose war dann, dass sowohl diese Person als auch andere Leute aus den Fachbereichen, als auch die Studierenden alle gesagt haben, das ist doch Mist.
Ich hatte hier auch Leute gefunden, die die Veranstaltung zentral betreuen konnten, die die Sachen mitregeln. Die inhaltliche Arbeit hätten dann z.B. die Kulturarbeit*innen in einem Seminar bei Frau Glesner machen können. Doch die Leute, die in diesen Seminaren waren oder die das letztes Jahr gemacht haben, fühlten sich bevormundet. Andere Fachbereiche, die da noch gar nicht beteiligt waren, haben sich dann aufgeregt, dass sie sich auf den Termin des Fachbereichs Design anpassen müssen. Und wieder andere haben gesagt, wir haben doch gar nichts, was man auf so einer Werkschau präsentieren kann. Es war ein Hexenkessel, was die Leute alles so an Widerständen hatten.
Deshalb haben wir im Präsidium nochmal darüber gesprochen, dass wir an der Idee einer gemeinsamen Veranstaltung festhalten. Und da ist dieses „Schaufenster“ entstanden, da kam die Information ja auch per Mail an alle Studierende. Am gleichen Tag wie die Werkschau soll das neue Format stattfinden und wenn die Designer*innen ihre Projekte auch beim Schaufenster präsentieren wollen, können sie das. Ich hoffe, dass in den nächsten Jahren das Interesse wächst und dann mehr mitmachen wollen. Mal gucken wie es wird.
Das diesjährige „Schaufenster“ soll unter dem Thema Klima, im Zusammenhang mit dem Klimasemester, stehen. Da haben auch alle Fachbereiche was zu sagen. Damit wollen wir anstoßen, dass Veranstaltungen zu Klima und Nachhaltigkeit gemacht werden und die Ergebnisse können bei dieser Schau gezeigt werden. Dass aber auch Werkschau-Teile ihren Platz darin finden und wir eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit machen für den Tag, und zusehen, dass wir möglichst viele Besucher*innen auf den Campus kriegen, die dann nicht nur die Ergebnisse des Klimasemesters angucken kommen, sondern auch die einzelnen Fachbereiche besuchen und deren andere Projektergebnisse sehen können.
Die Hochschule ist für ihr Konzept FHPgesund! eine Kooperation mit der Techniker Krankenkasse eingegangen, um Kurse und Beratung im Bereich Gesundheitsmanagement anzubieten. Was ist Ihre Meinung zu dieser Kooperation?
Sie wurde vor meiner Zeit geplant, wo ich noch gar nicht da war, aber ich finde das Konzept gut. Die Kanzlerin hatte es damals eingetütet. Viele Hochschulen haben so was, auch in Jena gab es das. Die Krankenkassen haben daran ein großes Interesse – vielleicht, weil sie sich Mitglieder erhoffen. Man muss immer ein bisschen aufpassen, es ist eine Firma, die wirtschaftliche Interessen hat, aber ich finde das zu verschmerzen, wenn aus so einem Projekt für die Hochschule oder Personen ein Nutzen entsteht, dann kann man das machen.
Wenn Sie sich ein Superheldennamen geben müssten, welchen würden Sie sich ausdenken?
Sie stellen mich jetzt richtig vor Probleme. Ein Name fällt mir schwer ein, aber eine Fähigkeit die ich mir wünschen würde, wäre dass ich noch besser kommunizieren könnte. Wobei das auch seine Grenzen hat. Ich bin vielleicht schon so was wie eine Kommunikations-Heldin,im unmittelbaren Kontakt, aber naturgemäß sieht man ja nicht jeden dauernd. Also müssen wir uns andere Wege überlegen, wie Leute Informationen bekommen an dieser Hochschule.
Ich glaube das ist eines der Themen, das uns immer wieder beschäftigt, das immer wieder hochpoppt. Dass Leute sagen „wir wissen nichts“. Das ist von den Leuten teilweise selbst verschuldet, weil viele Informationen da sind und man sich die nur holen muss. Für andere Themen braucht es noch gute Formate, Newsletter und Verteillisten – oder wie auch immer man es sich überlegt. Da müssen wir einfach noch besser werden.
Ab und zu komme ich nach Hause und sage zu meinem Mann, ich habe heute den ganzen Tag nur wieder gesabbelt. Man redet und redet. Und es gibt immer noch Leute, die sagen, ich weiß nicht was du machst. Man redet den ganzen Tag und trotzdem sind nicht alle informiert. Das ist so Sisyphus-mäßig, da müssen wir einfach noch mal überlegen welche anderen Wege es da geben könnte. Noch mehr Protokolle gehen auch nicht, es gibt jetzt schon zu viele. Das Thema Kommunikation ist nirgends gut gelöst und ich wäre gerne die Kommunikations-Weltmeisterin. Ich sehe keinen Bereich, auch außerhalb der Hochschule, bei dem alle mit der Informationsverteilung zufrieden sind.
Die Leitung an Universitäten in Deutschland sind nur zu ¼ Frauen. Wie finden Sie, dass es so wenig Frauen in der Hochschulleitung gibt und was sagen Ihre Erfahrungen?
Ich habe mich in der Forschung mit der beruflicher Entwicklung beschäftigt. Und versucht, die HiWis für Forschung zu begeistern und wenn Frauen bei mir gearbeitet haben, sie dazu motiviert. Es ist das eine die Hälfte der Welt zu fordern, aber es müssen auch die Frauen da sein, die die Hälfte der Welt haben wollen. Und bei dieser Frage Hochschulleitung, dort gilt auch, dass viele Frauen sagen, das binde ich mir doch nicht ans Bein, ich bin doch nicht bekloppt. Ich will doch leben.
Es wäre schon schön, wenn mehr Frauen in solchen Positionen wären, weil sie einfach einen anderen Führungsstil haben, dass auch Konflikte, wo Frauen mit am Tisch sitzen, sich einfacher klären lassen, als wenn es hungrige Männer sind. Deswegen ist immer etwas Süßes in der Schale auf dem Sitzungstisch.
Hier sind wir nun ganz und gar herausragend, wir haben auch eine Senatsvorsitzende und eine Kanzlerin. Die Hochschulleitung ist insgesamt paritätisch aufgestellt. An der Hochschule sind viele der Schlüsselpositionen mit Frauen besetzt. Jetzt wäre natürlich interessant zu wissen, ob irgendwelche Männer das mit Argusaugen betrachten, die das Ganze gerne scheitern sehen würden, das glaube ich aber auch nicht. An dieser Hochschule gibt es eine große Offenheit darüber, dass jede und jeder, egal was oder wer, machen kann was sie/er möchte bzw. gut kann.
Dann zum Rückblick: Ihr erstes Jahr an der FH. Was hat Sie positiv überrascht an der FH?
Schon das mit den Frauen, dass wir über 40% Professorinnen an der FH haben. Dadurch sind wir als Institution nicht so verstaubt und eingefahren. Auch im täglichen Arbeiten hat man das gemerkt. Das wusste ich aber schon vorher.
Wie ist es im Vergleich zu Jena?
In Jena war es schon schwierig in den vergangenen Jahren die 24% Professorinnen-Quote überhaupt zu erreichen. In der Hochschulleitung gibt es eine Vizepräsidentin und alles andere sind Männer. Der Unterschied war definitiv bemerkbar.
Noch irgendwas, was Ihnen positiv aufgefallen ist?
Die Zusammenarbeit macht viel Spaß. Was manchmal nervt ist, dass mit jedem selbst gesprochen werden soll, was gar nicht möglich ist bei so einer großen Institution – ich bin da Anhänger einer Pyramidenform. Jede und jeder sollte die Personen informieren, für die man als Führungskraft verantwortlich ist, und so weiter. Nicht, dass jeder mit allen redet. Aber das ist wieder dieses Kommunikationsthema, da müssen wir insgesamt noch ein bisschen besser werden.
Was haben Sie in Ihrem ersten Jahr alles erreicht?
Also was ich als größten Erfolg sehe ist, dass alle vier Drittmittelanträge mit meiner Beteiligung bewilligt wurden. Einer davon ist dieses große „Sanssouci Entrepreneurship School“-Projekt aus der EXIST-Förderung von Enrico Sass. Das hat uns unglaublich gefreut, das spielt uns fast 2 Millionen in die Kasse für die nächsten vier Jahre. Da sind wir ganz stolz drauf, dass wir das jetzt gewonnen haben.
Dann freue ich mich, dass wir die AGs auf den Weg gebracht haben. Im Frühjahr 2019 habe ich ein Organigramm mit der Hochschulentwicklung erstellt, wer wo welchen Hut aufhat, wie die Informationsketten funktionieren sollen. Wir haben auch angefangen das umzusetzen und die AGs haben ihre Arbeit aufgenommen. Dazu die Standortbestimmung der SKSL, was ihre Aufgaben sind und dass diese etwas anders sind als die der AG Lehre, analog wie digital. Da haben wir auch den Tag der Lehre mit verbracht, daran zu arbeiten.
In dem Zusammenhang habe ich letztes Jahr auch versucht Ziele für die Hochschulentwicklung zu formulieren, sodass sie auf ein Blatt passen, die dann im Präsidium und in den Fachbereichen zur Diskussion gestellt wurden. Und die Idee ist eben, das weiterzuentwickeln und daran entlang die AGs arbeiten zu lassen, was die Umsetzung betrifft.
Wie viel Widerstand gab es allgemein?
Schon viel, aber das ist normal. Menschen haben es schwer mit Veränderungen, das ist niemanden „einerlei“, wenn sich Sachen verändern. Klar gab es da Gegenwind. Dass Leute gesagt haben, wieso braucht man Forschungsprofessor*innen, wieso sollen wir was in der Lehre anders machen. Wir machen unsere Lehre und das war es dann, und das könnt ihr bitte mal etwas wertschätzen.
Man ist in einem Diskurs und überlegt sich, was wichtig ist, um möglichst viele mitzunehmen. Und, dass auch die Leute ihren Platz haben und Anerkennung finden, wenn sie nur ihre 18 SWS ordentlich machen wollen. Das ist auch ein Ziel was wir haben, dass alle, die mitmachen können, auch mitmachen wollen und dass wir Unterschiede zwischen uns besser tolerieren lernen.
Wird mehr in Sitzungen in den Besprechungsrunden besprochen, beim Mittagessen oder zwischen Tür und Angel? Wo gibt es mehr Ideen?
Auf Ideen kommt man eher, wenn man zusammensitzt und über etwas nachdenkt. Da ist jede Gruppe besser als eine Einzelperson. Diese Tür-und-Angel-Gespräche sind freilich auch wichtig, dass man mal eben wen sieht. Da kann man schnell kleine Sachen erledigen, das entlastet.
Und jetzt der Blick in die Zukunft, was kann die Hochschule von der Hochschulleitung erwarten?
Ein belastbarer Stellenplan, dass Fachbereiche wie Zentrale gut wirtschaften können. Die Weiterentwicklung der Ziele und deren Umsetzung. Wie die Internationalisierung als großes Ziel, da müssen wir uns fragen: was heißt das, wie kriegen wir das hin. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, dass die Studierenden mit Auslandsaufenthalten keine Zeit verlieren und wie das finanziert werden kann.
Dann müssen wir die Sachen machen, die im Hochschulvertrag stehen. Den Hochschulentwicklungsplan schreiben und einhalten.
Und was erwartet die Hochschulleitung von der Hochschule? Wo wünschen Sie sich mehr Kooperation und Verständnis?
(denkt nach) Naja, es wär schon schön, wenn die Leute weiter mitmachen und Gedanken dazu entwickeln. Aber gleichzeitig muss klar sein, dass nicht alle befriedigt werden können. Wenn aber alle verstehen, dass das allgemeine Weiterkommen das Ziel ist und Kompromisse gefunden werden können. Gut würde ich es auch finden, wenn die Hochschule sich gegenseitig ein bisschen mehr lobt. Das fällt oft hinten runter.
Beim Tag der Lehre sollte man auch einmal träumen, wie in 10 Jahren die Hochschule aussieht. Wenn Sie etwas an der FH sofort verändern könnten und dabei Geld und Bürokratie keine Rolle spielen würden, was würden Sie verändern? Träumen Sie!
Ich würde gerne die Lehre von der Lehre entlasten und Forschung und Transfer ermöglichen. Also weniger Wochenstunden. Die Erwartungen sind gestiegen und für kaum etwas gab es zusätzliches Geld oder gar Zeit. Also das, was an Forschung stattfindet, muss weitgehend aus Bordmitteln gewuppt werden. Das ist ziemlich schwer. Wir können mehr in Richtung Forschungsprofessuren machen. Aber trotzdem sehen sich Lehrende mit 18 SWS jetzt damit konfrontiert, auch noch Drittmittel für die Forschung ranholen zu müssen, Transferprojekte einzuwerben und viele andere Sachen am Laufen zu halten. Da wo die Praxis gut präsent ist oder Lehrprojekte laufen, kann die Forschung nicht so großartig noch stattfinden.
Also der Traum von der Fee wäre, dass die Leute alle ein bisschen weniger Lehrverpflichtung haben könnten. Wenn sie dann forschen wollen oder digitale Lehre entwickeln möchten, dass sie das auch machen können. Wir haben Ideen für Formate, die wir verstärkt nutzen wollen. Auch ein Ziel für dieses Jahr, dass wir mehr Forschungsprofessuren haben und einen Innovationsfonds auflegen. Und damit dann versuchen, Leute mit innovativen Lehrideen zu unterstützen. Und dann hätten die Studis auch was davon.