Thema des Jahres 2018: Ungewissheit

2018. Im Hintergrund ist das Hauptgebäude zu sehen
© Semikolon

Ein wei­teres Jahr ist zu Ende. Ein ereig­nis­reiches Jahr, geprägt von finan­zi­ellen und exis­ten­zi­ellen Fragen. „Die Fach­hoch­schule Potsdam befindet sich in keiner Krise“ sagte Prä­sident Binas in einer Senats­sitzung, als ver­suche er sich selbst noch davon zu über­zeugen. Seine Aussage, die zuge­spitzte Lage sei ein „natür­licher Prozess der Kon­so­li­dierung und Sta­bi­li­sierung von ent­wi­ckelten Struk­turen und Auf­gaben“ wirkte nur bedingt beru­higend. Denn Ver­än­de­rungen wurden spür­barer denn je …

Zum einen wurde das Dritt­mit­tel­projekt FHP-Kolleg nicht ver­längert. Dadurch sind Angebote wie die Sum­mer­School, Men­toring-Pro­gramme, Brü­cken­kurse, Themen Lec­tures, Schlüs­sel­kom­pe­tenzen, Stu­di­en­coa­ching und mehr auf einen Schlag weg. Die Hoch­schule ver­liert dabei auch ein groß­ar­tiges, unglaublich enga­giertes Team. Zum anderen neigt sich das FLEX-Projekt dem Ende zu: InterFlex und die Schreib­werk­statt finden im Win­ter­se­mester zum letzten Mal statt – fürs Erste jedenfalls.

Die Liste der Mitarbeiter*innen, die 2018 die Hoch­schule ver­lassen haben, ist auf­fällig lang. Sei es, weil ihre befris­teten Ver­träge endeten, sie in Rente gingen oder die Zeit reif für neue Her­aus­for­de­rungen war. Viele Bereiche haben es zu spüren bekommen: Per­sonal, Hoch­schul­mar­keting, IT, Bau, Familie, die Bibliothek, das Prä­sidium … 2018 mussten wir uns zudem auch wieder von Per­sonen ver­ab­schieden, die leider viel zu früh ver­storben sind.

Prioritäten

Nach fünf Jahren standen 2018 neue Ver­hand­lungen der Hoch­schul­ver­träge an. Doch was kommt rein? Es müssen Prio­ri­täten gesetzt werden: Auf­gaben der Fach­be­reiche kon­kur­rieren mit Pro­jekten und Kon­zept­ent­wick­lungen. Am Ende scheinen die Ver­hand­lungen innerhalb der Hoch­schule zäher zuzu­gehen als die mit dem Minis­terium. Dazu gibt es noch die eine Kom­po­nente, die alles span­nender macht: die neue Prä­si­dentin. Was hat sie für Vor­stel­lungen? Welche Ent­schei­dungen können bereits jetzt getroffen werden, worauf sollte man lieber warten? Im Zwei­felsfall heißt es: das soll die neue Prä­si­dentin entscheiden.

Ende Mai war es nämlich auch soweit gewesen: drei sehr unter­schied­liche Präsidentschaftskandidat*innen stellten ihre Vision für die Hoch­schule vor. Nur wenige Tage später traf der Senat eine Ent­scheidung und wählte mit großer Mehrheit eine neue Prä­si­dentin: Prof. Dr. Eva Schmitt-Rodermund. Nun war sie gewählt, aber noch lange nicht im Amt. Spä­testens ab diesem Zeit­punkt tickte die Uhr des Prä­si­denten immer lauter …

Ein Jahr voller Events

Begonnen hatte das Jahr mit dem krö­nenden Abschluss der 25-Jahres-Feier der FH Potsdam: für den Hoch­schulball erschien das Haupt­ge­bäude eine Nacht lang im Glanz der Zwan­ziger Jahre. Guter Jazz, Rou­lette und aus­ge­fallene Kostüme waren eigentlich ein guter Jahresauftakt.

Hochschulangehörige im Foyer des Haptgebäudes während des Hochschuballs.
Das Foyer im Stil der Zwan­ziger Jahre beim Hoch­schulball, Januar 2018. © Daniel Salaw

Auch sonst war es ein Jahr voller Events: Kol­lo­quien, Kon­fe­renzen, eine bun­des­weite stu­den­tische Mit­glie­der­ver­sammlung, das Casino-Jubiläum und viele weitere Ver­an­stal­tungen fanden dieses Jahr an unserer „kleinen“ FHP statt.

Eines der größten Events war wieder mal die Werk­schau, die zusammen mit dem Som­merfest stattfand. Zum ersten Mal nahmen alle Fach­be­reiche teil; neben den gestal­te­ri­schen Fach­be­reichen bewiesen die anderen, dass sie auch was zu zeigen hatten – wenn auch wider­willig und in einem eher kleinen Rahmen. Leider gingen die neuen Fach­be­reiche jedoch durch ihre ungünstige Location bei Haus 3 etwas unter. Auch die schiere Anzahl an Expo­naten und Pro­gramm­punkten konnte schnell über­fordern; hinter den Kulissen war der Stress der inhalt­lichen und räum­lichen Expansion eben­falls deutlich zu spüren. Doch die Zusam­men­führung mit dem Som­merfest war eine kluge Ent­scheidung: das musi­ka­lische und das gas­tro­no­mische Angebot, das Cam­pusCamp und der Cam­pus­garten ver­liehen dem Campus eine echte Festival-Stimmung.

Der Campus

Über­haupt ist der Campus an sich zu einem echten Hin­gucker geworden: nach dem lang­samen Ende der ewigen Bau­stellen wurde plötzlich sichtbar, wie schön der Campus eigentlich ist. Statt schmale Wege, teil­weise ein­ge­pfercht zwi­schen Haus und Zaun, konnte man nun die Achsen von Haus 1 bis Haus 5 sowie zwi­schen Haus 2 und dem Haupt­ge­bäude wieder frei nutzen.

Auch das Wetter hat dazu ein­ge­laden, draußen zu sitzen und der viel zu kleinen Mensa zu ent­gehen. Doch in der vor­le­sungs­freien Zeit wurde die Hitze auch mal so richtig uner­träglich, und in fast allen Häusern die Arbeit nach­mittags eine echte Her­aus­for­derung. Zum Glück erkannte die Hoch­schul­leitung schnell das Problem und besorgte 15 neue Stand­ven­ti­la­toren für die gesamte Hoch­schule. Neben dem Haupt­ge­bäude war das frisch sanierte Haus 17 eines der wenigen Gebäude, das tagsüber angenehm kühl war. Ende Juli öffnete der AStA seine Türen und lud spontan zu einem ent­spannten Nach­mittag mit Eis und kühlen Getränken ein; ein Angebot, das erstaunlich gut ange­nommen wurde.

Antidiskriminierung

Nach Sexis­mus­vor­würfen gegen eine Aussage des Prä­si­denten hatte das Prä­sidium im Juni 2017 eine hoch­schul­öf­fent­liche Ver­an­staltung zum Thema Sexismus und Anti­dis­kri­mi­nierung ange­kündigt. Ein Jahr später orga­ni­sierten das Gleich­stel­lungsbüro und die stu­den­tische Vize­prä­si­dentin Jenni Becker die Ver­an­stal­tungs­reihe „unum­gänglich“ zu den Themen Sexismus, Ras­sismus, Ableismus und Klas­sismus. Die Vor­träge waren relativ gut besucht – zumindest war der Ver­an­stal­tungssaal im Casino immer ziemlich voll. Doch an den Dis­kus­sionen hätten ruhig mehr Hoch­schul­an­ge­hörige teil­nehmen können; der Prä­sident schien oft mehr an seinem Smart­phone inter­es­siert zu sein als an den bespro­chenen Themen. Zumindest wurde aber über Dis­kri­mi­nierung gesprochen, was dem Anspruch der Ver­an­stal­tungs­reihe gerecht wurde.

Doch das Abbauen von Dis­kri­mi­nierung ist ein langer Prozess. Mitte Juli bean­tragte der AStA im Senat die Bildung einer Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­kom­mission: mit einer knappen Mehrheit und der Ent­haltung aller anwe­senden Professor*innen wurde der Antrag ange­nommen. Die Kom­mission, bestehend aus Vertreter*innen aller Sta­tus­gruppen, traf sich zum ersten Mal im November. Ihr Ziel ist es, sich mit Dis­kri­mi­nierung am Campus aus­ein­an­der­zu­setzen und Maß­nahmen zu besprechen, um den Dis­kri­mi­nie­rungs­schutz vor Ort aus­zu­bauen. Es ist nur ein erster Schritt, aber ein wichtiger.

Studivertreter*innen organisieren sich

Mit dem Umzug der letzten Fach­be­reiche auf den Campus und ins Haus 17 inten­si­vierte sich 2018 die Zusam­men­arbeit aller stu­den­ti­schen Gremien und Initia­tiven. Ein gemein­samer Büro- und Sit­zungsraum, der offene Co-Working-Space und das Casino kon­zen­trierten stu­den­ti­sches Enga­gement und Leben und trans­for­mierten es zum Haus der Stu­die­ren­den­schaft. Dies soll auch in Zukunft sicht­barer werden: noch kurz vor Jah­resende prä­sen­tierten der AStA und das Hoch­schul­mar­keting die neue stu­den­tische Dach­marke „Haus 17“. Damit sollen zukünftig alle Gremien und Initia­tiven zusammen auf­treten. Eine neue Web­seite, ein­heit­liche Kam­pagnen und Mer­chandise mit dem neuen Logo sind bereits in Planung.

Es ist Sommer und Studierende befinden sich draußen vor Haus 17.
Das Haus 17 im Sommer. © Niki Herden

Eine Ära geht zu Ende

So wie der Hoch­schulball im Januar das neue Jahr will­kommen hieß, mar­kierte die Weih­nachts­feier das Jah­resende. Anders als davor war es diesmal keine Solar­pa­villon-Party mit vor­wiegend Mitarbeiter*innen, Leh­renden und ein paar ver­lau­fenen Student*innen – sondern umge­kehrt! Es waren vor allem die Stu­die­renden, die die Feier scha­ren­weise besuchten. Der Ort zwi­schen Casino und Pan­zer­halle hat als kleiner Weih­nachts­markt her­vor­ragend funk­tio­niert. Dazu DJ-Tandems, ein von Stu­die­renden zube­rei­tetes Essen und natürlich (kos­ten­losen!) Glühwein. Es war eine authen­tische, gut gemachte FH-Ver­an­staltung – natürlich unter der Feder­führung des wun­der­vollen ZETUP-Teams (wer denn sonst?!).

Aber auch eine Ära ging im Dezember zu Ende: die Amtszeit von Eckehard Binas war nach sechs Jahren vorbei. Und es wäre nicht die FH Potsdam, wenn es zu wich­tigen Ereig­nissen keine ent­spre­chende Feier gäbe. In der gut besuchten Abschieds­feier „Bye, Bye Binas“ wurden Geschichten geteilt, Geschenke ver­teilt und ihm alles Gute für seine Zukunft gewünscht. Wie es jetzt genau für ihn wei­tergeht, hätte man am nächsten Tag bei Semi­kolon lesen können. Doch der Prä­sident bestand darauf, dass vom fer­tigen Interview ein langer, ent­schei­dender Teil gestrichen werden sollte – am Ende ent­schied sich unser Autor gegen eine Veröffentlichung.

Die andere Seite

Und neben dieser Erzählung des Jahres gibt es natürlich noch eine Vielzahl anderer. Denn obwohl man die Hoch­schule 2018 in seiner oben beschrie­benen Vielzahl erleben konnte, sieht die Rea­lität für viele Stu­die­rende anders aus. Für sie bedeutet „stu­dieren“ die Zeit, in denen sie in den Vor­le­sungen und Lehr­ver­an­stal­tungen sitzen müssen und ihren Hoch­schultag an den Fahr­zeiten der Tram aus­richten, um so schnell wie möglich wieder vom Campus zu ver­schwinden. Schade eigentlich, dabei man doch an der FHP so viel mehr erleben kann.

Eine neue Hoffnung

Nach einem Jahr voller Unge­wissheit ist eines aber klar geworden: weitere Ver­än­de­rungen kommen. Es ist ein Umbruch zu spüren – wir sind gespannt auf 2019!

2 Kommentare

  1. Toller Über­blick übers letzte Jahr! Ich bin auch sehr gespannt auf 2019. Lasst uns ein cooles Jahr draus machen 🙂

  2. Danke für den Jah­res­rück­blick, wie in jedem Jahr ist viel passiert.
    Das Casino wirkt in diesem Rück­blick wie eine leere Hülle.
    Ich habe das Gefühl, dass ein Großteil der schönen Erin­ne­rungen die eben­falls viel zu kurz kommen ohne das Team des Casinos nicht statt­ge­funden hätten.
    Gerade aus stu­den­ti­scher Sicht sollten wir dieses Enga­gement deut­licher hervorheben.

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