Vorwort
Liebe Besucher*innen der digitalen Ausstellung „Freie Suche: Feminismus“,
Als Claudia Stoleru und Rebecca Vaßen mir im vergangenen Herbst vorschlugen, bekannter zu machen, wie gut und vielfältig die Auswahl an feministischer Literatur in unserer Bibliothek ist, war noch undenkbar, dass die Hochschulbibliothek über einen längeren Zeitraum schließen würde.
Claudia und Rebecca wollten Lust auf feministische Literatur machen, Verbindungen zwischen verschiedenen Strömungen und den sogenannten Wellen der Frauenbewegung aufzeigen. Im Gespräch mit Katharina Violet, der stellvertretenden Leiterin der Hochschulbibliothek, wurde daraus die Idee, eine Ausstellung in der Bibliothek zu gestalten.
Am 9. März 2020 wurde die interaktive Ausstellung „Freie Suche: Feminismus“ mit einer Veranstaltung zur Potsdamer Frauengeschichte anlässlich des Internationalen Frauentags eröffnet, in der Woche darauf musste die Bibliothek als Covid-19-Schutzmaßnahme bis auf Weiteres schließen.
Statt – wie ursprünglich geplant, sich an die Arbeit für ein, die Ausstellung ergänzendes, Zine zu machen, überlegten Claudia und Rebecca, wie sie die Ausstellungsidee ins „Netz“ übertragen könnten. Mit Unterstützung von Semikolon ist dies nun gelungen. „Freie Suche: Feminismus – Ein Ausstellungskatalog“ bietet nun die Möglichkeit, Autorinnen* der Ausstellung über ihre Blogs und Podcasts in anderen Formaten zu begegnen und neue feministische (digitale) Literatur zu entdecken.
Vor inzwischen mehr als 100 Jahren erstritten die Frauen der ersten Welle der Frauenbewegung das Frauenwahlrecht. Inzwischen sprechen wir von der vierten Welle, die u.a. mit #aufschrei, #metoo, der sogenannten CareRevolution neue – alte – Themen des Feminismus wieder auf den Tisch gebracht hat, von denen manche zwischenzeitlich womöglich schon dachten, dass es sich um alte Hüte handele: Sexismus, sexualisierte Gewalt, das Recht auf Abtreibung, finanzielle Abhängigkeiten in der Partnerschaft, (politische) Teilhabe, die Aufteilung von Betreuungszeiten, Pflege- und Hausarbeit …
In der aktuellen Pandemie erhalten diese Themen neue Bedeutung. Die Soziologin Jutta Allmendinger prognostiziert Frauen einen Rückschritt von 30 Jahren durch die Coronakrise. Auch an den Hochschulen und in der Wissenschaft zeigen sich neue, alte Geschlechterungleichheiten, vor allem wenn es um die (Un-)Vereinbarkeit von Arbeit und Familienaufgaben in Covid-19-Zeiten geht. Womöglich werden wir nach der Krise also eine neue, eine fünfte Welle der Frauenbewegung brauchen!
Ich danke Claudia und Rebecca für die – wie ich finde – tolle, kleine aber feine Ausstellung in der Bibliothek, von der wir hoffen, sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zeigen zu können, und diese neue, digitale Version davon. Mein Dank gilt aber auch den Kolleg*innen der Bibliothek, allen voran Katharina Violet, und natürlich Semikolon für ihre Unterstützung!
Sandra Cartes
Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der FH Potsdam
Die Ausstellung
„Welches Buch über Feminismus kannst du mir zum Einstieg empfehlen?“ „Wie bekomme ich einen guten Überblick?“ „Gibt es Klassiker, Neuerscheinungen?“ „Was sind die wichtigsten Strömungen?“
Fragen, die uns in letzter Zeit häufiger begegneten und auch wir uns stellten, wenn wir in der Hochschulbibliothek vereinzelt auf feministische Werke stießen oder aber lange Zeit vor den Regalen „Frauenforschung, Feministische Theorien, Frauen in Geschichte …“ verbrachten. Diese Erfahrungen bewegten uns dazu, gemeinsam auf die Suche zu gehen und zu überlegen, nach welchen Kriterien wir die Bücher sortieren und zusammenbringen können, die von Autorinnen* geschrieben wurden, von Frauen* erzählen, in feministische Theorien einführen, Bewegungen lostraten und aktuelle Debatten analysieren.
Unsere Suche führte uns einmal quer durch den Bestand der Bibliothek – auch an Orte, an denen wir keine feministischen Bezüge erwartet hätten. Wir fanden Verbindungen und Überschneidungen; ein unsichtbares Netz, das sich über die Regale und Gänge legte. Daraus entstand der Wunsch, diese Literatur zu sammeln, sie zu verknüpfen und ihre Verbindungen darzustellen. Einen Platz in der Bibliothek zu schaffen, an dem wir, umgeben von feministischen Gedanken, nachlesen, uns informieren und inspirieren lassen können.
Die Ausstellung „Freie Suche: Feminismus“ beschreibt die Suche nach Strategien und Formen, die die Vielfalt an feministischer Literatur für Besucher*innen sichtbar macht. Unsere Suche war und ist ein Anfang und wir fordern sowohl Einsteiger*innen wie auch überzeugte Feminist*innen auf, Auswahl und Verknüpfungen auf den Prüfstand zu stellen.
Doch jetzt bringt die Corona-Pandemie neue Veränderungen mit sich, da öffentliche Räume, wie Bibliotheken, nicht mehr zugänglich sind und zum Verweilen einladen können. Gemeinsam überlegten wir also, wie wir weiterhin Medien sammeln und ausstellen und wie wir uns auf einen Blick informieren und inspirieren lassen können.
Auf dieser Suche haben wir viele digitale Alternativen gefunden, die wir in dem Ausstellungskatalog „Freie Suche: Feminismus“ aufzeigen wollen. Durch sie wird es trotzdem ermöglicht, sich in Texte zu vertiefen und sich darüber auszutauschen. Euch erwarten ein Einblick in die ursprünglichen Inhalte der Ausstellung und darüber hinaus noch weitere Bildungsangebote, die frei und online zur Verfügung stehen.
Zusätzlich dazu bietet uns der Ausstellungskatalog die Möglichkeit, die Inhalte der Ausstellung zu archivieren, um sie gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufnehmen zu können.
Was ausgestellt wurde
Die ursprüngliche Ausstellung umfasste einen Bücherwagen mit einer Auswahl an feministischer Literatur aus der Hochschulbibliothek. Auf Aufstellern haben wir jene Bücher hervorgehoben, die uns besonders gut gefielen und die Besucher*innen aufgefordert, sie durch ihre eigenen Empfehlungen auszutauschen. Auf ausgelegten Lesezeichen konnten Kommentare verfasst und gleich an der passenden Stelle im Buch für die nächste interessierte Person hinterlassen werden.
Die Leseecke unter der Treppe bot einen kleinen Rückzugsort, um es sich mit den ausgewählten Büchern bequem zu machen. Zeitschriften wie das Missy Magazine und eine ausgedruckte Liste aller Bücher, die im Bibliothekskatalog in der freien Suche unter dem Stichwort „Feminismus“ zu finden sind, lagen ebenfalls zur Recherche bereit.
BIBLIOTHEKSTIPP:
Die Bücher befinden sich nun wieder in den Regalen in der 2. Etage der Bibliothek und können vor Ort von 10 bis 16 Uhr ausgeliehen werden. Es gibt dazu eine Titelliste mit den Signaturen, die auch auf dem Bücherwagen liegt.
Neben dem Bücherwagen gab es als Quelle für Literatur außerdem einen für die Ausstellung reservierten Computerplatz, der die Datenbank für feministische Literatur der FHP-Bibliothek erklärte und der Links zu E‑Books und Videos bereithielt. Aufbereitet wurde der Computerplatz von Katharina Violet, der stellvertretenden Leiterin der Hochschulbibliothek.
Wo kann ich weiterlesen? Welche Feministinnen* inspirieren einander? Wohin kann meine Suche nach passender Literatur führen? Was bedeutet eigentlich …? Diese und noch viele weitere Fragen haben wir exemplarisch in unseren Vitrinen veranschaulicht. Dabei sind die so oft von uns erwähnten Vernetzungen nun erstmals bildlich geworden. Den Ausgangspunkt bilden die Hashtags zweier Autorinnen*, die repräsentativ für zwei Strömungen im Feminismus stehen und viele weitere Anknüpfungspunkte möglich machen.
Zum Mitmachen forderten Plakate auf, auf denen die Besucher*innen Bücherwünsche und Empfehlungen hinterlassen oder unter anderem darüber abstimmen konnten, wie, wo und ob sie überhaupt nach feministischer Literatur suchen. Da bei weitem nicht alle feministischen Bücher der Bibliothek in der Ausstellung versammelt werden konnten, lagen an der Information Sticker mit dem Logo der Ausstellung bereit, die die Besucher*innen auf Büchern verteilen konnten, die nicht Teil unserer Auswahl waren, aber trotzdem als wichtige Lektüre langfristig markiert werden sollten.
Der digitale Bücherwagen
Für alle, die (wieder) in das Thema Feminismus einsteigen wollen: Theorien und Klassiker und solche, die das Potenzial haben, es zu werden
Für alle, die Bücher suchen, die auch eine Pause verkraften und gut zu lesen sind, aber viel Stoff für Diskussion bieten
Für alle, die sich mit Genderaspekten in ihrer Fachdisziplin auseinandersetzen wollen
Für alle, die tiefer in die Gender und Queer Studies einsteigen wollen
Zur Inspiration: Bücher über Feministinnen
Kinderbücher
Wer wir sind
Mein Name ist Claudia Stoleru und ich studiere Kulturarbeit an der Fachhochschule Potsdam. Seit September 2019 bin ich Mitarbeiterin des Gleichstellungsbüros. Mein erstes feministisches Buch war We should all be feminists von Chimamanda Ngozi Adichie, das mir bei einem Vorbereitungsseminar für meinen Friedensdienst empfohlen wurde und noch heute zu meinen Favorit*innen zählt.
Mein Name ist Rebecca Vaßen und ich studiere Europäische Medienwissenschaft an der Fachhochschule und an der Universität Potsdam. Im Gleichstellungsbüro arbeite ich seit August 2019. Mein erstes feministisches Buch war der Roman Katzenauge von Margaret Atwood, den mir meine Mutter als Teenagerin zu lesen gab.
Das Gleichstellungsbüro wünscht viel Spaß beim Verschicken, Teilen und Diskutieren!
Für weitere Anregungen und Fragen stehen wir Euch zur Verfügung!
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