2019 war ein ereignisreiches Jahr, doch vor allem ein Jahr der Veränderungen. Ein Rückblick.
Das Jahr 2019 begann gleich mit einem personellen Wandel in der Hochschulleitung. Eva Schmitt-Rodermund, die neue Präsidentin aus Jena, übernahm das Ruder. „Lassen Sie uns gemeinsam die Ärmel hochkrempeln!“ schrieb sie damals in ihren Neujahrswünschen. Es gäbe viel zu tun, sei es die Umgestaltung der Lehre, die Digitalisierung oder die „Weiterentwicklung von organisatorischen Strukturen“.
Es ist ein neuer Wind für die Fachhochschule, welche zuvor noch von einer ganz anderen Persönlichkeit geleitet wurde – sechs Jahre können eine lange Zeit sein. Der neue Pragmatismus ist spürbar: als Erstes wird eine „Baustellenliste“ erarbeitet mit Problemen und Maßnahmen, die erledigt werden müssen. Es werden Themen angepackt. Entscheidungen getroffen. Was ist da los? fragen sich Einige. Es fühlt sich so ungewohnt an.
Wenig später, im April, werden auch die neuen Vizepräsident*inne gewählt: Michael Ortgiese kümmert sich weiterhin um Forschung und Transfer und wird aufgrund seiner Vorerfahrung im Präsidium sogar Stellvertreter der Präsidentin. Marion Godau aus dem Fachbereich Design übernimmt Studium, Lehre und Internationales, während Rüdiger Lorenz weiterhin für die Campusentwicklung zuständig ist. Nach zweieinhalb Jahren erhält auch Jenni Becker einen Nachfolger: Sascha Höver ist der neue studentische Vizepräsident.
Doch diese Konstellation wird nicht lange so bleiben. Anfang Juli schon wird Tobias Schröder zum neuen Vizepräsidenten für Forschung und Transfer gewählt. Im September übernimmt er dann das Amt Ortgieses, der einem Ruf an die TU Berlin folgt. Und ein Monat später tritt der studentische Vizepräsident Sascha Höver zurück, da er sich voll seinem Studium widmen möchte. Nach einer offensiven Ausschreibung und direkten Wahl durch die Studierendenschaft, schlägt der AStA der Präsidentin eine Nachfolge vor. In Rekordzeit wird zum 1. Dezember Nikolas Ripka, Autor dieses Beitrages, zum neuen Vizepräsidenten gewählt.
Ob Studien- und Prüfungsservice, Finanzen oder digitale Lehre; dort und in vielen anderen Bereichen gab es Personalwechsel. Dazu wurden auch sechs neue Professor*innen berufen. Doch auch die Strukturen entwickeln sich weiter: das neue Zentrum digitale Lehre und die neue AG Lehre spielen nun zusätzlich zur SKSL (Ständige Kommission für Studium und Lehre) eine zentrale Rolle. Auch die Bereiche Forschung und Transfer wurden neu strukturiert und werden 2020 ganz anders aussehen.
Nichts ist für immer und nichts ist für umsonst. Um das Haushaltsloch der Hochschule zu stopfen und auch in Zukunft ohne Rücklagen über die Runden zu kommen, wird die sogenannte Haushaltskonsolidierung ins Leben gerufen. Angestrebt werden 10% Einsparungen in allen Bereichen. Jeder Fachbereich musste sich daher genau überlegen, wie dieses Ziel erreicht werden konnte. Am Ende betrifft es vor allem Personalstellen. Doch auch zentral sorgen u. a. Gespräche über die Verkürzung der Hochschulöffnungszeiten reichlich für Diskussionen.
Hochschulevents
2019 war auch das Jahr der Großveranstaltungen. Man denke an den erfolgreichen, doch sehr regnerischen Potsdamer Tag der Wissenschaften, oder an das dreitägige Konterfei-Festival mit der Werkschau (auch äußerst regnerisch). Irgendwie schien das Wetter nicht mitspielen zu wollen bei diesen öffentlichen Events – wie einige Fachbereiche und Hochschulangehörige übrigens auch. Wir als Hochschule tun uns mit solchen Veranstaltungen immer noch schwer. Wer sind wir eigentlich? Was wollen wir? Und was bringt uns das?
Die Diskussionen werden auch im neuen Jahr weitergehen, denn vieles ist noch offen. Was bereits klar ist: 2020 wird es anders laufen als bisher. Die Werkschau soll nun parallel zum neuen „Schaufenster“-Format stattfinden, in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Und das studentisch organisierte Konterfei-Festival soll nicht zeitgleich, sondern am darauffolgenden Wochenende stattfinden. Zu unterschiedlich seien die Vorstellungen der Hochschulleitung und der studentischen Initiative gewesen.
Doch auch die kleinen Events hielten 2019 die Hochschule auf Trab: von Antrittsvorlesungen und Infotagen, über den Gesundheitstag mit Virtual-Reality-Brillen und kostenlosen Smoothies, bis hin zu etwas verstaubten Klassikern wie die jährliche Immafeier mit Schifffahrt und den Tag der Lehre. Nicht zu vergessen: die studentischen Live-Auftritte des „Denklöffel“ sorgten im Sommer für anspruchsvolle Unterhaltung zur Mittagszeit. Anders und recht kurz war im Dezember die Weihnachtsfeier im Hauptgebäude. Warum für eine erfolgreiche und vor allem von Studierenden gut besuchte Feier nicht mehr das Casino gewählt wurde, bleibt dabei ein Rätsel.
Zu guter Letzt glänzte eine Veranstaltung auch durch ihre Abwesenheit: der Hochschultag. Dafür wird es 2020 einen etwas anderen Hochschultag geben – die lange Nacht der FHP, an der FHP. Das bedeutet also keinen Döllnsee und kein Hotel mit dubioser Nazivergangenheit mehr. Na ja, immerhin findet er noch in der ehemaligen Adolf-Hitler-Kaserne statt; etwas Tradition muss ja sein!
Was noch so passiert ist
Studentische Hilfskräfte (SHK) dürfen seit letztem Jahr nur Aufgaben übernehmen, die einen direkten Bezug zu Studium, Lehre und Forschung haben. Das ist die Folge eines Urteils des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg. Für alle weiteren administrativen Aufgaben (mit Ausnahme der Bibliothek) gibt es nun einen Arbeitsvertrag nach Tarif. Dieser hat zwar bessere Konditionen, gilt aber als sachgrundlose Befristung.
Ende März wurde der neue Hochschulvertrag zwischen FHP und MWFK unterschrieben. Die Vereinbarung gilt für den Zeitraum 2019 bis 2023. Dort wurden sowohl hochschulübergreifende als auch hochschulspezifische Festlegungen zu Studium, Forschung, Transfer, Digitalisierung usw. vereinbart, welche die Hochschule in den fünf Jahren erfüllen muss. Besonders erfreulich ist die Passage zum Diskriminierungsschutz: damit verpflichten sich die brandenburgischen Hochschulen, Strukturen und Ansprechpersonen für den Schutz vor Diskriminierung aufzubauen. Dazu gehören präventive Maßnahmen vor insbesondere rassistisch motivierter Diskriminierung sowie die Einführung hochschulweiter Beschwerdewege.
Seit Juli hat unsere Mensa und Cafeteria eine neue Leitung. Apropos Mensa: dort wurden im August die studentischen Preise leicht erhöht, zum ersten Mal seit über zehn Jahren. Grund dafür sind die gestiegenen Lebensmittelpreise und Personalkosten. Es war auch das letzte Jahr mit kostenlosem Nachtisch – ab 2020 ist das Dessert kostenpflichtig. Immerhin soll es noch ein Stück Frischobst dazu geben.
Um dem Falschparker*innen-Wahnsinn vorzubeugen, wurde letztes Jahr eine zweite Schranke installiert – ein Herzensprojekt der Kanzlerin. Doch leider wurde die Schranke mehrmals Opfer von Vandalismus; alle paar Wochen musste HGP (Hochschul-Gebäudemanagement Potsdam) die kaputte Schranke reparieren. Anfang November war aber erstmal Schluss – zwei Personen wurden auf frischer Tat ertappt, als sie die Schranke beschädigten. Nichtsdestotrotz wurden kurz darauf Kameras installiert, die von nun auf den Bereich rund um den Solarpavillon im Blick behalten.
Nach einer einjährigen Pilotphase endete im September die Theaterflatrate des Hans-Otto-Theaters. Das Angebot ermöglichte es Studierenden der FH Potsdam und der Filmuni Babelsberg fast alle Stücke kostenlos zu besuchen. Die Kooperation wurde aus Rücklagen des Studentenwerk Potsdams finanziert. Die Bedingung des Studentenwerks für eine Fortführung der Flatrate war jedoch die Zustimmung aller Studierendenvertretungen der Potsdamer Hochschulen. Da sich der AStA der Uni Potsdam dagegen entschieden hat, wurde die Flatrate erstmal eingestellt.
Auch eine weitere Pilotphase ging zu Ende: Im September endete die Kooperation, mit der Studierende auch in Berlin zu vergünstigten Konditionen Nextbike fahren konnten. Aufgrund steigender Kosten und einer vergleichsweise geringen Nutzung in Berlin, hatte der AStA Anfang des Jahres entschieden, sich wieder nur auf Potsdam zu konzentrieren. In Potsdam können Studierende nach wie vor bis zu 3 Stunden am Tag kostenlos fahren. Übrigens sind als Teil der Kooperation Ende 2019 weitere Räder dazugekommen und es wurde eine zweite, virtuelle Station neben Haus A „eröffnet“, wo die Fahrräder ebenfalls zurückgegeben werden können. Zukünftig wird diese vor das Hauptgebäude verlagert werden.
Der jährliche Gremienwahnsinn
Das Wintersemester startete etwas holprig für die studentische Vertretung im Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften, wo weder für den Fachbereichsrat noch für den StuRa genügend Studierende kandidierten. Doch sonst war es ein recht aktives Jahr für die Studierendenvertretungen.
Die Dachmarke Haus 17, unter der sich die studentischen Gremien und Initiativen vereinen, wurde 2019 offiziell eingeführt. Auch im Haus selbst hat sich etwas getan: neben der Anpassung der Gremienräume wurde mit Unterstützung der Hochschulleitung auch der Co-Working-Space modernisiert. Höhenverstellbare Tische, Raumtrenner und große Monitore stehen nun allen Studierenden zur Verfügung. Doch ganz fertig sieht er noch nicht aus, auch in diesem Jahr wird der AStA etwas zu tun haben.
Kaputte Studierendenausweise waren auch im letzten Jahr ein Problem. 2018 wurden über 600 Ersatzkarten ausgestellt, die Hälfte davon aufgrund von Abnutzung oder Beschädigung. Denn die Campus.Karte ist nicht nur ein Ausweis; mit ihr kann man bargeldlos bezahlen, Räume aufschließen, drucken, Bücher ausleihen und jetzt auch Schranken öffnen. Da die Technik jedoch äußerst empfindlich ist, musste eine Lösung her, zudem auch die Gebühr für eine Ersatzkarte nun doch auf 20 Euro gestiegen ist. Daher hat der AStA zusammen mit der Hochschulleitung neue Hardcover-Hüllen gekauft, die sich jede*r Studi kostenlos holen kann (z.B. beim Studien-Info-Service oder bei den Dekanaten). Die ersten Hüllen wurden bereits über die Erstibeutel verteilt.
Im August wurde das Hochschulbündnis Potsdam ins Leben gerufen. Dazu gehören die Leitungen der drei Potsdamer Hochschulen, ihre Studierendenvertretungen sowie das Studentenwerk Potsdam. Ziel der Kooperation ist es, gemeinsame Themen zu bündeln und Synergien zu schaffen. Zunächst steht das Thema studentisches Wohnen im Fokus, denn auch mit der kürzlichen Eröffnung eines neuen Wohnheimes in Golm ist das Angebot an bezahlbarem Wohnraum in Potsdam alles andere als ausreichend.
Ein großer Erfolg war 2019 auch das Verfahren, welches die Studierendenschaft gegen die Stadt gewonnen hat. Die Stadt Potsdam forderte den AStA auf, das Casino als Gewerbe anzumelden, für den Fall der Nichtanwendung wurde mit der Schließung des Betriebes gedroht. Gegen diese Zwangsmittelandrohung legte die Studierendenschaft Widerspruch ein. Nach erneuter Prüfung durch die Stadt Potsdam konnte festgestellt werden, dass im Casino doch keine Gewinnerzielungsabsicht vorliegt und somit keine Gewerbeanmeldung erforderlich ist. Die Ordnungsverfügung wurde daher aufgehoben; die Kosten für das Verfahren durfte die Stadt Potsdam tragen.
Die Studierendenvertretung setzte zu Beginn des Sommersemesters 2019 außerdem ein Zeichen für die Gleichbehandlung aller Studierenden. In einem Brief an die SKSL (Ständige Kommission für Studium und Lehre) forderte sie die ausschließliche Kennzeichnung von Prüfungsunterlagen mit der Matrikelnummer, da diese zur Leistungszuordnung ausreichend ist. Seit ihrer 50. Sitzung empfiehlt die SKSL nun, dass ab dem Wintersemester 2019/2020 Klausuren an der FH Potsdam nur noch mit einer Matrikelnummer zur Identifikation versehen werden. Damit wird eine personenneutrale Bewertung unterstützt – doch den Studierendenausweis zum Abgleich bitte nicht vergessen!
Zu guter Letzt sorgte auch ein weiteres Thema für allgemeine Aufregung: Naphthalin! Studierende hatten sich über einen penetranten Geruch im Haus 2 beschwert. Nachdem ein Raum geräumt wurde, ein Seminarraum jedoch offen blieb, fingen die Studierenden an, sich Sorgen zu machen.
Als die Anfragen des StuRas nicht beachtet wurden, entschied dieser sich, den Fall auf Semikolon sowie über die lokale Presse zu veröffentlichen. Das sorgte nicht nur für Aufsehen, sondern auch für Ergebnisse: innerhalb kürzester Zeit bekam der StuRa die Messwerte des Raumes (Spoiler: sie sind gering) und Ersatzräume wurden gefunden. Ab dem Sommersemester 2020 soll der geschlossene Raum nach den derzeit laufenden Bauarbeiten wieder eröffnet und genutzt werden. Hoffentlich wird 2020 auch besser mit den Studierendenvertretungen gearbeitet – das geht deutlich schneller und einfacher.
Klimawandel
2019 war auch Klimajahr. Angespornt durch die Bewegung Fridays for Future hat sich auch an der Hochschule etwas getan: mit der Initiative FHP4Future wurden Selbstverpflichtungen zum klimafreundlichen Reisen von Mitarbeiter*innen eingesammelt. Wissenschaftler*innen verschiedener Hochschulen in Brandenburg und Berlin vernetzten sich wöchentlich, und seit einigen Monaten trifft sich das hochschulinterne „Klimacafé“ mittwochs in der Cafeteria.
Als dritte Studierendenschaft Brandenburgs unterzeichnete der AStA das Positions- und Forderungspapier „Nachhaltigkeit & Ethik an Hochschulen“. Das Papier fasst Maßnahmen für einen nachhaltigen und sozial verantwortlichen Alltag an Hochschulen zusammen; dazu gehören die Handlungsbereiche Governance, Betrieb, Lehre und Forschung.
Die studentische Initiative „INZukunft“ und der AStA gründeten das Bündnis „Students for Future Potsdam“. Zusammen mit engagierten Hochschulangehörigen wurde im November die Klimastreikwoche organisiert, mit Vorträgen, einer Kleidertauschparty und einem Plakatworkshop. So wünscht man sich eine Hochschule! Etwas ähnliches wie ein FHP-Identifikationsgefühl war auch bei den großen Klimademos spürbar, als Studierende, Lehrende und Mitarbeiter*innen gemeinsam für das Klima streikten.
Doch es gibt noch viel zu tun! Auf ein weiteres, aktives Klimajahr 2020.
Yeah Niko!
Danke für die Klasse Zusammenfassung!
Im Überblick ist es schon beeindruckend was über das Jahr hinweg alles passiert und sich vor allem nach vorne entwickelt hat.